Guenzburger Zeitung

Getrübte Freude über Impfung

Großbritan­nien zählt viele Corona-Tote

- VON KATRIN PRIBYL

London In der Downing Street Nummer zehn würde man die Zahl der Covid-19-Toten am liebsten ausblenden. Es sind mittlerwei­le rund 113000. So lautet die ernüchtern­de und trotzdem etwas geschönte Rechnung der Regierung. Denn in dieser Statistik werden nur jene Menschen verfasst, die innerhalb von 28 Tagen nach einem positiven Testergebn­is verstorben sind.

Eine andere Zahl dagegen werden Mitglieder der Regierung dieser Tage nicht müde zu betonen: Mehr als zwölf Millionen Menschen haben in Großbritan­nien mittlerwei­le zumindest die erste Impfung gegen das Coronaviru­s erhalten. Allein am vergangene­n Samstag waren es fast 550 000. Geht es so weiter, könnten bis zum 15. Februar etwa 16 Millionen Briten ihre erste Impfung erhalten haben, womit die von der Regierung ausgegeben­e Zielmarke von 15 Millionen Menschen bis Mitte des Monats sogar noch überschrit­ten würde. Voller Stolz wird derzeit sogar die Möglichkei­t in Aussicht gestellt, bis Mai die gesamte erwachsene Bevölkerun­g mit einer ersten Dosis zu versehen.

Auf der Insel verfolgt man die Strategie, den Abstand zwischen den beiden Impfungen auf zwölf Wochen zu verlängern, um trotz Impfstoffk­nappheit so vielen Menschen wie möglich einen gewissen Schutz zu gewähren. Doch seit dem Wochenende wird die Freude über die bislang erfolgreic­h laufende Impfkampag­ne von Sorgen getrübt. Gerade hat die an der Entwicklun­g des AstraZenec­a-Impfstoffs beteiligte Universitä­t Oxford eine Studie veröffentl­icht, wonach das Mittel nur einen „minimalen Schutz“vor leichten und moderaten Verläufen bei einer Infektion mit der südafrikan­ischen Coronaviru­s-Variante B.1.351 bietet. Beruhigend: Gegen die bislang in Großbritan­nien vorherrsch­enden Mutanten seien sowohl die Vakzine von Biontech/Pfizer als auch die von AstraZenec­a offenbar wirksam.

Die britische Regierung steht unter massivem Druck. Zwar ist die Infektions­rate aufgrund des strengen Lockdowns zuletzt signifikan­t gesunken. Mitte Januar waren es bis zu 68 000 Fälle pro Tag, am Sonntag wurden nur noch knapp 16000 Neuinfekti­onen gemeldet. Doch weiterhin ist die Zahl zu hoch und die Krankenhäu­ser zu voll, weshalb alle Anstrengun­gen in die Impfkampag­ne gesteckt werden. Zudem, so heißt es hinter den Kulissen, könnte der Lockdown bis Ostern dauern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany