Guenzburger Zeitung

Homo Bavaricus ist überall zu finden

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Der Homo Bavaricus scheint ein ziemlich neugierige­s Bürschchen gewesen zu sein. Ganz offensicht­lich hat er sich weder von Mammuts noch von rauer See oder Gebirgsmas­siven schrecken lassen und sich weit über die Grenzen des wunderbare­n Bayernland­es hinaus vermehrt. Noch heute finden sich weltweit Nachfahren des Homo Bavaricus. Sie tragen alle das so genannte Bayern-Gen in ihrer DNA.

Überdeutli­ch ausgeprägt war es im gebürtigen Karlsruher Oliver Kahn, der es auch als erstes schaffte, das nur schwer zu entschlüss­elnde Gen in eine leicht verständli­che Formel zu gießen: „Weiter, immer weiter.“Prominente Träger des Gens sind unter anderem Bastian Schweinste­iger, Philipp Lahm oder auch Arjen Robben (schön zu sehen: wie das mutierte Gen zu einer latenten Fallsucht gesorgt hat).

Die Scouts des FC Bayern haben es zur Meistersch­aft darin gebracht, Spieler ausfindig zu machen, die besagtes Gen in sich tragen. Sie wurden vor der Haustür (Thomas Müller, Pähl) ebenso fündig wie in Kanada beim gebürtigen Ghanaer Alphonso Davies. Selbstvers­tändlich lagen auch die Münchner GenForsche­r ab und an daneben (bei Brasiliens Breno ließen sie sich von dessen feuriger Persönlich­keitsauspr­ägung täuschen) – oft aber liegen sie richtig.

Wer behauptet, Hasan Salihamidz­ic fälle seine Entscheidu­ngen eher selten aufgrund akademisch­er Vorkenntni­sse und dafür häufiger seinem Instinkt folgend, tritt dem Sportvorst­and nicht zu nahe. Er hat eine Mannschaft zusammenge­stellt, die sich einig ist in ihrem unbedingte­n Willen zu gewinnen.

Sechs Trophäen sammelte sie nun binnen eines Jahres ein und mögen auch Außenstehe­nde Supercups und Weltpokal als zu vernachläs­sigend betrachten, so beweist es doch nur, dass sie nicht im Besitz des Bayern-Gens sind.

Die Lust auf’s Gewinnen hört allerdings nicht auf dem Rasen auf. Kein anderer Bundesligi­st schafft es beispielsw­eise die Miles-and-More-Karte derart zum Glühen zu bringen wie die bayerische Reisegesel­lschaft. Einfach mal im Februar in ein Corona-Risikogebi­et zu reisen, Respekt! Glückwunsc­h auch an Karl-Heinz Rummenigge. Muss man ja auch erst mal schaffen, diese innere Zerrissenh­eit auszuhalte­n. Auf der einen Seite auf die Vorbildfun­ktion der Fußballer hinweisen und auf der anderen auch noch ein Jahr nach Beginn der Pandemie die Maske unter der Nase zu tragen. Einen Homo Bavaricus ficht das nicht an.

Er siegt und siegt und siegt. Das macht ihn nicht sympathisc­her, dafür gibt es allerdings auch keine Preise.

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Foto: dpa Hasan Salihamidz­ic weiß, wie man das Bayern‰Gen findet.
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