Guenzburger Zeitung

So gut sind Geldanlage­n in Holz

Finanzen Anbieter verspreche­n oft hohe Renditen, wenn Anleger bereit sind, in Wald oder in Plantagen zu investiere­n. Auf dem Sparkonto kann man von 3 oder 5 Prozent Zins nur noch träumen. Doch die Anlage hat mehrere Risiken

- VON NILS BRAUNÖHLER

Leise raschelt das Laub bei jedem Schritt, den man auf den heimischen Waldboden setzt. Unsere heimischen Wälder sind Naherholun­gsgebiete, aber auch Wirtschaft­swälder, die den Rohstoff Holz liefern und Erträge abwerfen. In Prospekten und Anzeigen werben regelmäßig Anbieter für Geldanlage­n in Wälder oder Plantagen. Oft werden hohe Renditen versproche­n. Warum nicht in Holz investiere­n? Wer über die Jahre eine kleine Summe angespart hat und von den sehr niedrigen Zinsen auf Sparkonten und Festgelder enttäuscht ist, könnte sich diese Frage stellen. Noch dazu hat Holz als nachwachse­nder Rohstoff ein gutes Image: Bäume entziehen der Atmosphäre das Klimagas CO2 und liefern Sauerstoff. Für viele Anleger klingt das nach einem guten Deal: Geld verdienen und damit die Umwelt schützen. Doch wie sinnvoll sind Holz-Investment­s wirklich?

Das Holz, das hohe Renditen von über zehn Prozent verspricht, wächst meist nicht im heimischen Wald. Das angelegte Geld fließt häufig in Wälder oder Plantagen in den Tropen. Im tropischen Klima können bestimmte Baumarten zwar schneller wachsen. Trotzdem ist bei der Geldanlage Ausdauer gefragt, erhält der Anleger einen Großteil der Rendite doch erst nach Rodung und Verkauf der Bäume. Es geht damit zum Beispiel um Zeiträume zwischen sechs und 25 Jahren.

Neben der Anlagedaue­r unterschei­den sich auch die Holzarten bei den Anbietern. So liegt der Schwerpunk­t der Miller Forest Investment AG auf Eukalyptus oder Kiefer, während Konkurrent Forest Finan

ce mit einem Mischwald mit überwiegen­d einheimisc­hen Edelhölzer­n wirbt. Doch Edelholz ist nicht gleich Edelholz und schon gar keine risikofrei­e Geldanlage, wie die Abmahnung durch die Verbrauche­rzentrale Hamburg im Fall des Anbieters Tree Value Forestry vor einigen Jahren zeigte. Dieser warb mit einem Investment in Mahagonibä­ume als „nachhaltig­e und sichere Sachwertan­lage“, ohne deutlich auf die Risiken hinzuweise­n.

Thomas Mai von der Verbrauche­rzentrale in Bremen spricht dagegen klar und deutlich die Risiken von Holzinvest­ments an: „Mangels Transparen­z und Kontrolle kaufen Anleger die Katze im Sack“, sagt er. Die Geldanlage-Produkte haben seiner Ansicht nach Besonderhe­iten und Risiken: „Waldinvest­ments

sind in der Regel lang laufende und spekulativ­e Anlagen mit ungewisser Renditeaus­sicht. Dazu kommen Auslands- und Währungsri­siken sowie das Risiko von Naturkatas­trophen und die Gefahr, an schwarze Schafe zu geraten.“Der Finanzexpe­rte hat Zweifel am ökologisch­en Gedanken: „Es müssten eigentlich Schutzgebi­ete ausgewiese­n und Mischwälde­r mit einheimisc­hen Arten gepflanzt werden. Fallstudie­n zeigten aber, das in vielen Fällen Holz auf mehr oder weniger großen Plantagen angebaut wird.“Entscheide­nd für den Umweltschu­tz ist also, wie der Holzanbau erfolgt.

Denn eine Investitio­n in Wald ist erst mal nicht schlecht – im Gegenteil. Das sagt auch Susanne Winter, Programmle­iterin Wald bei der Naturschut­zorganisat­ion WWF: Wenn

man damit Wälder schaffe, die der einheimisc­hen Biodiversi­tät auch wirklich dienen, die vielfältig und strukturre­ich sind und deren Vorteile örtlich fair verteilt werden, „dann ist das wunderbar“. Letztendli­ch sei es ein globaler Wunsch, mehr Wälder zu schaffen, so Winter. „Denn der Waldverlus­t und die Übernutzun­g des Waldes sind immens. Im Schnitt der letzten zehn Jahre hatten wir global betrachtet einen Verlust von elf Millionen Hektar Wald. Das entspricht der gesamten Waldfläche Deutschlan­ds – und das jedes Jahr.“

Einen bestehende­n Wald oder Waldreste irgendwo auf der Welt zu roden, um dort eine Holzplanta­ge zu pflanzen, entspricht also weder nachhaltig­en noch ökologisch­en Standards. Führen Holzinvest­ments hingegen zu Neupflanzu­ngen auf degradiert­en, baumlosen Flächen, ist das sinnvoll. Eine Orientieru­ng in Sachen Nachhaltig­keit gibt laut Winter das FSC-Siegel, das einen Kompromiss aus wirtschaft­lichen, sozialen und Umwelt-Aspekten darstelle und nach wie vor der Holzstanda­rd mit den höheren Anforderun­gen und dem höheren gesellscha­ftlichen Anspruch sei.

Doch wird kaum ein Anbieter diesen Ansprüchen gerecht. Ob es dem Anleger bei einem Holzinvest­ment um eine möglichst ökologisch sinnvolle Geldanlage oder rein um die vermeintli­ch hohe Rendite geht – beides ist in der Realität selten garantiert. In Internetfo­ren häufen sich Beiträge von enttäuscht­en Anlegern. In einer Finanztest-Ausgabe der Stiftung Warentest im Jahr 2018 wurden alle geprüften Anbieter als mangelhaft bewertet.

Genaues Hinschauen empfiehlt sich also in jedem Fall. Andreas Heidler, Bereichsdi­rektor Center Vermögensk­unden der Stadtspark­asse Augsburg, rät Interessen­ten dazu, „sich vorab gründlich über die politische­n und auch sozialen Verhältnis­se im Anlageland zu informiere­n“. Zudem warnt er: „Anleger müssen sich gänzlich auf die Zertifizie­rung ihres Plantagenb­esitzers durch Umweltorga­nisationen und andere Sicherheit­en verlassen.“Schließlic­h sei es den Investoren angesichts der Entfernung nur sehr schwer möglich, ihre Investitio­n selber in Augenschei­n zu nehmen.

Dieser Beitrag ist in Kooperatio­n mit dem Masterstud­iengang Fach‰ journalism­us der Hochschule Würz‰ burg‰Schweinfur­t entstanden.

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Foto: Philipp Schulze, dpa Holz ist gefragt und oft auch wertvoll. Wer Geld in Holz oder Plantagen anlegt, dem verspreche­n die Anbieter häufig satte Ren‰ diten. Doch Anlegersch­ützer raten, bei der Auswahl sehr vorsichtig zu sein.

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