Das TVPhänomen
Warum Biathlon im Fernsehen so erfolgreich ist
Berlin Wenn im Schnee auf kleine schwarze Scheiben geschossen wird, schnellen die Einschaltquoten nach oben. Obwohl Biathlon nur von wenigen Deutschen selber betrieben wird, lockt die Sportart regelmäßig ein Millionen-Publikum vor den Fernseher. Die Skijagd ist hierzulande nach Fußball derzeit der zweite große TV-Liebling. ARD und ZDF dürfen sich bei der am Mittwoch beginnenden WM im slowenischen Pokljuka auf große Reichweiten und hohe Marktanteile freuen. Biathlon ist ein TV-Phänomen, das die öffentlich-rechtlichen Sender seit Jahren mit stabilen oder sogar steigenden Zahlen erfreut. „Es ist und bleibt die beliebteste Winterport-Disziplin“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Die Gründe liegen für ihn auf der Hand:
„Es bietet die meisten Überraschungen. Das Faszinierende ist, dass man bis zum letzten Schießen nicht weiß, wer gewinnt – es kann immer noch etwas passieren. Man muss bis zum Schluss dranbleiben.“Die Sportart habe eine wachsende Beliebtheit, „weil sie sich immer wieder neu erfindet“, sagte der Medienwissenschaftler Christoph Bertling.
Die Biathlon-Verantwortlichen haben nach Ansicht des Medienexperten mehrere Stufen genommen: „Sie sind in die Stadien gegangen, sie haben ein Happening oder eine Eventisierung draus gemacht, ihre Wettkämpfe komplett neu ausgerichtet.“Während der laufenden Weltcup-Saison ist die Zahl der TVZuschauer sogar gestiegen, obwohl das Publikum vor Ort fehlte. „Biathlon wird noch mehr geschaut als im vergangenen Jahr“, berichtete ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. „Wir hatten am letzten Wochenende vor der WM mit fast sechs Millionen Zuschauern und Marktanteilen um die 30 Prozent und darüber absolute Rekordwerte.“Biathlon hat die Formel 1 im Fernsehen schon lange als Nummer 2 hinter Fußball abgehängt. Einzelne Rennen hatten sogar mehr Zuschauer als Spiele der Fußball-Nationalmannschaft im vergangenen Jahr. Insgesamt schafften es neun BiathlonÜbertragungen unter die 50 erfolgreichsten Sport-Sendungen des Jahres 2020.
Nur Handball kann da mithalten und hat bei Erfolgen höhere Einschaltquoten. Allerdings blieben die beim WM-Desaster im Januar in Ägypten aus.