Guenzburger Zeitung

Eine gute Viertelstu­nde reicht nicht

Die Schlusspha­se beim 1:2 in Leipzig macht den Augsburger­n Mut. Allerdings zeigten sie zuvor offensive Trostlosig­keit. Manager Reuter sieht die Autorität von Herrlich nicht beschädigt

- VON MARCO SCHEINHOF

Leipzig Einsam marschiert­en sie über den Rasen. Heiko Herrlich und Stefan Reuter unterhielt­en sich angeregt. Hinter ihnen kurvten schon einige Rasenmäher über das angefroren­e Grün. Sonst aber war es still geworden in der Leipziger Arena. Heiko Herrlich und sein Fürspreche­r gemeinsam auf dem Weg von den Fernsehint­erviews zurück in die Kabine. Das 1:2 des FC Augsburg in Leipzig war zwar eine erneute Niederlage, von denen die Augsburger derzeit etliche ansammeln. Allerdings könnte die Schlusspha­se als Mutmacher dienen.

Stefan Reuter hatte seinem Trainer den Rücken gestärkt. Mehrfach. Am Freitag sagte er nur noch: „Ich werde mich nicht alle paar Tage wiederhole­n und das bestätigen. Es muss auch mal gut sein, wenn man das so deutlich äußert.“Reuter war offensiv in der Verteidigu­ng von Herrlich aufgetrete­n. Er wollte im Ansatz Spekulatio­nen ersticken. Verständli­ch, schließlic­h wünscht sich ein Fußball-Bundesligi­st nichts sehnlicher als Ruhe zum Arbeiten. Anderersei­ts würde bei einem erneuten frühzeitig­en Trainerwec­hsel die Rolle des Managers genau beleuchtet werden. Also lieber versuchen, mit aller Macht gemeinsam aus der Krise zu kommen. Solange das noch vertretbar ist.

Reuter betont immer wieder, dass er vom Wirken Herrlichs überzeugt sei. Zwar bot das 1:2 in Leipzig lange Zeit wieder offensive Trostlosig­keit, am Ende aber hätten die Augsburger sogar einen Punkt mitnehmen können. Der wäre zweifelsfr­ei unverdient gewesen, hätte aber als Mutmacher mehr als gutgetan. So muss der FCA nun Optimismus aus der Schlussvie­rtelstunde ziehen. „Wir haben leidenscha­ftlich und aufopferun­gsvoll dagegengeh­alten“, sagte Herrlich. Und – zumindest aus seiner Sicht – auch noch Benachteil­igungen durch den Schiedsric­hter erlebt. Herrlich und auch Reuter hatten vor dem Strafstoß zum 0:1 keine Berührung von Reece Oxford mit Mukieles Knie gesehen, beim 0:2 durch Nkunku hatten sie im Vorfeld ein Foul an Marek Suchy erkannt. Dazu kam noch die doppelte Strafstoßa­usführung.

Wegen der war vor allem Rafal Gikiewicz auch nach Spielschlu­ss sauer. Lautstark marschiert­e der FCA-Torwart vom Platz, es kam zu einem Wortgefech­t vor der Leipziger Auswechsel­bank, ehe er sich beruhigt hatte. Der Pole war bereits während des Spiels ungehalten gewesen. „Gib ihnen gleich die drei Punkte“, rief er dem Schiedsric­hter zu, als er zwar einen Elfmeter abgewehrt, sich dabei aber zu früh von der Linie bewegt hatte, wodurch Daniel Olmo eine zweite Chance erhielt, die er nutzte (38.). „Wenn Dortmund oder Bayern hier spielen, bin ich sicher, dass es zu keiner Wiederholu­ng kommt“, sagte Gikiewicz, „ich bin gespannt, wie viele von zehn Fällen wiederholt werden“. Aus der Sicht des Torwarts ein verständli­cher Frust, Schiedsric­hter Felix Zwayer allerdings hatte nur die Regeln befolgt. Der FCATorwart erkannte zumindest auch eigene Unzulängli­chkeiten. „Wir machen zu viele Fehler und bekommen zu viele Elfmeter“, sagte er.

Umstände, die irgendwann zu personelle­n Konsequenz­en führen könnten. Wenn denn die kommenden Wochen ähnlich erfolglos sind. Noch aber klammern sich die Augsburger an die wenigen Positiverl­ebnisse. „Die letzte Viertelstu­nde war für uns wichtig. Da haben wir gesehen, dass man auch gegen Topmannsch­aften Chancen erspielen kann, wenn man ruhig bleibt und weiter an sich glaubt“, sagte Reuter, der auch dem Vorwurf widersprac­h, die Taktik des FCA sei zu defensiv gewesen. Unbestritt­en sei aber, dass die Gesamtlage beim FCA kritisch sei, „weil wir lange auf ein Erfolgserl­ebnis warten müssen“, sagte der

Manager. Eine Initialzün­dung sei nun nötig, die mit Geschlosse­nheit und konzentrie­rtem Arbeiten erzwungen werden soll. Und weiter mit Heiko Herrlich als Trainer. Der hatte vor dem Spiel in Leipzig von verlorener Autorität wegen der Kritik gesprochen. Reuter sieht das anders: „Heiko hat die absolute Autorität in der Mannschaft. Er analysiert deutlich und gibt klare Vorgaben. Jetzt müssen wir schauen, dass wir sie besser umsetzen.“Klar ist aber auch: „Wenn man lange keine Ergebnisse macht, kommt gewisse Unruhe auf.“Herrlich selbst gibt sich von den Diskussion­en um seine Person unberührt. „Es geht um den Verein und die Mannschaft, nicht um meine Befindlich­keiten. Ob mehr oder weniger Druck da ist, interessie­rt mich nicht so sehr“, sagte er. Zumindest so lange, wie ihm Stefan Reuter den Rücken stärkt.

Gulacsi – Klosterman­n, Or‰ ban, Halstenber­g – Mukiele (63. Konaté), Kampl (63. Adams), Haidara (85. Sörloth), Angelino – Olmo (76. Sabitzer), Nkunku – Poulsen Gikiewicz – Oxford, Gouweleeuw, Suchy (79. Niederlech­ner) – Gumny, Strobl (79. M. Richter), Gruezo (71. R. Khedira), Pedersen – D. Caligiuri, Bénes (63. Vargas) – Hahn

Felix Zwayer (Berlin) 1:0 Olmo (38./Elfmeter), 2:0 Nkunku (43.), 2:1 Caligiuri (77./Foulelfmet­er)

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Foto: Kolbert‰Press Es war ein größtentei­ls trister Freitagabe­nd aus der Sicht von FCA‰Manager Stefan Reuter (links) und Trainer Heiko Herrlich: Gegen RB Leipzig tat sich der FC Augsburg mal wieder in der Offensive schwer und kam erst zum Schluss zu Offensivak­tionen.

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