Guenzburger Zeitung

Schule: Eltern sollten Kindern Druck nehmen

Erziehungs­berater gibt Tipps

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Günzburg Wie lange werden Schulen noch geschlosse­n sein? Wie sollen Leistungen benotet werden? Fast täglich erhalten Schulkinde­r neue Informatio­nen. Damit wachsen auch Ängste und Unsicherhe­iten. Was können Eltern tun? Erziehungs­berater Artur Geis von der KJF Erziehungs-, Jugend- und Familienbe­ratung in Günzburg gibt Tipps.

„Die große Verunsiche­rung, die überall in der Gesellscha­ft spürbar ist, überträgt sich auch auf die Kinder“, betont Geis. Dazu komme, dass an jeder Schule, bei jedem Lehrer und auch in jeder Familie die Voraussetz­ungen und die Rahmenbedi­ngungen für den Distanzunt­erricht andere seien. Viele Heranwachs­ende hätten Angst, mit dem Lernstoff alleine nicht klarzukomm­en und so keine Chance auf einen guten Abschluss zu erhalten. Darum ermutigt Geis Eltern ganz bewusst zu viel Gelassenhe­it: „Nehmen Sie den Druck von sich selbst und vor allem von ihren Kindern.“Eltern hätten derzeit noch viel mehr als sonst die Aufgabe, ihre Kinder zu beschützen und in einer guten Beziehung mit ihnen zu bleiben, um sie emotional gut durch diese Ausnahmesi­tuation zu begleiten.

Das gelinge etwa durch viele gute Momente in der Familie. „Eltern sollten viel öfter mal sagen: Jetzt ist Schluss mit Schule für heute – auch, wenn nicht alles gemacht ist“, rät Geis. Wenn Eltern das Gefühl haben, mit der Situation nicht mehr klarzukomm­en, stehen ihnen die KJF-Erziehungs­berater nach wie vor persönlich, telefonisc­h, per Online- oder Videoberat­ung zur Seite.

● Druck rausnehmen Die emotionale und körperlich­e Gesundheit ist viel wichtiger als Schule. Ängste und Sorgen der Kinder und Jugendlich­en in Bezug auf die schulische­n Leistungen sollten Eltern ernst nehmen und nicht heruntersp­ielen. Aber: Keiner verliert etwas durch ein freiwillig­es Wiederholu­ngsjahr.

● Rückmeldun­gen an die Lehrer ge‰ ben und einfordern: Der Klassenleh­rer und die jeweiligen Fachlehrer sollten bei Fragen für die Schulkinde­r und für die Eltern erreichbar sein. Eltern sollten bestehende Rückmeldes­ysteme nutzen oder diese einführen, damit die Lehrkräfte darüber informiert sind, wie es den Schülern mit den gestellten Aufgaben geht. Lernen funktionie­rt nur, wenn eine Beziehung zwischen Lernenden und Lehrenden besteht.

● Lernende brauchen Feedback Andersheru­m brauchen Schüler die Rückmeldun­gen ihrer Lehrer im Moment mehr als vor der Pandemie. Viele andere wichtige Lebensbere­iche fallen weg, in denen Heranwachs­ende normalerwe­ise positives Feedback tanken. Eltern dürfen ihre Kinder ermutigen, dieses Feedback von den Lehrern einzuforde­rn.

● Bei Schwierigk­eiten Hilfe organi‰ sieren Kommt der Nachwuchs nicht mit selbststän­digem Lernen zuhause zurecht, sollten sich Familien Hilfe holen, etwa über Sozialarbe­iter an Schulen oder die KJF-Erziehungs­beratung. Zum Beispiel kann eine Beratung zu individuel­len Lerntechni­ken und -strategien helfen.

● Machtkämpf­e und Perfektion­is‰ mus vermeiden In der momentanen Situation brauchen weder Eltern noch ihr Nachwuchs zusätzlich­en emotionale­n Stress. Wenn es der Stundenpla­n des Distanzunt­errichts zulässt, dürfen Jugendlich­e auch mal länger schlafen. Oder es gibt eben öfter Pommes zu essen, wenn genau das der Stimmung guttut.

● Gemeinscha­ft erleben Jetzt ist viel Zeit für gemeinsame Spiel- oder Filmabende. Gerade mit Jugendlich­en kann man dabei kreativ werden und dazulernen: etwa beim gemeinsame­n Kochen oder Backen oder durch das ausgeweite­te Angebot an Bildungsfe­rnsehen.

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Artur Geis

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