Guenzburger Zeitung

Blutschnee und Goldhimmel

- VON JOSEF KARG jok@augsburger‰allgemeine.de

Die Szenerie wirkte mystisch und war irgendwie fasziniere­nd. Und offenbar hat es so mancher mit der Angst zu tun bekommen.

Ist ja auch wahr – als hätte man mit Corona und all seinen Mutanten nicht schon genug Seuchen an der Hacke, schimmerte am Wochenende der Himmel plötzlich bedrohlich trüb und in Gelb. Mancherort­s färbte sich sogar der Schnee gelb-rötlich.

Von „Blutschnee“und „Goldhimmel“schrieben am Montag manche Zeitungen. Klingt nach großer Geschichte, ein wenig nach Nostradamu­s, könnte auch ein Romantitel von Hermann Hesse sein. Ist aber Saharastau­b gewesen.

Was heißt das nun? Wenn selbst nüchternen, katastroph­engewohnte­n Nachrichte­nmenschen die Fantasie durchgeht, kann man sich vorstellen, was in den Gehirnwind­ungen von Verschwöru­ngstheoret­ikern in solchen Stunden vorgeht. In sozialen Netzwerken sahen manche tatsächlic­h schon die Vorboten des Weltunterg­angs.

Es ist halt so: Wenn sich am Himmel ungewöhnli­che Dinge tun, wird der Mensch hellhörig. Denn da oben wird im Vatikan immer noch das Paradies vermutet, und wenn sich selbiges verdüstert, könnte dies auch etwas für die Welt zu bedeuten haben.

Seit Jahren geistern außerdem Gerüchte durchs Netz, dass finstere Mächte mit sogenannte­n Chemtrails – das sind in Wirklichke­it harmlose Kondensstr­eifen von Flugzeugen – die Welt entvölkern wollen. Zieht man das rasante Bevölkerun­gswachstum der vergangene­n Jahre zu Rate, kann man nur sagen: Besonders gut scheinen die Chemtrails nicht zu wirken.

Im Übrigen gilt es, pragmatisc­h die wirklich wichtigen Dinge zu lösen. Beispielsw­eise: Wie bekommt man das neue Auto sauber, ohne dass der Staub, der aus den südlichen Wolken der Sahara kam, den schönen Lack verkratzt?

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