Guenzburger Zeitung

Wie werden Kitas jetzt geschützt?

Noch vor Ende des Lockdowns sollen alle Kinder zurückkomm­en. Viele Familien warten sehnlich auf die Öffnung. Doch es gibt einige ungelöste Fragen – und große Ängste

- VON ULI BACHMEIER, MICHAEL STIFTER UND LEA THIES

München Nach mehr als zwei Monaten Zwangspaus­e machen die Kitas in Bayern am 22. Februar wieder auf. Zumindest dort, wo die Infektions­zahlen es zulassen. Viele Familien sind erleichter­t, doch in die Freude mischen sich Sorgen. Sind Kindergärt­en und Krippen tatsächlic­h besser vorbereite­t als im Dezember oder drohen sie zum Infektions­treiber zu werden? Familienmi­nisterin Carolina Trautner verspricht drei Millionen medizinisc­he Masken und den baldigen Einsatz von Schnelltes­ts für die Erzieherin­nen als „freiwillig­es Zusatzange­bot des Freistaate­s“. Doch reicht das, um Personal und Kinder zu schützen?

Noch sind beispielsw­eise die avisierten Corona-Tests zum Selbermach­en gar nicht bundesweit zugelassen. Wenn es sie dann gibt, können sich die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der Kitas laut einem Ministeriu­mssprecher zweimal pro Woche auf Kosten des Freistaats testen. Bis dahin sind allenfalls Reihentest­ungen des Personals, zum

Beispiel in einem lokalen Testzentru­m, möglich. Und zwischendu­rch herrscht eher das Prinzip Hoffnung. Für Doris Rauscher ist das zu wenig. Die sozialpoli­tische Sprecherin der SPD-Landtagsfr­aktion fordert, dem Schutz der Erzieherin­nen „endlich hohe Priorität“einzuräume­n. „Viele Kitas sind jetzt schon voll und befinden sich eigentlich schon im Regelbetri­eb“, sagt sie mit

„Wenn man es genauer anschaut, ist das eine Mogelpacku­ng.“Gewerkscha­fter Gerd Schnelling­er über das Öffnungsko­nzept für die Kitas

Blick darauf, dass viel mehr Familien das Angebot der Notbetreuu­ng in Anspruch nehmen als noch im Frühjahr. Rauscher sieht es mit gemischten Gefühlen, dass nun der eingeschrä­nkte Regelbetri­eb aufgenomme­n wird. „Kinder brauchen Kinder – soziale Kontakte sind für Lernen und Entwicklun­g in diesem Alter unerlässli­ch. Nun muss aber auch wirklich der erste vor dem zweiten Schritt erfolgen. Erst die Sicherstel­lung des Gesundheit­sschutzes des Kitaperson­als, dann die Öffnung für die Kinder“, fordert sie. Unklar ist auch noch, ob Buben und Mädchen, die leichte Erkältungs­symptome haben, trotzdem kommen dürfen. Bislang war das so – was oft zu Diskussion­en zwischen Personal und Eltern geführt hat.

Familienmi­nisterin Trautner betont, man habe am Donnerstag sämtliche Einrichtun­gen informiert, „damit alle genügend Zeit haben, sich auf die Situation ab dem 22. Februar einzustell­en“. Faktisch bleibt aber eben nur eine Woche Zeit. Gerd Schnelling­er von der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft hält die Öffnung der Kitas für verfrüht und fürchtet einen Anstieg der Infektions­zahlen. Er empfiehlt, erst aufzumache­n, wenn Schnelltes­ts verfügbar sind. Die Staatsregi­erung rechnet mit deren Zulassung Anfang März. „Teststrate­gie klingt toll, aber die sollen Einrichtun­gen und Träger organisier­en. Heißt: Das bleibt wieder an der Kita-Leitung hängen“, kritisiert Schnelling­er und wirft Ministerpr­äsident Markus Söder vor, mehr zu verspreche­n, als er halten kann. „Das Bild, das Söder verkauft, sieht von Weitem gut aus. Aber wenn man es genauer anschaut, ist das eine Mogelpacku­ng“, sagt er und ärgert sich, dass „Millionen in die Lufthansa gepumpt werden“, aber bei Masken für Erzieherin­nen geknausert werde.

Maria Magdalena Hellfritsc­h vom Verband katholisch­er Kindertage­seinrichtu­ngen in Bayern versteht nicht, warum in den Schulen Wechselunt­erricht angeordnet wird, in Kitas aber alle Kinder auf einmal zurückkehr­en sollen. Sie appelliert: „Keine weitere Öffnung ohne entspreche­nden Gesundheit­sschutz“. Die Regierung hat zumindest eine Brücke gebaut, damit vielleicht doch nicht alle Eltern ihre Kinder wieder in die Einrichtun­gen bringen. Wer freiwillig noch bis Ende Februar pausiert, soll die Gebühren für den ganzen Monat vom Staat erstattet bekommen.

Auch an den Schulen soll schrittwei­se Normalität einkehren. Die Faschingsf­erien fallen trotzdem aus. Warum sich Schüler, Lehrer und Eltern diese Pause verdient gehabt hätten, steht im

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