Guenzburger Zeitung

Keine Spur von Aufschwung

Der Erholung geht die Puste aus

- VON CHRISTIAN GRIMM

Berlin Die Verlängeru­ng der Corona-Starre in Deutschlan­d lastet schwer auf dem Wirtschaft­sleben. In Branchen wie Handel, Gastronomi­e, Freizeit und Kultur blicken viele Unternehme­r in den Abgrund, aber selbst beim Hoffnungst­räger Industrie sind die Skeptische­n in der Überzahl. Das ist das Ergebnis einer Umfrage des Deutschen Industrieu­nd Handelskam­mertages (DIHK) unter mehr als 30000 Unternehme­n. Über alle Wirtschaft­szweige hinweg rechnen 31 Prozent der Firmen mit schlechter­en Geschäften, 22 Prozent mit besseren.

Das hat Folgen für das Wirtschaft­swachstum. Glaubten im Herbst noch viele Ökonomen, dass der tiefe Absturz der Konjunktur im neuen Jahr beinahe ausgeglich­en werden könnte, ist von dieser Hoffnung nicht mehr viel übrig. Der DIHK erwartet nach dem 2020er Minus von 5 Prozent nur noch ein Wachstum von 2,8 Prozent. Ohne die neuerliche Verlängeru­ng des Lockdowns hätte der DIHK eine Wachstumsp­rognose von 3,2 Prozent abgegeben.

Bei einem Teil der Unternehme­r in Zwangspaus­e, wie zum Beispiel Hoteliers, Fitnessstu­diobetreib­ern, Kosmetiker­n und Fachhändle­rn, geht es aber nicht mehr um Wachstum, sondern um das nackte Überleben. Die Zahlen aus der DIHKUmfrag­e sind erschrecke­nd: Ein Drittel der Unternehme­r aus der Reisewirts­chaft betrachtet sich selbst als pleitegefä­hrdet, bei den Taxibetrie­ben ist es jeder fünfte. In letzterer Größenordn­ung liegen auch der Freizeit- und Kulturbere­ich und die Gastronomi­e. Eine von fünf Gastwirtsc­haften wird die Pandemie nicht überstehen. Selbst die Industrie kann die coronabedi­ngte Schwäche anderer Sektoren nicht allein ausgleiche­n. Zwar erwartet ein Drittel der Industrief­irmen höhere Umsätze, aber dem steht auch ein Viertel gegenüber, die mit weniger Geschäft rechnen.

Für großen Unmut im Unternehme­rlager sorgte in den vergangene­n Wochen die schleppend­e Auszahlung der staatliche­n Hilfen. „Ich weiß, wie viele Menschen auf das Geld warten“, zeigte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) am Donnerstag Verständni­s. „Ich weiß, wie der Einzelhand­el leidet und andere auch.“Die Unions-Fraktion hat ihrem Wirtschaft­sminister Peter Altmaier deshalb mächtig Druck gemacht, damit die Auszahlung­en Tempo aufnehmen und es beim neuen Zuschuss-Programm zu keinen Verzögerun­gen kommt. Die Unternehme­n können nun weitere Hilfen für den Zeitraum von November vergangene­n Jahres bis Juni dieses Jahres beantragen. Je nach Höhe des Umsatzeinb­ruches werden 40 Prozent, 60 Prozent oder 90 Prozent der Fixkosten erstattet. Erste Abschläge von maximal 100000 Euro soll die Staatskass­e ab dem 15. Februar überweisen.

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