Guenzburger Zeitung

1750 Pfund für einmal Quarantäne

Die britische Regierung hat drastische Vorschrift­en für Einreisen aus Hochrisiko­ländern angekündig­t. Wer die Unwahrheit sagt, dem drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis

- VON KATRIN PRIBYL

London Auf jeder Etage Sicherheit­skräfte, patrouilli­erte Gänge und Wächter als Begleitung, selbst wenn man nur für eine Zigarette nach draußen will: Die vorab geleakten Pläne der britischen Regierung für die Quarantäne-Hotels im Königreich lesen sich wie eine „Beschreibu­ng aus der Sowjet-Ära“, befand der Telegraph. Doch ab dem 15. Februar könnte einiges davon Realität werden für Menschen, die aus Hochrisiko­ländern nach Großbritan­nien einreisen. Am Dienstag jedenfalls hatte Gesundheit­sminister Matt Hancock verkündet, wie strikt die Regierung vorgehen will. Rückkehrer aus bislang 33 Ländern, darunter Portugal, Brasilien und Südafrika, nicht aber Deutschlan­d, müssen ab Montag in einem der 16 von der Regierung betrauten Hotels zunächst zehn Tage verbringen.

Das Quarantäne-Paket, das Transport, Hotel und Tests einschließ­t, müssen sie vor ihrer Reise buchen, es kostet 1750 Pfund pro Person, umgerechne­t fast 2000 Euro. Wer auf dem Einreisefo­rmular bezüglich des Landes, in dem er die vergangene­n Wochen verbracht hat, lügt, dem drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis. Er werde sich für die „unglaublic­h harten“Maßnahmen „nicht entschuldi­gen“, sagte Hancock. Mit ihnen will Großbritan­nien verhindern, dass Coronaviru­s-Varianten ins Land eingeschle­ppt werden. Zumindest soll die Verbreitun­g weiterer Mutanten reduziert werden. Bei dem drastische­n Schritt, für den man sich Rat aus Australien geholt hat, handele es sich um einen Teil der Gesamtstra­tegie im Kampf gegen die Krise.

ihrer Ankunft in Britannien wird den sogenannte­n Gästen vom Hotelperso­nal, das mit medizinisc­her Schutzklei­dung ausgestatt­et ist, offiziell ein Zimmer oder Appartemen­t zugewiesen, das sie – außer unter Aufsicht und für wenige Ausnahmen – nicht verlassen dürfen. Besuch ist ebenfalls verboten. Jeweils nach zwei sowie nach acht Tagen müssen die Hotel-Bewohner einen Test machen, dessen Negativerg­ebnisse Voraussetz­ung für das Entlassen aus der Selbstisol­ation ist. Immerhin ein „Willkommen­spaket“erwartet die Ankömmling­e, das die wichtigste­n Telefonnum­mern wie etwa jene für lokale Glaubensgr­uppen oder Apotheken enthält. Jeder, der „zu flüchten“versucht, dürfte nicht weit kommen. Denn Sicherheit­skräfte sind angewiesen, sowohl im Gebäude als auch außerhalb des Hotels Kontrollgä­nge durchzufüh­ren. Wer sich nicht an die Vorschrift­en hält, muss mit einer Geldstrafe von bis zu 10000 Pfund rechnen, umgerechne­t rund 11400 Euro. „Menschen, die sich über diese Regeln hinwegsetz­en, bringen uns alle in Gefahr“, betonte Hancock.

Drei Mal am Tag erhalten die Gäste ein Essen aufs Zimmer, wobei sie auch Zugang zum 24-StundenZim­merservice erhalten sollen – wofür sie jedoch extra bezahlen müsNach sen. Trotz der insgesamt hohen Rechnung für die Unterkunft gibt es offenbar nicht allzu viel Luxus. Der Gast soll etwa seine zugewiesen­e Stube selbst putzen und auch das Bett beziehen, der Wäschedien­st ist eingeschrä­nkt, wie ein Anfragesch­reiben von der Regierung an Hotelkette­n enthüllte.

Betroffen von der Regel sind weniger Bürger aus Hochrisiko­ländern. Ihnen ist es ohnehin untersagt einzureise­n. Und auch Urlaubsrei­sen sind verboten. Vielmehr geht es um Briten, die aus einem der Hotspots aus Ausnahmegr­ünden nach Hause zurückkehr­en. Die Regierung hat zunächst 4600 Hotelzimme­r gesichert für die wichtigste­n Einreiseor­te in England – dazu gehören die Londoner Flughäfen Heathrow und Gatwick. Per Zwangs-Eskorte werden die Ankommende­n mit Bussen von dort in Hotels gebracht.

Allzu viele kritische Stimmen an der strengen Regelung wurden bislang nicht laut. Vielmehr moniert die Opposition, dass die Maßnahme nicht für alle gelte, die im Königreich landen – und sie zu spät komme. So liegen zwischen der Empfehlung des offizielle­n wissenscha­ftlichen Beratergre­miums und der Implementi­erung rund drei Wochen. Auch für Einreisend­e aus einem nicht als Hochrisiko­gebiet eingestuft­en Land gelten ab nächster Woche striktere Vorschrift­en. So muss man wie bisher ein negatives Testergebn­is vorweisen, wenn man britischen Boden betritt, sich dann trotzdem für zehn Tage isolieren und an den Tagen zwei und acht jeweils einen weiteren Test machen. Die Quarantäne darf nur verlassen werden, wenn beide negativ sind.

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Foto: Kirsty Wiggleswor­th, dpa Jeder, der aus einem Corona‰Hochrisiko­gebiet etwa über den Flughafen Heathrow (Bild) nach Großbritan­nien einreist, muss ab dem 15. Februar zehn Tage in Hotelqua‰ rantäne verbringen.

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