So gut sind Geldanlagen in Holz
Finanzen Anbieter versprechen oft hohe Renditen, wenn Anleger bereit sind, in Wald oder in Plantagen zu investieren. Auf dem Sparkonto kann man von 3 oder 5 Prozent Zins nur noch träumen. Doch die Anlage hat mehrere Risiken
Leise raschelt das Laub bei jedem Schritt, den man auf den heimischen Waldboden setzt. Unsere heimischen Wälder sind Naherholungsgebiete, aber auch Wirtschaftswälder, die den Rohstoff Holz liefern und Erträge abwerfen. In Prospekten und Anzeigen werben regelmäßig Anbieter für Geldanlagen in Wälder oder Plantagen. Oft werden hohe Renditen versprochen. Warum nicht in Holz investieren? Wer über die Jahre eine kleine Summe angespart hat und von den sehr niedrigen Zinsen auf Sparkonten und Festgelder enttäuscht ist, könnte sich diese Frage stellen. Noch dazu hat Holz als nachwachsender Rohstoff ein gutes Image: Bäume entziehen der Atmosphäre das Klimagas CO2 und liefern Sauerstoff. Für viele Anleger klingt das nach einem guten Deal: Geld verdienen und damit die Umwelt schützen. Doch wie sinnvoll sind Holz-Investments wirklich?
Das Holz, das hohe Renditen von über zehn Prozent verspricht, wächst meist nicht im heimischen Wald. Das angelegte Geld fließt häufig in Wälder oder Plantagen in den Tropen. Im tropischen Klima können bestimmte Baumarten zwar schneller wachsen. Trotzdem ist bei der Geldanlage Ausdauer gefragt, erhält der Anleger einen Großteil der Rendite doch erst nach Rodung und Verkauf der Bäume. Es geht damit zum Beispiel um Zeiträume zwischen sechs und 25 Jahren.
Neben der Anlagedauer unterscheiden sich auch die Holzarten bei den Anbietern. So liegt der Schwerpunkt der Miller Forest Investment AG auf Eukalyptus oder Kiefer, während Konkurrent Forest Finan
ce mit einem Mischwald mit überwiegend einheimischen Edelhölzern wirbt. Doch Edelholz ist nicht gleich Edelholz und schon gar keine risikofreie Geldanlage, wie die Abmahnung durch die Verbraucherzentrale Hamburg im Fall des Anbieters Tree Value Forestry vor einigen Jahren zeigte. Dieser warb mit einem Investment in Mahagonibäume als „nachhaltige und sichere Sachwertanlage“, ohne deutlich auf die Risiken hinzuweisen.
Thomas Mai von der Verbraucherzentrale in Bremen spricht dagegen klar und deutlich die Risiken von Holzinvestments an: „Mangels Transparenz und Kontrolle kaufen Anleger die Katze im Sack“, sagt er. Die Geldanlage-Produkte haben seiner Ansicht nach Besonderheiten und Risiken: „Waldinvestments
sind in der Regel lang laufende und spekulative Anlagen mit ungewisser Renditeaussicht. Dazu kommen Auslands- und Währungsrisiken sowie das Risiko von Naturkatastrophen und die Gefahr, an schwarze Schafe zu geraten.“Der Finanzexperte hat Zweifel am ökologischen Gedanken: „Es müssten eigentlich Schutzgebiete ausgewiesen und Mischwälder mit einheimischen Arten gepflanzt werden. Fallstudien zeigten aber, das in vielen Fällen Holz auf mehr oder weniger großen Plantagen angebaut wird.“Entscheidend für den Umweltschutz ist also, wie der Holzanbau erfolgt.
Denn eine Investition in Wald ist erst mal nicht schlecht – im Gegenteil. Das sagt auch Susanne Winter, Programmleiterin Wald bei der Naturschutzorganisation WWF: Wenn
man damit Wälder schaffe, die der einheimischen Biodiversität auch wirklich dienen, die vielfältig und strukturreich sind und deren Vorteile örtlich fair verteilt werden, „dann ist das wunderbar“. Letztendlich sei es ein globaler Wunsch, mehr Wälder zu schaffen, so Winter. „Denn der Waldverlust und die Übernutzung des Waldes sind immens. Im Schnitt der letzten zehn Jahre hatten wir global betrachtet einen Verlust von elf Millionen Hektar Wald. Das entspricht der gesamten Waldfläche Deutschlands – und das jedes Jahr.“
Einen bestehenden Wald oder Waldreste irgendwo auf der Welt zu roden, um dort eine Holzplantage zu pflanzen, entspricht also weder nachhaltigen noch ökologischen Standards. Führen Holzinvestments hingegen zu Neupflanzungen auf degradierten, baumlosen Flächen, ist das sinnvoll. Eine Orientierung in Sachen Nachhaltigkeit gibt laut Winter das FSC-Siegel, das einen Kompromiss aus wirtschaftlichen, sozialen und Umwelt-Aspekten darstelle und nach wie vor der Holzstandard mit den höheren Anforderungen und dem höheren gesellschaftlichen Anspruch sei.
Doch wird kaum ein Anbieter diesen Ansprüchen gerecht. Ob es dem Anleger bei einem Holzinvestment um eine möglichst ökologisch sinnvolle Geldanlage oder rein um die vermeintlich hohe Rendite geht – beides ist in der Realität selten garantiert. In Internetforen häufen sich Beiträge von enttäuschten Anlegern. In einer Finanztest-Ausgabe der Stiftung Warentest im Jahr 2018 wurden alle geprüften Anbieter als mangelhaft bewertet.
Genaues Hinschauen empfiehlt sich also in jedem Fall. Andreas Heidler, Bereichsdirektor Center Vermögenskunden der Stadtsparkasse Augsburg, rät Interessenten dazu, „sich vorab gründlich über die politischen und auch sozialen Verhältnisse im Anlageland zu informieren“. Zudem warnt er: „Anleger müssen sich gänzlich auf die Zertifizierung ihres Plantagenbesitzers durch Umweltorganisationen und andere Sicherheiten verlassen.“Schließlich sei es den Investoren angesichts der Entfernung nur sehr schwer möglich, ihre Investition selber in Augenschein zu nehmen.
Dieser Beitrag ist in Kooperation mit dem Masterstudiengang Fach journalismus der Hochschule Würz burgSchweinfurt entstanden.