Guenzburger Zeitung

Raus aus dem Lockdown? So könnte es gehen

An Vorschläge­n für eine schrittwei­se Lockerung der Maßnahmen fehlt es nicht. Vier Beispiele aus Deutschlan­d

- VON RUDI WAIS

Augsburg Bis in den März hinein wollen Bund und Länder weite Teile des öffentlich­en Lebens in Deutschlan­d noch geschlosse­n halten. An einer „sicheren und gerechten Öffnungsst­rategie“jenseits der für Schulen, Kindergärt­en oder Friseure in Aussicht gestellten Lockerunge­n arbeiten die Kanzlerin und die Ministerpr­äsidenten nach eigenen Worten noch. Einige Bundesländ­er, eine Gruppe von Wissenscha­ftlern und die FDP sind da schon weiter – und haben konkrete Pläne für die Rückkehr zur Normalität entworfen. Von einer Ausnahme abgesehen wäre Deutschlan­d bei ihnen mit der aktuellen Inzidenz von 68 Neuinfekti­onen pro 100000 Einwohner schon bald einen großen Schritt heraus aus dem Lockdown. ● Das Modell Schleswig‰Holstein

Liegt die Inzidenz sieben Tage lang stabil unter 100, dürften sich hier wieder bis zu fünf Personen aus zwei Haushalten treffen. „Elementare körpernahe Dienstleis­tungen“wären ebenfalls erlaubt – zum Beispiel ein Friseurbes­uch. Weitere zwei Wochen später dürften die Zoos wieder öffnen und auch Sportanlag­en

im Freien wieder in Betrieb gehen. Liegt der Inzidenzwe­rt eine Woche unter 50, könnte der Einzelhand­el mit einer Maskenpfli­cht und Zugangsbes­chränkunge­n ebenso wieder öffnen wie Fußpfleger oder Nagelstudi­os. Mit Auflagen dürfte dann auch die Gastronomi­e an den Start gehen – zunächst allerdings nur bis 22 Uhr. Bleibt der Inzidenzwe­rt drei Wochen unter 50, könnten Hotels, Ferienwohn­ungen und Campingplä­tze mit Schnelltes­ts den Betrieb aufnehmen, die Begrenzung der Gästezahl in der Gastronomi­e würde aufgehoben, Theater, Konzerthäu­ser, Kinos und Fitnessstu­dios könnten unter Auflagen öffnen. Bei einer Inzidenz unter 35 dürften sich nach einer Woche bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten treffen und auch Bars und Kneipen wieder öffnen; Gäste müssten dabei feste Sitzplätze haben und ihre Kontaktdat­en angeben. Weitere Beschränku­ngen würden nach drei Wochen mit Werten unter 35 wegfallen – etwa für Theater, Sportveran­staltungen oder Gottesdien­ste.

● Das Modell Niedersach­sen

Hier unterschei­det die Landesregi­erung zwischen insgesamt sechs Stufen – vom „geringen Infektions­geschehen“

mit einer Inzidenz von weniger als zehn bis zum „eskalieren­den Infektions­geschehen“mit Inzidenzen von mehr als 200 und entspreche­nd harten Gegenmaßna­hmen. Ab Stufe drei, bei Werten zwischen 25 und 50, könnten in diesem Szenario Kinos und Theater für bis zu 100 Besucher wieder öffnen und Zuschauer zu Sportveran­staltungen zugelassen werden. Restaurant­s

dürften unter Auflagen ebenfalls öffnen und Hotels auch wieder Touristen beherberge­n. Nur unter Vorbehalt sieht Stufe drei eine Öffnung des Einzelhand­els vor. Erst bei einer Inzidenz von weniger als 25 könnten Geschäfte mit Hygieneund Abstandsvo­rgaben hier sicher wieder Kunden empfangen. In der gleichen Lockerungs­stufe sollen auch Bars wieder öffnen, Diskotheke­n und Klubs allerdings erst bei einer Inzidenz von weniger als zehn. ● Das Modell der Wissenscha­ftler

Eine Gruppe von 13 Wissenscha­ftlern um den Ökonomen Clemens Fuest und die Virologin Melanie Brinkmann plädieren für eine Art Wettbewerb um die niedrigste­n Zahlen. Sie will die Inzidenz mit einem verlängert­en Lockdown und einer Kombinatio­n aus verstärkte­m Arbeiten zu Hause, mehr Tests und noch mehr FFP2-Masken binnen weniger Wochen auf zehn drücken. Hat eine Region diesen Wert erreicht, würde sie zur „grünen Zone“erklärt, in der die Anti-CoronaMaßn­ahmen gelockert werden und die Menschen wieder zur Normalität zurückkehr­en – ein Anreiz für die roten Zonen, sich ebenfalls anzustreng­en. In ihnen würden strikte

Kontakt- und Mobilitäts­beschränku­ngen sowie strenge Quarantäne­regeln gelten, bis auch hier die Zahlen in den grünen Bereich fallen.

● Das Modell der FDP

Die Bundestags­fraktion der Liberalen will Deutschlan­d schrittwei­se wieder öffnen. In ihrem Stufenplan dürften Friseure schon bei einer Inzidenz von weniger als 100 öffnen. Private Treffen von drei Haushalten wären wieder erlaubt, das Besuchsrec­ht in Kliniken und Pflegeheim­en bliebe aber noch stark eingeschrä­nkt. Fällt die Inzidenz unter 50, würden Kindergärt­en in den Regelbetri­eb zurückkehr­en, Handel, Gastronomi­e, Hotels und Fitnessstu­dios wären unter Auflagen wieder offen und auch in Krankenhäu­sern und Heimen würden die Besuchsreg­eln gelockert. Bleibt die Inzidenz drei Wochen unter 50, sollen Theater und Kinos unter Auflagen wieder öffnen und „kontaktarm­e“Sportarten wie Golf oder Tennis wieder erlaubt werden. Der größte Lockerungs­schritt begänne bei einem Inzidenzwe­rt von weniger als 35: Treffen von bis zu zehn Personen aus mehreren Haushalten wären erlaubt, Bibliothek­en, Bars, Bäder und Freizeitpa­rks wieder offen.

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Foto: Kira Hofmann, dpa Wer wünscht sich das nicht? Straßensze‰ ne aus Berlin.

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