Sprache kündigt Trennung an
Corona hat die Welt zwar lahmgelegt. Nur in die Volksbeobachter ist neues Leben gefahren. Sie erkunden, wie sich der eingesperrte Mensch die Zeit vertreibt. Schon ist überzeugend nachgewiesen, dass sich coronale Einsamkeit auch mit Arbeit bekämpfen lässt.
Nun bemüht sich die Wissenschaft in aller Welt um praktische Vorschläge. Ein US-Team hat in einer aktuellen Studie nachgewiesen, dass sich die Trennung eines Paares schon ein Vierteljahr vorher ankündigt. In der Krise verändere sich der Sprachgebrauch. Das Wörtchen „ich“wird von Trennungswilligen auf einmal viel öfter gebraucht als üblich.
Das eröffnet unsicheren Paaren die Chance, mit einer neuen Art von Arbeit nicht nur die CoronaLangeweile zu überwinden, sondern auch die eigene Zukunft vorauszusehen. Man lässt die Partnerin oder den Partner ungestört plappern und vermerkt auf einem Strichzettel die Zahl der verwendeten „Ich“-Wörter. Bei auffallender Häufigkeit können schon einmal die Scheidungskosten berechnet werden. Bei selten verwendetem „Ich“lässt sich der nächste gemeinsame Urlaub planen. Auf jeden Fall ist die coronabedingte Eintönigkeit besiegt, der neue Mensch wird zum Propheten – ganz im Sinne von Friedrich Nietzsche, der in „Morgenröte“die Meinung vertrat: „Das Mittel, um der Prophet und Wundermann seiner Zeit zu werden, gilt heute noch wie vor alters: man lebe abseits, mit wenig Kenntnissen, einigen Gedanken ...“