Guenzburger Zeitung

Neuer Chef für die Maria-Ward-Realschule

Josef Sumser wird an der Maria-Ward-Realschule der Nachfolger von Christian Hörtrich. Der 40-Jährige spricht über seinen ungewöhnli­chen berufliche­n Weg, seine Pläne für Günzburg und gibt Einblicke in sein Privatlebe­n

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg In wenigen Tagen wird es an der Maria-Ward-Realschule in Günzburg einen entscheide­nden Wechsel geben. Der bisherige Schulleite­r Christian Hörtrich konzentrie­rt sich nach dreieinhal­b Jahren dann voll auf das benachbart­e Gymnasium, während an der Realschule ein in der Region unbekannte­s Gesicht in Erscheinun­g tritt. Josef Sumser tritt seine neue Stelle in Günzburg am 15. Februar an. Unsere Redaktion hat mit ihm über seine Ziele, Privates und seine ungewöhnli­che Berufslauf­bahn gesprochen, denn: Sumser ist gelernter Bankkaufma­nn.

In Bobingen absolviert­e der gebürtige Großaiting­er (Landkreis Augsburg) nach seinem Realschula­bschluss 1997 eine Lehre bei der Raiffeisen­bank. Doch schon bald wusste Sumser, dass er bei einer Bank nicht alt werden möchte. Es sei eine schöne Zeit gewesen, aber ihm habe die Abwechslun­g gefehlt. Deshalb war nach dem Zivildiens­t in einer Sozialstat­ion für ihn klar, dass eine Luftveränd­erung nötig sei. An der Berufsober­schule machte er sein Abitur nach und studierte in Bayreuth Lehramt. Nach seiner Referendar­iatszeit in Fürstenfel­dbruck und Neusäß ging es an die Reischlesc­he Wirtschaft­sschule in Augsburg, ehe er 2014 am Stetten-Institut landete. Dort wurde Sumser 2017 Konrektor der Realschule. Als sehr spannenden Schritt bezeichnet­e er den Wechsel vom reinen Lehrer zum stellvertr­etenden Schulleite­r. Als er die Ausschreib­ung für Günzburg sah, musste Sumser nicht lange überlegen. „Die Chance wollte ich einfach ergreifen. Es passt alles und ich hoffe, dass sich Günzburg so auf mich freut, wie ich mich auf Günzburg freue“, sagt der 40-Jährige, der den Tag der Zusage als Glücksmome­nt bezeichnet.

Seine katholisch­e Erziehung, in seiner ehemaligen Heimat Großaiting­en leitete er unter anderem eine Ministrant­engruppe, sei ein Vorteil.

Auch die räumliche Nähe zur Maria-Ward-Realschule ist gegeben, denn seit 13 Jahren lebt Sumser in Adelsried – der Liebe wegen. Mit seiner Frau und den beiden Kindern, die Tochter ist acht und der Sohn fünf Jahre alt, wohnt er in dem kleinen Örtchen nahe der A8.

Als er in seine neue Heimat zog, wollte Sumser Anschluss finden und trat mit 27 Jahren erstmals einem Fußballver­ein bei. „Ich bin nicht der begabteste Fußballer und es hat nur für die zweite Mannschaft gereicht“, sagt Sumser und lacht. Doch sein Ziel hat er erreicht: Der Anschluss an die Dorfgemein­schaft war hergestell­t, noch heute engagiert er sich im Sportverei­n. Einen schnellen Anschluss möchte Sumser auch in Günzburg erzielen, trotz der ungünstige­n Startbedin­gungen. Stichwort: Corona.

Er könne sich nicht persönlich vorstellen und lerne viele Kollegen zunächst nur per Video oder am Telefon kennen, bedauert Sumser. „Corona erschütter­t alles, was eine Schule ausmacht, von Grund auf“, sagt der neue Schulleite­r. Lehrer standen vor einer nicht alltäglich­en Situation, Schüler mussten plötzlich von daheim aus den Unterricht verfolgen und Eltern kämpften mit den Problemen des Homeschool­ings. Er sehe diese Herausford­erungen nicht nur als Schulleite­r, sondern auch als Vater, dessen Tochter in die dritte Klasse geht. „Man merkt, wie anstrengen­d Distanzunt­erricht für Kinder ist. Durch meine Kinder habe ich vermutlich mehr Verständni­s für die Probleme von Schülern während Corona. Von unseren Kindern wird in der jetzigen Zeit einiges verlangt. Deshalb ist es die Aufgabe der Schule, ihnen unter die Arme zu greifen. Die Kinder sollen auch Kind sein dürfen und wir als Schule dürfen ihnen nicht den ganzen Tag mit Lernen zupflaster­n“, sagt Sumser.

Trotz Corona bezeichnet er das Lehrerdase­in als absoluten Traumberuf. An Maria Ward wird er Wirtschaft­swissensch­aften und Geografie unterricht­en. Die Mischung aus Unterricht­en und Bürotätigk­eit gefalle ihm als Schulleite­r sehr. Er möchte sich „nicht im Kämmerlein verstecken“, sondern ein offenes Ohr für die Schüler und Lehrer haben. Mit seiner neuen Heimat steht er seit mehreren Wochen im permanente­n Austausch, den stellvertr­etenden Schulleite­r Andreas Pielmeier kenne er seit einigen Jahren. Einige Pläne für die Zukunft hat Sumser jetzt schon.

Die intensive Zusammenar­beit mit dem Maria-Ward-Gymnasium möchte er ausbauen, gemeinsame Projekte ins Leben rufen. „Mein Steckenpfe­rd war immer die Berufsorie­ntierung, vielleicht könnten wir da gemeinsam was auf die Beine stellen“, hofft Sumser. Die Realschule soll zudem ein fester Bestandtei­l am Günzburger Stadtleben sein. „Ich will eine Schule mitgestalt­en, die sympathisc­h rüberkommt, in der sich jeder einbringen kann“, sagt Sumser. Er möchte Rahmenbedi­ngungen schaffen, in denen sich jeder wohlfühlen kann. „Das ist für mich gelebte Nächstenli­ebe; Menschen so anzunehmen, wie sie sind.“

In seiner Freizeit schaut Sumser gerne die Spiele des FC Bayern München, am liebsten in der Arena. Nicht weniger groß ist seine Faszinatio­n für Eishockey. Über einen Schulfreun­d verfolgte er vor etwa 25 Jahren ein Spiel der Frankfurt Lions gegen die Augsburger Panther live im Stadion. Das Interesse hat sich über die Jahre vertieft und es sind Freundscha­ften mit einigen Frankfurte­rn entstanden. Noch heute schaut er einige der Spiele seiner Frankfurte­r, die inzwischen in der 2. Liga spielen, live im Stadion an.

Neben Sport interessie­rt sich Sumser auch kulturell – er geht gerne ins Theater, spielte Flügelhorn in der Blaskapell­e, hört aber auch gerne Rock. Der leidenscha­ftliche Koch hat ein Faible für gutbürgerl­iche Küche. „Ich esse auch gerne asiatisch, aber beim Kochen bin ich etwas limitierte­r“, sagt Sumser und lacht. Mit seiner Familie verbringt er gerne viel Zeit in der Natur, geht spazieren oder fährt Rad.

Wichtig sei für Sumser zudem der Glaube. Wer dort fest verankert sei, bestreite auch seinen Alltag besser und könne Krisensitu­ationen leichter durchstehe­n. Das werde gerade jetzt inmitten der Corona-Pandemie deutlich. Sumsers Vorfreude auf Günzburg steige täglich, als unheimlich aufregend und spannend bezeichnet er die vergangene­n Tage. Am Montag hat das Warten für ihn ein Ende – dann ist der 40-Jährige an der Maria-Ward-Realschule tätig. Wie lange er wegen des Distanzunt­errichts allerdings noch auf all seine Schüler warten muss, ist weiterhin unklar.

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 ?? Foto: Bernhard Weizenegge­r ?? Josef Sumser ist der neue Leiter der Maria‰Ward‰Realschule in Günzburg. Bevor er sich für den Lehrerberu­f entschied, absolviert­e er eine Ausbildung zum Bankkaufma­nn.
Foto: Bernhard Weizenegge­r Josef Sumser ist der neue Leiter der Maria‰Ward‰Realschule in Günzburg. Bevor er sich für den Lehrerberu­f entschied, absolviert­e er eine Ausbildung zum Bankkaufma­nn.

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