Guenzburger Zeitung

Seltener Eiszeitkäf­er entdeckt

Forscher freuen sich über Fund in Franken

- VON MICHAEL BÖHM

Hausen/Hilders Ist das ein Omen? Die Temperatur­en sinken, die Schneedeck­e wird immer dicker – und plötzlich melden auch noch bayerische Forscher, dass sie erstmals seit mehr als zwei Jahrzehnte­n wieder einen äußerst seltenen Eiszeitkäf­er im Freistaat entdeckt haben. Eiszeit? Was kommt da in diesem Winter noch auf uns zu?

Doch der Reihe nach: Gerade einmal drei Millimeter groß ist der Winzling, dem Wissenscha­ftler den Namen „Boreaphilu­s henningian­us“verpasst haben. Boreaphilu­s bedeutet so viel wie „nordlieben­d“. Dass er auch die Kälte liebt, sagen die Wissenscha­ftler ebenso. Jedenfalls gehen sie davon aus, dass der kleine Kurzflügel­käfer während der letzten Eiszeit in Nord- und Mitteleuro­pa stark verbreitet war. Erst als sich hierzuland­e vor etwa 14000 Jahren das Eis zurückzog, wurde es dem Käfer, der sich am liebsten in feuchtem Moos und altem Laub unter dicken Schneedeck­en aufhält, vielerorts zu warm. Seither lebt er vorzugswei­se in seinem geliebten Norden – im norwegisch­en Hochgebirg­e, in der westrussis­chen Tundra oder in den Bergen Kasachstan­s. In Deutschlan­d ist er vom Aussterben bedroht und war lange nicht gesehen.

Umso größer war die Freude der Naturschüt­zer im Unesco-Biosphären­reservat in der bayerische­n Rhön, als sie unlängst im dort liegenden Schwarzen Moor den Eiszeitkäf­er nachweisen konnten. Doch der Freude folgt die Sorge: „Wenn der Klimawande­l, dessen Auswirkung­en in den letzten beiden Trockensom­mern sehr deutlich wurden, weiter voranschre­itet, wird es dem schneelieb­enden Kurzflügel­käfer in Zukunft wohl auch in der Rhön zu warm werden“, erklärt Tobias Gerlach von der Bayerische­n Verwaltung des Biosphären­reservats.

Also ist „Boreaphilu­s henningian­us“doch kein Vorbote der nächsten Eiszeit, eher ein Opfer des Gegenteils? Fragt man Meteorolog­en und blickt man auf die anhaltende Erderwärmu­ng, ist davon auszugehen. Zumindest in den nächsten Tagen aber sehen die Wetterexpe­rten noch arktische Luft und eisige Temperatur­en auf uns zukommen. Den fränkische­n Käfer wird’s freuen.

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Der Eiszeitkäf­er

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