Eine Regentschaft in der Verlängerung
Vor einem Jahr noch haben sie gelacht, getanzt und Hof gehalten. Und dann hätten sie eigentlich abgedankt. Doch Corona hat das verhindert. Ein Blick zurück mit Wehmut – und nach vorne mit Zuversicht
Landkreis Wegen Corona konnten die Faschingsgesellschaften ihre neuen Prinzenpaare für die Saison 2020/2021 nicht inthronisieren. Viel hätte das ohnehin nicht gebracht: Es gibt keine Hofbälle oder Prunksitzungen, bei denen sie sich hätten präsentieren dürfen und auch keine Faschingsumzüge, bei denen sie strahlend vom Prinzenwagen in die Zuschauermenge gegrüßt und Schokoriegel verteilt hätten.
„Es ist eine komische Situation“, sagt Wolfgang Brosa, Präsident des Leipheimer Haufens. Mit dem Kehraus habe man das alte GüssenPrinzenpaar zwar offiziell verabschiedet, im November aber kein neues inthronisiert. Damit dauere die Regentschaft nach wie vor an. In Leipheim regieren Isabel I. und Torben II. somit weiter, auch wenn, wie Präsident Brosa sagt, beim Leipheimer Haufen derzeit „alles auf Eis“liege.
Beim Kötzer-Narren-Club (KNC) haben auch Claudia II. und
Ingo I. das zweite Jahr das Zepter in der Hand. Ein Regieren als altes Prinzenpaar, aber ohne Auftritte und Umzüge, das sei schon etwas Surreales, sagen Claudia und Ingo. Gerade deswegen blickten sie auf die vergangene Saison mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück: die Erinnerungen an die Bälle, bei denen sie auf der Bühne gestanden hätten, an das Feedback, das sie vom Publikum bekommen hätten bis hin zu dem einen oder anderen Missgeschick, wie das bei einem der Umzüge vergessene Prinzessinnenkleid. Die fünfte Jahreszeit fehle schon, das untersagte Faschingstreiben bedeute für sie aber auch ein gewisses Entschleunigen. Man werde sie auf alle Fälle als das „Corona-Prinzenpaar“in Erinnerung behalten, fügen sie mit einem Schmunzeln hinzu. „Als Faschingsnarr verliert man das Lächeln nicht, das ist einem in die Wiege gelegt. Wir schauen nach vorne.“
Beim Deisenhauser Carneval Club (DCC) regieren Lea I. und Dominik I. ebenfalls ein Jahr länger. „Es ist schade, dass kein Fasching stattfindet, dafür aber hatten wir eine schöne Zeit als Prinzenpaar und können auf die wunderbaren Erinnerungen zurückblicken. Ärgerlicher wäre es gewesen, wenn unsere erste Saison schon wegen Corona ausgefallen wäre“, sagen sie. Auf den sozialen Medien fänden derzeit viele Aktionen statt, die den Fasching nicht ganz in Vergessenheit geraten ließen. Ansonsten lebe man den Alltag normal weiter, gehe viel spazieren und genieße die Ruhe. Auch beim DCC war die Entscheidung frühzeitig gefallen, dass es keinen Fasching geben wird. „Wenn dennoch etwas Kleines hätte stattfinden können, unser Prinzenpaar hätten wir zumindest in Reserve gehabt“, betont der DCC-Vorsitzende Hans Singer.
„Wir hätten das Zepter gerne an das nächste Prinzenpaar übergeben, damit auch dieses eine so geniale Zeit hätte erleben dürfen, wie wir sie erlebt haben“, sehen es Franziska II. und Alexander I., das Prinzenpaar des KC Ballustika aus Balzhausen. Aktuell könne sie sich nur schwer als Prinzessin definieren, zumal im letzten Jahr am Faschingsdienstag um 24 Uhr die Saison ja eigentlich geendet habe, fügt Franziska hinzu. Die Menschen, die man durch den Fasching kennengelernt und auf Bällen und Umzügen getroffen habe, fehlten schon sehr. Dafür erinnerten viele Bilder an die unvergesslichen Ereignisse. Alexander fügt hinzu: „Zuletzt haben wir unsere Kostüme wieder angezogen und ein Tanzvideo gedreht. So wird man immer wieder an die schöne Zeit erinnert.“
Auch Katrin, die Liebenswerte von den Westlichen Wäldern, und
Max, der stattliche Schutzmann regieren weiter – als Burgauer Markgrafenpaar. „Obwohl es nicht geplant war, freuen wir uns, die Burgavia ein weiteres Jahr präsentieren zu dürfen – auch wenn es keine Veranstaltungen gibt“, sagen sie. Aber es stimme sie schon traurig, dass die Faschingswelt komplett stillstehe. Das Lachen haben Katrin und Max dennoch nicht verlernt: „Die vergangene Saison mit der Burgavia und allen beteiligten Faschingsfreunden zaubert uns immer wieder ein Lächeln ins Gesicht. Genau diese Erinnerungen stimmen uns fröhlich und die kann uns niemand nehmen – auch kein Corona.“
In einem sind sich die Prinzenpaare und auch das Markgrafenpaar einig: Irgendwann und hoffentlich bald geht diese Zeit, geprägt von Kontaktbeschränkungen und Mindestabständen, vorbei. „Wir werden uns dann einfach freuen, die Zeit genießen und die Kontakte, die unter Corona gelitten haben, wieder pflegen“, bringt es Alexander auf den Punkt.
Es ist auch eine gewisse Entschleunigung
In den alten Kostümen für ein Tanzvideo