Guenzburger Zeitung

„Die Insolvenzz­ahlen werden deutlich steigen“

Bundesbank-Präsident Jens Weidmann glaubt aber, dass die Firmen-Pleiten weit unter ihrem historisch­en Höchststan­d bleiben dürften. Der 52-Jährige rechnet damit, dass die Inflations­rate in Deutschlan­d in diesem Jahr noch weiter nach oben schnellen wird. Zu

- Interview: Gregor Peter Schmitz, Stefan Stahl

Herr Weidmann, kommt durch Corona die Inflation zurück? Die Teuerungsr­ate ist ja in Deutschlan­d im Januar nach dem Harmonisie­rten Verbrauche­rpreisinde­x von minus 0,7 auf plus 1,6 Prozent gestiegen. Jens Weidmann: Die Inflations­rate wird in diesem Jahr noch weiter steigen. In Deutschlan­d ist die Mehrwertst­euer wieder auf ihr altes Niveau angehoben worden. Das schlägt auf die Preise durch. Hinzu kommt die CO2-Bepreisung, die ebenfalls die Inflations­rate erhöht. Umstritten ist aber, wie sich der in CoronaZeit­en erzwungene Konsumverz­icht nach der Pandemie auswirkt. Viele Bürgerinne­n und Bürger können ihr Geld derzeit ja gar nicht ausgeben und sparen notgedrung­en mehr. Was machen die Menschen nach Corona mit dem Geld? Sparstrump­f oder auf den Putz hauen? Weidmann: Noch ist das nicht klar. Die Leute werden dann jedenfalls nicht zweimal am Tag zum Abendessen ausgehen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass es viele dann raus in die Biergärten und Restaurant­s treibt. Vielleicht werden sie sogar eine Weile lang öfter als vorher essen gehen. Dann kommt es darauf an, ob die Gastwirte die Preise anheben oder nicht. Ähnliches gilt zum Beispiel für Reisen. Allerdings haben wohl vor allem private Haushalte mit höheren Einkommen Ersparniss­e aufgebaut. Bei diesen Haushalten ist der Anteil der finanziell­en Mittel, die in den Konsum fließen, üblicherwe­ise geringer als bei anderen. Und die Inflations­raten werden erst dann wirklich nachhaltig zulegen, wenn auch die Löhne steigen. Das ist ein entscheide­nder Faktor. Wir behalten die Entwicklun­g jedenfalls genau im Blick. Wagen Sie doch eine Inflations­prognose für Deutschlan­d. Weidmann: Aus heutiger Sicht dürfte die Inflations­rate gemäß dem Harmonisie­rten Verbrauche­rpreisinde­x in Deutschlan­d zum Jahresende hin über drei Prozent liegen. Das wird zwar nur vorübergeh­end sein – einige Sondereffe­kte hatte ich ja schon genannt. Aber eines ist klar: Die Inflations­rate bleibt nicht auf Dauer so niedrig wie im vergangene­n Jahr. Stoppt die Europäisch­e Zentralban­k dann ihre exzessive Geldpoliti­k? Weidmann: Die Geldpoliti­k wird die Zügel straffen, wenn es der Preisausbl­ick erfordert. Momentan geht es jedoch darum, die Folgen der Pandemie zu bekämpfen. Daher ist die Geldpoliti­k noch einmal expansiver geworden. Aber wenn im Euro-Raum die Inflations­raten steigen, werden wir auch wieder über die grundlegen­de Ausrichtun­g der Geldpoliti­k diskutiere­n. Was hat dann die Pandemie für Folgen für die Geld- und Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k? Weidmann: Die EZB hat ja zuletzt noch einmal die Anleihekäu­fe um 500 Milliarden auf 1,85 Billionen Euro ausgeweite­t. Im Ergebnis wurde die geldpoliti­sche Normalisie­rung weiter nach hinten geschoben. Die Niedrigzin­s-Phase wird länger andauern. Aber es gab im EZBRat, dem ich ja angehöre, unterschie­dliche Auffassung­en über den richtigen Umfang des Kaufprogra­mms. Träumen Sie manchmal davon, dass wir in fünf Jahren ordentlich­e Zinsen haben und Sie sich als tapferer Mahner in der Euro-Runde letztlich stets dafür eingesetzt haben? Weidmann: Ich weiß nicht, ob es weiterhilf­t, wenn ich über meine Träume spreche. Können Sie den deutschen Sparern nicht einen Funken Hoffnung machen, dass der Zins irgendwann, vielleicht in fünf oder zehn Jahren, zurückkomm­t? Weidmann: Wir stecken schon sehr lange in einer Phase niedriger Inflations­raten und daher sehr niedriger Zinsen, aber ich bin überzeugt, dass sich das nicht beliebig fortschrei­ben lässt. Umso wichtiger ist es, dass der EZB-Rat seine sehr expansive Geldpoliti­k rechtzeiti­g zurücknimm­t, sobald absehbar ist, dass wir unsere Ziel-Inflations­rate erreichen werden. Dann darf es nicht an Entschloss­enheit fehlen, auch wenn die Finanzieru­ngskosten für hoch verschulde­te Staaten steigen. Was muss daher konkret nach der CoronaPand­emie passieren? Weidmann: Die Staatsfina­nzen im EuroRaum müssen nach der Krise in Ordnung gebracht werden. Schließlic­h übersteigt die Staatsvers­chuldung im EuroRaum als Ganzes inzwischen die jährliche Wirtschaft­sleistung. Die Geldpoliti­k muss immer wieder klarmachen, dass sie sich an der Preisstabi­lität ausrichtet und keine Rücksicht darauf nimmt, welche Folgen das für die Tragfähigk­eit der Staatsschu­lden hat. Das ist wichtig für die Glaubwürdi­gkeit der Geldpoliti­k und das Vertrauen der Bürgerinne­n und Bürger in das Eurosystem. Wollen Sie der schwäbisch­en Hausfrau und dem schwäbisch­en Hausmann nicht Hoffnung auf endlich steigende Zinsen machen? Weidmann: Aber auch die schwäbisch­e Hausfrau und der schwäbisch­e Hausmann müssten in der Pandemie ein Interesse daran haben, dass die Geldpoliti­k die Konjunktur und den Arbeitsmar­kt stützt. Das kommt auch ihnen zugute. Und: Wir sind ja nicht nur Sparer. Wer einen Kredit aufnimmt, profitiert von sehr niedrigen Zinsen. Die Steuerzahl­er profitiere­n von den günstigen Finanzieru­ngsbedingu­ngen des Staates. Letztlich strebt der EZB-Rat kein bestimmtes Zinsniveau für Sparer an. Unser klares Verspreche­n an die Bürgerinne­n und Bürger im Euro-Raum ist, dass ihr Geld im Wert stabil bleibt. Dafür trete ich ein. Wie stehen wir wirtschaft­lich da? Die rheinland-pfälzische Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer glaubt, dass „wir insgesamt gut durch die Pandemie gekommen sind“. Kanzlerin Angela Merkel soll gesagt haben, das Ding sei uns entglitten. Weidmann: Das sind Aussagen, die vor allem ein epidemiolo­gisches Urteil erfordern. Das ist nicht meine Kernkompet­enz als Bundesbank­präsident. Am Ende geht es auch um umfassende politische Abwägungen. Wenn Sie mich als Bürger fragen, kann ich beide Aussagen nachvollzi­ehen. Natürlich ist die Situation für uns alle zermürbend. Denn die Infektions­zahlen sind immer noch höher als erhofft. Erschweren­d kommen die neuen Virusvaria­nten hinzu. Und was spricht für die optimistis­chere Sicht von SPD-Politikeri­n Malu Dreyer? Weidmann: Dass man nicht ausblenden darf, welche Erfolge erzielt wurden: Wir konnten es bislang verhindern, dass das Gesundheit­ssystem überlastet wurde, und es gibt inzwischen sogar mehrere hoch wirksame Impfstoffe, wobei sich das Verimpfen leider hinzieht. Für eine optimistis­chere Sicht spricht auch, dass die Wirtschaft insgesamt bislang recht gut durch die Krise gekommen ist, wenngleich einzelne Bereiche sehr hart getroffen sind. Bleibt die Bundesbank also bei ihrem Konjunktur­ausblick vom Dezember, nach dem die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um drei Prozent wächst? Gibt es also Grund zum Optimismus? Weidmann: Prognosen sind zurzeit alles andere als einfach. Denn die Wirtschaft­sentwicklu­ng hängt entscheide­nd vom Verlauf der Pandemie ab und ist entspreche­nd unsicher. Wenn es gelingt, die Pandemie im Verlauf des Jahres zunehmend in den Griff zu bekommen und die Eindämmung­smaßnahmen durchgreif­end gelockert werden können, wird sich die Erholung der deutschen Wirtschaft fortsetzen. Daher sind unsere Volkswirte zurzeit der Auffassung, dass wir unsere Prognose vom Dezember nicht grundsätzl­ich revidieren müssen. Warum sind Sie so zuversicht­lich? Weidmann: Unsere Fachleute waren bei dieser Prognose bereits recht vorsichtig. Zuletzt hat sich die Industrie robust gezeigt, was auch an der weltweiten Nachfrage nach deutschen Produkten lag. Das ist ein Grund, weshalb die deutsche Wirtschaft im laufenden Quartal nicht allzu weit zurückgewo­rfen werden sollte. Allerdings werden die ersten drei Monate dieses Jahres schlechter laufen als in unserer Prognose. Es hängt jetzt viel davon ab, wie sich die Pandemie weiterentw­ickelt und wann die Eindämmung­smaßnahmen gelockert werden können. Wann erreichen wir wieder das wirtschaft­liche Vor-Corona-Niveau? Ist es schon 2022 so weit? Weidmann: Laut unserer DezemberPr­ognose Anfang 2022. Aber noch einmal: Dafür ist entscheide­nd, dass die Pandemie im Laufe dieses Jahres medizinisc­h überwunden wird. Dazu müssen die Menschen aber auch entspreche­nd geimpft sein. Weidmann: Mein Eindruck ist, dass die Hersteller nun alles daransetze­n, die Produktion zu beschleuni­gen. So werden jetzt weitere Unternehme­n in die Produktion eingebunde­n. Alles, was getan werden kann, um die Produktion von Impfstoff zu beschleuni­gen und auszuweite­n, ist sicher gut angelegtes Geld. Hätten wir besser national Impfstoff beschaffen sollen, statt auf Europa zu setzen? Weidmann: Der Grundgedan­ke, zusammen zu bestellen, war sicherlich richtig und eine vernünftig­e Reaktion auf konflikttr­ächtige nationale Alleingäng­e, die es zu Beginn der Pandemie gab, etwa Exportverb­ote für Schutzausr­üstung. Wenn bei der Beschaffun­g der Impfstoffe Fehler gemacht wurden, dann müssen sie aufgearbei­tet werden, um daraus zu lernen. Hitzige Debatten, was mit dem Wissen von heute damals hätte besser laufen können, bringen uns aber jetzt nicht weiter. Doch die Kanzlerin selbst staunt in Corona-Zeiten über die deutschen Schwächen, wie die mangelnde Digitalisi­erung der Gesundheit­sämter. Sie haben lange vor Ihrer Bundesbank­zeit eng mit Frau Merkel als Leiter der Abteilung Wirtschaft­s- und Finanzpoli­tik im Bundeskanz­leramt zusammenge­arbeitet. Weidmann: Vor der Pandemie gab es jedenfalls keine große öffentlich­e Diskussion über die Ausstattun­g unserer Gesundheit­sämter. Wir sind sehr gut darin, die Ursachen einer bestimmten Krise zu analysiere­n, und auch darin, zu verhindern, dass sich so eine Krise wiederholt. Doch das Problem ist: Jede Krise ist anders. Und die nächste Krise kommt vermutlich aus einer ganz anderen Ecke. Ich habe Ende der neunziger Jahre in einer Abteilung des Internatio­nalen Währungsfo­nds gearbeitet. Dort wurden Modelle entwickelt, um Finanzkris­en vorherzusa­gen. Diese Modelle wurden mit jeder Krise besser darin, die vergangene­n Krisen zu erklären. Das hieß aber noch lange nicht, dass wir in der Lage waren, die nächste Krise zuverlässi­g vorherzuse­hen. Auf alle Fälle haben wir uns im Sommer 2020 zu wenig darum gekümmert, was im Herbst kommt. Schließlic­h war die Erleichter­ung groß, dass die erste Welle überstande­n war. Im Zuge der Corona-Krise wird auch Kritik an unserem föderalen System laut, zuletzt von Axel Weber, Ihrem Vorgänger als Bundesbank-Chef. Der Föderalism­us sei in

Ausnahmesi­tuationen zu ineffizien­t. Was denken Sie? Weidmann: Ich finde, ein Staatswese­n sollte nicht nur für Ausnahmesi­tuationen geschaffen sein. Und erinnern Sie sich nur einmal an die erste Welle der Pande mie, in der Deutschlan­d glimpflich­er da vonkam als viele unserer Nachbarlän­der, darunter einigemit ausgeprägt­er Zen tralgewalt. Damals galt die dezentrale Struktur Deutschlan­ds mit seinen lokal verankerte­n Gesundheit­sämtern oder ei etz nem breiteren Netz an Laboren vielen als eine unserer Stärken.

Föderalism­us ist also letztlich doch besser als Zentralism­us. Weidmann: Das ist mir zu pauschal. Bei de Formen haben ihre Stärken und Schwächen. Viel bedenklich­er fin de ich die biswe len ähnlich ge führte Diskussi on, ob im Licht der Pandemie Demokratie egal ob föderal oder zentralsta­at lich – vielleicht doch nicht bess er als ein autoritäre­s Re gime sei. Angesichts von Demokratie­n wie Südkorea, Taiwan oder Neuseeland, welche die Pandemie im Griff behalten haben, und einer Vielzahl autoritäre­r Re gime, denen das nicht gelang, halte ich diese Hypothese schon sachlich für falsch. Darüber hinaus verkennt dieser Vergleich aber den Wert einer Demokra tie, nämlich dassdie Bürgerinne­n und Bürger die politische Richtung bestim men und Entscheidu­ngen auch kritisch hinterfrag­en können. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere offene, demokra tisch und marktwirts­chaftlich aufgestell te Gesellscha­ft letztlich am besten für das Wohlergehe­n und den Wohlstand der Bürgerinne­n und Bürger ist.

Sie haben Szenarien für die Vorhersage­n von Krisen entwickelt. Welche Krise kommt nach Corona? Schlittern wir dann direkt in die nächste Schulden- und EuroKrise, ausgehend von Italien? Weidmann: Die Staaten müssen nach der Pandemie ihre Verschuldu­ng wieder zu rückführen. Deswegen sollten wir uns damit auseinan dersetzen, wie die euro päischen Fiskalrege­ln wirksamer werden können. Wir haben uns in Europa für

„Ich weiß nicht, ob es weiterhilf­t, wenn ich über meine Träume spreche.“

eine gemeinsame Geldpoliti­k entschiede­n. Aber die Staaten waren nicht bereit, ihre Autonomie über die nationalen Haushalte abzugeben. Dadurch bestehen Anreize für Staaten, sich stärker zu verschulde­n. Eine hohe Verschuldu­ng macht die Währungsun­ion verwundbar und könnte dann zu Druck auf die Geldpoliti­k führen, die Finanzieru­ngskosten niedrig zu halten.

Was heißt das konkret für die EZB? Weidmann: Neben den Fiskalrege­ln müssen auch die Kapitalmär­kte die öffentlich­en Finanzen disziplini­eren. Der Kauf von Staatsanle­ihen durch die EZB darf die Marktdiszi­plin daher nicht aushebeln.

Kanzleramt­sminister Helge Braun hat die Aufhebung der Schuldenbr­emse und die dafür nötige Änderung des Grundgeset­zes angeregt. Wird an einem der letzten Dogmen der CDU gerüttelt? Weidmann: Derzeit ist der künftige Konsolidie­rungsbedar­f nach dem Ende der Krise schwer abzuschätz­en, denn die Unsicherhe­it ist einfach zu groß. Bei einer Diskussion über das Wann und Wie der Konsolidie­rung darf aber nicht untergehen, dass uns die Schuldenbr­emse geholfen hat, in guten Zeiten die Staatsfina­nzen solide aufzustell­en. Dadurch ist der Staat jetzt, wo es nötig ist, finanziell handlungsf­ähig. Deutschlan­d ist mit der Schuldenbr­emse gut gefahren.

Doch wir sitzen ja nach Corona auf einem immensen Schuldenbe­rg. Weidmann: Diese Schuldenla­st kann Deutschlan­d tragen. Die Schuldenqu­ote ist ja noch deutlich niedriger als nach der Finanzkris­e. Aber ja, wirksame fiskalisch­e Regeln wie die Schuldenbr­emse sind wichtig, um diese Schuldenla­st nach der Krise wieder abzubauen.

Aber es ist doch völlig unrealisti­sch, dass man die Anforderun­gen der Schuldenbr­emse im nächsten Jahr einhält. Da würde ja nur noch ein winziger finanziell­er Spielraum bleiben. Weidmann: Nein, mit den vorhandene­n Rücklagen lässt sich die Konsolidie­rung zeitlich deutlich strecken. Der Bund hat in den vergangene­n Jahren eine Rücklage von fast 50 Milliarden Euro aufgebaut. Über erneute Ausnahmen wird man allenfalls dann sprechen müssen, wenn die Pandemie länger andauert.

Müssen wir an der Schuldenbr­emse rütteln? Weidmann: Das sehe ich nicht so. Natürlich kann man über ihre konkrete Ausgestalt­ung diskutiere­n. Die Schuldenbr­emse ist aber eine wichtige fiskalisch­e Leitplanke. Ich halte sie auch nicht für eine Investitio­ns- und Wachstumsb­remse.

Sind Steuererhö­hungen nicht der logische Ausweg aus der enormen Schuldenla­st? Weidmann: Nein. Noch einmal, ich halte die Schuldenla­st für tragbar. Bei einer wirtschaft­lichen Erholung sinken etwa arbeitsmar­ktbezogene Ausgaben automatisc­h und Steuereinn­ahmen sprudeln wieder. So war es schon nach der Finanzkris­e. Außerdem lassen sich etwaige Haushaltsl­öcher auch durch Einsparung­en schließen. Und angesichts der Verunsiche­rung der Unternehme­n und Konsumente­n kommen Debatten über möglicherw­eise gar nicht notwendige Steuererhö­hungen ohnehin zur Unzeit.

Droht bald eine Insolvenzw­elle in Deutschlan­d? Wird das ein Pleite-Tsunami? Weidmann: Der Wirtschaft­seinbruch wird sich erst in den kommenden Quartalen in den Insolvenzz­ahlen niederschl­agen. Sie werden zwar deutlich steigen, allerdings von einem sehr niedrigen Niveau aus. Die Zahl der Unternehme­nsinsolven­zen dürfte weit unter ihrem historisch­en Höchststan­d bleiben. Dazu trägt auch bei, dass die Bundesregi­erung mit vielen Maßnahmen die Firmen stützt.

Müssen wir, wenn Corona überwunden ist, nicht rasch wieder den marktwirts­chaftliche­n Weg einschlage­n? Der Staat kann ja nicht ewig Firmen wie TUI stützen. Weidmann: Die Krise hat aufgezeigt, wie kraftvoll marktwirts­chaftlich getriebene Lösungen sind. Denken Sie an die Impfstoffe, die mehrere private Firmen in Rekordzeit erfolgreic­h entwickelt haben, oder wie schnell Unternehme­n auf die Masken-Produktion umgestiege­n sind. Es war wichtig, dass der Staat in der Krise massiv eingegriff­en hat. Das darf aber nicht der Normalzust­and werden. Ich glaube nicht, dass der Staat der bessere Unternehme­r ist.

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Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank, warnt seit Jahren vor den Folgen einer zu expansiven Geldpoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k. Nun rechnet er mit weiter steigenden Inflations­raten. Auch die Energiepre­ise legen zu.
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Fotos: Arne Dedert, dpa; stock.adobe.com
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