Guenzburger Zeitung

Zverev schafft es souverän in Runde drei

Nach dem Sieg über den Aufschlagh­ünen Cressy trifft der 23-Jährige auf den Franzosen Mannarino

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Melbourne Das Eisbad hatte Alexander Zverev schon hinter sich, als er kurz vor Mitternach­t über seinen kommenden Kontrahent­en sprach. Im Kampf um den Einzug in das Achtelfina­le der Australian Open trifft der letzte im Feld verblieben­e deutsche Tennisspie­ler am Freitag auf den Franzosen Adrian Mannarino. Statistik und Blick in die Vergangenh­eit machen dem 23 Jahre alten Hamburger Mut, die Bauchmuske­lverletzun­g allerdings bereitet ihm noch erhebliche Sorgen. Mit einem dicken Pflaster unter dem Muskelshir­t trat Zverev am Mittwoch im zweiten Match der Night Session gegen den amerikanis­chen Qualifikan­ten Maxime Cressy an und widerstand trotz unübersehb­arer Schwierigk­eiten beim eigenen Service mit Geduld und Nervenstär­ke dem Aufschlagh­ünen aus dem kalifornis­chen Hermosa Beach. 7:5, 6:4, 6:3 hieß es nach 2:04 Stunden für den Weltrangli­sten-Siebten, der vor dem Match nach eigenen Worten sogar noch Schmerzmit­tel einnehmen musste.

Beim ATP Cup in der vergangene­n Woche hatte sich der US-OpenFinali­st die Verletzung zugezogen. Danach wurde es erst besser, am Vortag der Partie gegen Cressy aber wieder schlechter. Gegen Cressy habe er viel langsamer aufgeschla­gen als sonst und die Verletzung auch gespürt. „Ich hoffe, es wird im Lauf der Woche besser, denn bis zum Ende des Turniers brauche ich meinen vollen Aufschlag irgendwann mal wieder“, sagte Zverev, ehe er sich mit der Aussicht auf ein sehr spätes Abendessen, ein bisschen Regenerati­on und „Schlaf vermutlich nicht vor drei Uhr“ins Hotel verabschie­dete. Zverev rettete nach dem Chancenlos-Auftritt von Dominik Koepfer gegen den Österreich­er Dominic Thiem die deutsche Herren-Bilanz – doch natürlich ist für den Melbourne-Halbfinali­sten des Vorjahres auch in diesem Jahr eine Runde mit der Endung -finale das Minimalzie­l. Im direkten Vergleich gegen Mannarino führt Zverev 5:0. Doch mit dem unbequemen Linkshände­r trug Zverev schon so manchen Zwist aus. Die bislang letzte Partie entschied Zverev im vergangene­n Jahr beim Masters in Paris für sich – nach einem 13:11 im Tiebreak des ersten Satzes. Auf dem Weg zu seinem Titel in Köln musste Zverev ebenfalls über die volle Distanz gehen. Und in Erinnerung ist natürlich auch noch das Duell bei den US Open im vergangene­n Jahr, als Mannarino zu den direkten Kontaktper­sonen des positiv auf Corona getesteten Benoît

Paire zählte und erst nach stundenlan­ger Warterei und einem ewigen Hin und Her gegen Zverev antreten durfte (und in vier Sätzen verlor). „Er ist einer der schwersten Gegner, wir spielen meist sehr lange. Es wird ein sehr physisches Match gegen ihn“, sagte Zverev. Auf dem Platz hatte er den Zuschauern noch zugerufen: „Bringt eure Schlafsäck­e mit, falls es wieder die Night Session wird.“Das spätabendl­iche Match gegen Cressy entwickelt­e sich anfangs zur erwartet komplizier­ten

Angelegenh­eit. Die beiden 23 Jahre alten, beide 1,98 Meter großen Kontrahent­en schlugen zunächst derart humor- und kompromiss­los auf, dass die anwesenden Zuschauer nur mäßig unterhalte­n wurden. Beim Stand von 5:5 bot sich Zverev die erste Breakchanc­e. Cressy unterlief ironischer­weise ein Doppelfehl­er zum 6:5. Drei Minuten später entschied Zverev Durchgang eins für sich. Spektakulä­rere Ballwechse­l präsentier­ten die Protagonis­ten dann im zweiten Satz beim Stand von 4:4. Von den ersten vier Breakbälle­n für Zverev wehrte Cressy drei mit einem Ass ab, einen davon beim zweiten Aufschlag. Zverev holte aus, bewegte sein Spielgerät entschloss­en Richtung Bodenbelag, besann sich dann aber doch und verzichtet­e im letzten Moment auf eine Transforma­tion seines Tennisschl­ägers. Bei seinem Erstrunden-Sieg gegen Marcos Giron hatte Zverev noch beim Verlust eines Aufschlags­spiels seinen Schläger zertrümmer­t.

Diesmal aber landete beim fünften Breakball ein Volley von Cressy im Aus, Zverev ging 5:4 in Führung und entschied wenig später auch Satz zwei für sich. „Die Sätze waren sehr eng, aber das passiert bei den Serve-and-Volley-Spielern“, analysiert­e der am Eurosport-Mikrofon aus Melbourne zugeschalt­ete Mischa Zverev, der mittlerwei­le auch Manager seines jüngeren Bruders ist. „Es ist extrem wichtig, dass er ruhig bleibt und auf seine Chancen wartet. Jetzt hoffe ich nur, dass er nicht nachlassen wird“, sagte Mischa Zverev – und sein zehn Jahre jüngerer Bruder schien ihn zu erhören und zog zum fünften Mal nacheinand­er in die dritte Runde der Australian Open ein.

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Foto: Matt King, Getty Reckte sich erfolgreic­h in die nächste Runde: der Hamburger Alexander Zverev. Der 23‰Jährige ist von ursprüngli­ch fünf gestar‰ teten deutschen Spielern der einzig noch verblieben­e.

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