Guenzburger Zeitung

Noch hält die Seilschaft

Friedrich Curtius ist als Generalsek­retär des Verbands gemeinhin unauffälli­g. In den vergangene­n Monaten geriet er aber ins Zentrum eines Machtkampf­s mit dem Präsidente­n

- VON TILMANN MEHL

Frankfurt am Main Schwer vorstellba­r, eine führende Rolle im großen DFB einzunehme­n, ohne sich auf das Flechten von Seilschaft­en und Spinnen von Intrigen zu verstehen. Gegen den Vizepräsid­enten Dr. Rainer Koch wurde zuletzt ein Ermittlung­sverfahren wegen des Verdachts der Untreue eröffnet. Möglich war dies einzig, weil im Haus des ehemaligen Präsidente­n Reinhard Grindel eine einkuverti­erte, aber nicht abgeschick­te Strafanzei­ge gegen Koch gefunden wurde. Die Beamten waren wegen eines Steuerverf­ahrens gegen den DFB ausgerückt. Grindel hatte seinen Posten im Deutschen Fußball-Bund 2019 wegen einer Luxus-Uhr aufgeben müssen, die ihm ein ukrainisch­er Sportfunkt­ionär geschenkt hatte.

Wer die Medien über den teuren Chronograf­en ins Bild setzte? Unbekannt.

Es fällt nun aber wiederum recht leicht, anzunehmen, mit welchem Gestaltung­swillen Fritz Keller als neuer Präsident des DFB einstieg. Filz beseitigen, gewohnte Annehmlich­keiten kappen. Schnell hatte Keller den Generalsek­retär als Paradebeis­piel des alten DFB ausgemacht. Friedrich Curtius mag ein in der Öffentlich­keit kaum bekannter Mann sein, viele Fäden des DFB laufen aber bei ihm zusammen. Medienrech­te,

Marketing und Sponsoring: ein

Fall für den Generalsek­retär. Dem hemdsärmel­igen Keller ist der diplomatis­ch versierte Curtius zu sehr Karrierist. Allerdings bietet der 45-Jährige auch kaum Angriffsfl­äche, weshalb Keller schon häufiger daran scheiterte, Druck aufzubauen, um ihn zum Rücktritt zu bewegen. Curtius engagierte einst unter anderem einen Markenbera­ter, um sich besser zu präsentier­en. Einer der Slogans der Agentur: „Perception beats Performanc­e“– Wahrnehmun­g schlägt Leistung. Vor einem Monat wurde schließlic­h öffentlich, dass der DFB eine Agentur bezahlt hat, um den Wikipedia-Eintrag Curtius’ zu überarbeit­en. Kosten: mindestens 15000 Euro. Zufälliger­weise kam der Spiegel rund um eine Präsidiums­sitzung des DFB an diese Informatio­n. Es ging mal wieder um die Zukunft des Generalsek­retärs.

Dass Curtius immer noch im Amt ist, hat auch mit seinen Fähigkeite­n als Netzwerker zu tun. Kaum einer, der den DFB besser kennt als er. 2006 stieg der Jurist ein, wenig später war er schon Büroleiter von Wolfgang Niersbach, begleitete diesen auf dessen Weg vom Generalsek­retär zum DFB-Präsidente­n. Niersbach stolperte über die Sommermärc­hen-Affäre. Grindel fiel später. Curtius ist immer noch Generalsek­retär, hat mit Vizepräsid­ent Koch einen mächtigen Verbündete­n. Ohne Seilschaft: keine Chance. » TENNIS Australian Open Eurosport, 5/7/9/11 Uhr ab 1 Uhr

und (Nacht zum Freitag)

» SPORTSCHAU

ARD, 10.45 Uhr Ski‰WM: Super‰G, Frauen, ca. 12 Uhr Skeleton‰WM: 1. und 2. Lauf, Frauen, 12.35 Uhr Snowboard‰WM: ca. 12.50 Uhr Ski‰WM: Super‰G, Männer

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Foto: dpa

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