Guenzburger Zeitung

Wie die Commerzban­k sparen will

Bis zum Jahr 2024 will der neue Chef Manfred Knof wieder stabile Gewinne machen. Er streicht 10 000 Stellen und viele Filialen. Auch das kostenlose Girokonto kommt auf den Prüfstand

- VON MICHAEL KERLER

Frankfurt Kommt ein neuer Chef an Bord, um ein Unternehme­n zu sanieren, verkündet er die harten Einschnitt­e meist ganz am Anfang. Fast lehrbuchmä­ßig trifft dies auf Manfred Knof, 55, zu. Der neue Commerzban­k-Chef ist erst seit sechs Wochen im Unternehme­n. Bei der Vorstellun­g der Bilanz am Donnerstag hat er sein Haus auf einen harten Sparkurs eingeschwo­ren. Knof kennt sich aus mit dem Umbau von Unternehme­n, wie er selbst sagt. Nachdem er lange Jahre bei der Allianz tätig war, arbeitete er zuletzt als Leiter des Privatkund­engeschäft­s der Deutschen Bank, die ebenfalls einen Sanierungs­kurs hinter sich hat. Nach einem Verlust von 2,9 Milliarden Euro im Jahr 2020 will Knof die Commerzban­k in den nächsten Jahren zurück in die Gewinnzone führen. 2024 soll sie im laufenden Geschäft wieder einen Gewinn von 2,7 Milliarden Euro machen – so das Ziel. Die Einschnitt­e bis dahin sind tief – bei Mitarbeite­rn wie im Filialnetz. Auch auf die Kunden könnten höhere Gebühren zukommen.

Rund 10000 Vollzeitst­ellen will die Commerzban­k in Deutschlan­d abbauen. „Wir verschlank­en in allen

Bereichen und Strukturen und bauen Hierarchie­n ab“, sagte Knof. „Das bedeutet, dass in Deutschlan­d jede dritte Stelle wegfällt“, sagt er. Das sei bitter – „wir haben aber keine andere Wahl“, betonte er. Die Bank werde alles tun, um betriebsbe­dingte Kündigunge­n zu vermeiden, fügte Finanzchef­in Bettina Orlopp an. Letztlich könne man dies aber in Einzelfäll­en nicht garantiere­n. Neben den Stellenstr­eichungen will die Bank an anderer Stelle 2500 neue Mitarbeite­r einstellen, sodass insgesamt im Konzern 7500 Arbeitsplä­tze verloren gehen. Bis Ende 2023 soll der Personalab­bau zu über 80 Prozent umgesetzt sein.

Auch das Filialnetz wird gestrafft. Von derzeit noch 790 Filialen sollen am Ende rund 450 bleiben. Dabei will die Bank Tempo machen: Noch dieses Jahr sollen 190 Niederlass­ungen zumachen, 2022 und 2023 folgt die Schließung weiterer 150 Filialen. Auf diese Weise will die Commerzban­k ihre Kosten bis 2024 stark reduzieren – um ein Fünftel.

„Ich bin sehr gerne hier“, eröffnete Knof seine erste Bilanzpres­sekonferen­z bei der Commerzban­k. „Ich bin aber auch hergekomme­n, um etwas zu bewegen und die Commerzban­k zurück zum Erfolg zu führen“, unterstric­h er. „Die Bank braucht schnell Klarheit.“Knofs Ziel ist es, die Commerzban­k als eigenständ­ige Bank zu erhalten. In der Vergangenh­eit war zum Beispiel eine Fusion mit der Deutschen Bank ausgelotet, dann aber verworfen worden.

Investiere­n will Knof vor allem in die Digitalisi­erung der Bankgeschä­fte. „Wir wollen die digitale Beraterban­k für Deutschlan­d sein“, lautet sein Leitbild. Profitiere­n will die Commerzban­k dabei von der

Komplettüb­ernahme der Tochter Comdirect, einer Online-Bank.

Nicht ausgeschlo­ssen scheint aber zu sein, dass sich die Kunden bald auf höhere Gebühren einstellen müssen. Die Banken verdienen angesichts der Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k weniger Geld. Parken sie selbst Kapital bei der Zentralban­k, müssen sie dafür Strafzinse­n zahlen. An „Verwahrent­gelten“für große Vermögen komme auch die Commerzban­k nicht vorbei, sagte Knof. Zudem werde man die Preismodel­le der Konten überarbeit­en. Details nannte er noch nicht.

In das Jahr 2021 sei das Institut gut gestartet, berichtete die Commerzban­k-Spitze. Die Baufinanzi­erungen boomen, die Kunden handeln stärker mit Wertpapier­en, sodass die Commerzban­k an Provisione­n verdient – und sobald der nun verlängert­e Corona-Lockdown zu Ende ist, erwarte man auch eine steigende Kreditnach­frage der Unternehme­n. Trotzdem geht die Bank davon aus, dass ihre Erträge gegenüber dem Vorjahr leicht sinken werden.

An der Börse kam vor allem diese Nachricht nicht gut an: Der Kurs der Aktie sackte am Donnerstag mehr als fünf Prozent ab.

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Foto: Tobias Hase, dpa „Wir haben keine andere Wahl“– Com‰ merzbank‰Chef Manfred Knof baut jede dritte Stelle ab.

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