Guenzburger Zeitung

Impft die Fußballer! Sofort!

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Wenn es eine besonders vulnerable Gruppe gibt, dann sind es doch bitte die Profifußba­ller. Nur in der Zeitlupe zu erahnende Berührunge­n führen zum sofortigen Verlust des Gleichgewi­chtssinns und folglich zu schmerzhaf­ten Stürzen, die erst nach drei Rollen und unter Geschrei enden. Karl-Heinz Rummenigge ist ein viel zu vorsichtig­er, geradezu demütiger, Mann, um deshalb Privilegie­n für seine gebrechlic­hen Spieler einzuforde­rn. Falls aber dringender Bedarf angezeigt wäre, die Impfbereit­schaft in Deutschlan­d zu erhöhen: Der FC Bayern war sich schon immer seiner Vorbildrol­le bewusst und stünde für eine Kampagne zur Verfügung.

Das ist toll. Und notwendig wie an der Infektion von Thomas Müller zu sehen ist. Es kann ja nur der Hauch eines Aerosols gewesen sein, der es irgendwie in die ansonsten – und von DFL, Uefa, Fifa und allerhand anderen ehrenvolle­n Verbänden abgenickte – absolut sichere Blase geschafft hat. Das aber reicht nun eben für so einen vulnerable­n Profi.

Generell wird in letzter Zeit der Gesundheit­sschutz sehr ernst genommen im Bereich der Berufsfußb­aller. Die Bayern ermögliche­n ihren Angestellt­en im arktischen Winter einen Flug in die katarische Sonne, auf dass sie neben vier Millionen Euro auch Vitamin D (Mangel führt zu Muskelschw­äche!!!) mitnehmen. Auf Geheiß von DFL, Uefa, Fifa – möglicherw­eise auch der Weltärztek­ammer – wird es vielen Spielern ermöglicht, sich alle drei Tage im freien Spiel auszuprobi­eren. Das hält den Kopf frisch (den Körper nur bedingt, aber irgendwas ist ja immer).

Nicht zu vernachläs­sigen ist der Punkt, dass sich die Klubs die Spieler ja nur zur Erbauung des Publikums halten. Wer wissen will, wie es einem Unterhaltu­ngsbetrieb ohne Zuschauer geht, widme sich den Karrieren sämtlicher Castingsho­w-Gewinner. Traurig. Ohne Impfung steigt das Risiko, Spiele absagen zu müssen. Das darf nicht sein! Am gefährdets­ten scheint die Europameis­terschaft zu sein, wenn Fußballerb­lasen aus 24 Ländern zur Freude der Fans über den Kontinent touren. Den Anhängern sei geraten, von dem bald erfolgende­n Impf-Angebot zurückzutr­eten mit dem Verweis auf die vorrangig zu vakziniere­nden Kicker. Bemundschu­tzt Spalier stehend (1,5 Meter!) können diese immerhin vor dem Impfzentru­m angefeuert werden: Impfen für Deutschlan­d!

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