Es ist nie zu spät
An dem Thema haben sich viele Denker abgearbeitet, ob der Liedermacher Peter Cornelius, National-Barde Heino und längst vor ihnen der Philosoph Immanuel Kant: Alle drei Intellektuellen sind zur fundamentalen und in CoronaZeiten Trost spendenden Erkenntnis gelangt, dass es nie zu spät sei, was bereits die amerikanischkanadische Band Steppenwolf in einem gleichnamigen Lied konstatierte. Wie könnte es auch anders sein: Wer, wie die SteppenwolfMitglieder, geboren ist, um wild zu sein („Born to be wild“), für den kann eine neue Liebe nur wie ein neues Leben sein, wie mit Jürgen Marcus ein weiterer, zu früh verstorbener Nachdenker herausfand.
Doch Liebe ist manchmal endlich. Da wären wir schon bei den trotzigen Worten von Peter Cornelius angelangt: „Denn es ist nie zu spät für einen neuen Weg. Wenn man auf einmal spürt, dass man am Ende steht. Dann sollte man geh’n.“Das mit dem Weggehen funktioniert in Corona-Zeiten nur schwer. Besser, man bleibt, wo man ist – also im Homeoffice – und hält es sonst mehr mit Kant als Cornelius: „Es ist niemals zu spät, vernünftig und weise zu werden.“Dabei drängt sich in der Pandemie-Ära eine Kant-Heino-Doppelstrategie auf, kommt Letzterer doch in seinem Lied „Es ist nie zu spät“zum Schluss: „Einen Weg zum Glück den wird’s immer geben. Alles geht vorbei. Mach Dir keine Sorgen.“Davon angerührt schrieb ein gewisser Ede Burg im Netz: „So isses.“Doch Heino hat wie selbst Kant nicht stets recht. Manchmal ist es, wenn schon nicht zu spät, so doch höchste Eisenbahn, etwa, wenn bei Männern die Falten tiefer werden. Hier lässt sich vielleicht noch als Born-to-be-wild-Hardrocker der Stinkefinger heben, aber so leicht geht das nicht mehr, zumal wenn Männer sich in weiblicher Obhut befinden. Hier tummelt sich die Kosmetikindustrie also auf einem Traum-Markt: Alcina hat die Pflegeserie „It’s never too late!“aufgelegt und lässt texten: „Es ist nie zu spät, sein Leben neu zu denken.“Hautpflege, heißt es in kantianischer Strenge, sei eine Haltung zum Leben. Eine ziemlich teure Haltung, denn 50 Milliliter kosten knapp 40 Euro. Dafür bekommt man schon die drei Kritiken Kants (9,95 Euro) und oben drauf noch je eine CD von Heino und Cornelius.