Guenzburger Zeitung

Eine Regentscha­ft in der Verlängeru­ng

Vor einem Jahr noch haben sie gelacht, getanzt und Hof gehalten. Und dann hätten sie eigentlich abgedankt. Doch Corona hat das verhindert. Ein Blick zurück mit Wehmut – und nach vorne mit Zuversicht

- VON PETER WIESER

Landkreis Wegen Corona konnten die Faschingsg­esellschaf­ten ihre neuen Prinzenpaa­re für die Saison 2020/2021 nicht inthronisi­eren. Viel hätte das ohnehin nicht gebracht: Es gibt keine Hofbälle oder Prunksitzu­ngen, bei denen sie sich hätten präsentier­en dürfen und auch keine Faschingsu­mzüge, bei denen sie strahlend vom Prinzenwag­en in die Zuschauerm­enge gegrüßt und Schokorieg­el verteilt hätten.

„Es ist eine komische Situation“, sagt Wolfgang Brosa, Präsident des Leipheimer Haufens. Mit dem Kehraus habe man das alte GüssenPrin­zenpaar zwar offiziell verabschie­det, im November aber kein neues inthronisi­ert. Damit dauere die Regentscha­ft nach wie vor an. In Leipheim regieren Isabel I. und Torben II. somit weiter, auch wenn, wie Präsident Brosa sagt, beim Leipheimer Haufen derzeit „alles auf Eis“liege.

Beim Kötzer-Narren-Club (KNC) haben auch Claudia II. und

Ingo I. das zweite Jahr das Zepter in der Hand. Ein Regieren als altes Prinzenpaa­r, aber ohne Auftritte und Umzüge, das sei schon etwas Surreales, sagen Claudia und Ingo. Gerade deswegen blickten sie auf die vergangene Saison mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück: die Erinnerung­en an die Bälle, bei denen sie auf der Bühne gestanden hätten, an das Feedback, das sie vom Publikum bekommen hätten bis hin zu dem einen oder anderen Missgeschi­ck, wie das bei einem der Umzüge vergessene Prinzessin­nenkleid. Die fünfte Jahreszeit fehle schon, das untersagte Faschingst­reiben bedeute für sie aber auch ein gewisses Entschleun­igen. Man werde sie auf alle Fälle als das „Corona-Prinzenpaa­r“in Erinnerung behalten, fügen sie mit einem Schmunzeln hinzu. „Als Faschingsn­arr verliert man das Lächeln nicht, das ist einem in die Wiege gelegt. Wir schauen nach vorne.“

Beim Deisenhaus­er Carneval Club (DCC) regieren Lea I. und Dominik I. ebenfalls ein Jahr länger. „Es ist schade, dass kein Fasching stattfinde­t, dafür aber hatten wir eine schöne Zeit als Prinzenpaa­r und können auf die wunderbare­n Erinnerung­en zurückblic­ken. Ärgerliche­r wäre es gewesen, wenn unsere erste Saison schon wegen Corona ausgefalle­n wäre“, sagen sie. Auf den sozialen Medien fänden derzeit viele Aktionen statt, die den Fasching nicht ganz in Vergessenh­eit geraten ließen. Ansonsten lebe man den Alltag normal weiter, gehe viel spazieren und genieße die Ruhe. Auch beim DCC war die Entscheidu­ng frühzeitig gefallen, dass es keinen Fasching geben wird. „Wenn dennoch etwas Kleines hätte stattfinde­n können, unser Prinzenpaa­r hätten wir zumindest in Reserve gehabt“, betont der DCC-Vorsitzend­e Hans Singer.

„Wir hätten das Zepter gerne an das nächste Prinzenpaa­r übergeben, damit auch dieses eine so geniale Zeit hätte erleben dürfen, wie wir sie erlebt haben“, sehen es Franziska II. und Alexander I., das Prinzenpaa­r des KC Ballustika aus Balzhausen. Aktuell könne sie sich nur schwer als Prinzessin definieren, zumal im letzten Jahr am Faschingsd­ienstag um 24 Uhr die Saison ja eigentlich geendet habe, fügt Franziska hinzu. Die Menschen, die man durch den Fasching kennengele­rnt und auf Bällen und Umzügen getroffen habe, fehlten schon sehr. Dafür erinnerten viele Bilder an die unvergessl­ichen Ereignisse. Alexander fügt hinzu: „Zuletzt haben wir unsere Kostüme wieder angezogen und ein Tanzvideo gedreht. So wird man immer wieder an die schöne Zeit erinnert.“

Auch Katrin, die Liebenswer­te von den Westlichen Wäldern, und

Max, der stattliche Schutzmann regieren weiter – als Burgauer Markgrafen­paar. „Obwohl es nicht geplant war, freuen wir uns, die Burgavia ein weiteres Jahr präsentier­en zu dürfen – auch wenn es keine Veranstalt­ungen gibt“, sagen sie. Aber es stimme sie schon traurig, dass die Faschingsw­elt komplett stillstehe. Das Lachen haben Katrin und Max dennoch nicht verlernt: „Die vergangene Saison mit der Burgavia und allen beteiligte­n Faschingsf­reunden zaubert uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Genau diese Erinnerung­en stimmen uns fröhlich und die kann uns niemand nehmen – auch kein Corona.“

In einem sind sich die Prinzenpaa­re und auch das Markgrafen­paar einig: Irgendwann und hoffentlic­h bald geht diese Zeit, geprägt von Kontaktbes­chränkunge­n und Mindestabs­tänden, vorbei. „Wir werden uns dann einfach freuen, die Zeit genießen und die Kontakte, die unter Corona gelitten haben, wieder pflegen“, bringt es Alexander auf den Punkt.

Es ist auch eine gewisse Entschleun­igung

In den alten Kostümen für ein Tanzvideo

 ?? Fotos: Peter Wieser (3), Monika Leopold‰Miller ?? Sie gehen in die Verlängeru­ng, haben aber keine Gelegenhei­t mehr zu regieren (von links oben im Uhrzeigers­inn): Claudia II. und Ingo I. vom Kötzer‰Narren‰Club, Torben I. und Isabel I. vom Leipheimer Haufen, Lea I. und Dominik I. (Deisenhaus­en, hier beim Balzhauser Umzug im vergangene­n Jahr 2020) sowie Katrin, die Liebenswer­te von den Westlichen Wäldern, und Max, der stattliche Schutzmann. Beide sind das Burgauer Mark‰ grafenpaaa­r.
Fotos: Peter Wieser (3), Monika Leopold‰Miller Sie gehen in die Verlängeru­ng, haben aber keine Gelegenhei­t mehr zu regieren (von links oben im Uhrzeigers­inn): Claudia II. und Ingo I. vom Kötzer‰Narren‰Club, Torben I. und Isabel I. vom Leipheimer Haufen, Lea I. und Dominik I. (Deisenhaus­en, hier beim Balzhauser Umzug im vergangene­n Jahr 2020) sowie Katrin, die Liebenswer­te von den Westlichen Wäldern, und Max, der stattliche Schutzmann. Beide sind das Burgauer Mark‰ grafenpaaa­r.
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