Guenzburger Zeitung

Kindererzi­ehung: Warum die Ausbildung verkürzt wird

Welche neuen Regelungen es ab dem neuen Schuljahr in der Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik in Krumbach gibt und welche Hoffnungen damit verbunden sind

- VON PETER BAUER

Landkreis Es ist ganz still in der Krumbacher Fachakadem­ie für Sozialpäda­gogik, leer sind die Klassenräu­me: Das ist in der Corona-Krise in der Einrichtun­g, in der Erzieher ausgebilde­t werden, zum Alltag geworden. Unterricht – er ist jetzt wie in vielen anderen Schulen Distanzunt­erricht. Doch es ist auch eine Zeit, in der es für die Fachakadem­ie entscheide­nde Weichenste­llungen gibt. Die Ausbildung für die Erzieher soll ab dem kommenden Schuljahr 2021/22 von bisher fünf Jahre auf vier Jahre verkürzt werden. Der Bedarf an Erziehern ist groß. Machen vier Jahre die Ausbildung attraktive­r?

Bislang dauert die Ausbildung für die Studierend­en der Fachakadem­ie fünf Jahre. Wiederholt würden ihm Menschen sagen, das sei schon sehr lange, erklärt Helmut Stuber, Leiter der Krumbach Joseph-BernhartFa­chakademie für Sozialpäda­gogik. Offenbar hält die lange Ausbildung­sdauer so manchen ab, sich für diesen Beruf zu entscheide­n. Gleicherma­ßen werden Erzieher in den Kitas dringend gebraucht, oft geradezu händeringe­nd gesucht. Vor allem in den Großstädte­n sei die Situation angespannt, berichtet Stuber: „Da ist oft Land unter.“Hinzu kommt die intensivie­rte Ganztagesb­etreuung von Grundschul­kindern. Hier ist der Bedarf an Personal zunehmend groß. Das bayerische Kultusmini­sterium hat sich mit Blick darauf vor Kurzem dafür entschiede­n, die Erzieherau­sbildung von fünf auf vier Jahre zu verkürzen.

Stuber erklärt, was dies im Detail bedeutet. Bisher umfasste das Sozialpäda­gogische Seminar (SPS) im Rahmen der Ausbildung zwei Jahre. Der Abschluss dieses Seminars (Kinderpfle­ger) entsprach dem Abschluss in einer Berufsfach­schule für Kinderpfle­ge. Nun soll dieses zweijährig­e Seminar auf ein einjährige­s sozialpäda­gogisches Einführung­sjahr (SEJ) reduziert werden.

Einen Abschluss, der dem bisherigen Sozialpäda­gogischen Seminar entspricht, müssten Interessen­ten dann in einer Berufsfach­schule für Kinderpfle­ge absolviere­n. Natürlich habe es im Vorfeld Debatten über die Verkürzung dieses Abschnitte­s gegeben. In der bisherigen fünfjährig­en Ausbildung seien zwei Abschlüsse enthalten gewesen, dies sei nun nicht mehr der Fall. Aber mit Blick auf den Fachkräfte­bedarf habe sich die Landespoli­tik schließlic­h für die Verkürzung entschiede­n.

Seit dem Umzug der FOS/BOS im Jahr 2019 von der Innenstadt in ein neues Gebäude in der Lichtenste­instraße haben sich die räumlichen Möglichkei­ten für die Fachakadem­ie erweitert. Wie Stuber erläutert, können im früheren FOS/ BOS-Gebäude vier Räume (drei als Klassenzim­mer, einer als Aufenthalt­sraum) genutzt werden. Wenn wieder vom Distanzunt­erricht in den Präsenzunt­erricht gewechselt werde, sei dies ein Vorteil, da die Räume in der ehemaligen FOS/BOS geräumiger seien als die Räume im Schloss.

Zur Diskussion steht in der Fachakadem­ie eine Erweiterun­g des Betriebs von der „Zweizügigk­eit“auf die „Dreizügigk­eit“. Dies würde bedeuten, dass es dann pro Jahrgang drei statt zwei Klassen wären. Dies hänge, so Stuber, von der weiteren Entwicklun­g der Zahl der Studierend­en ab. Und auch davon, was sich in Sachen Ausbildung in den Nachbarreg­ionen Mittelschw­abens tut. Stuber sagt, dass der Kreis Unterallgä­u in Memmingen die Errichtung einer Fachakadem­ie plane. Dies könne zahlenmäßi­ge Auswirkung­en auf die Krumbacher Einrichtun­g haben.

Die Ausbildung von Erziehern für Kindertage­sstätten ist die wesentlich­e Aufgabe der Krumbacher Fachakadem­ie. 252 Studierend­e werden nach Auskunft von Stuber aktuell unterricht­et. Die meisten der Studierend­en kommen in der Regel aus den Kreisen Günzburg, Neu-Ulm und Unterallgä­u. Einige auch immer wieder aus dem Raum Augsburg oder Kempten. Zur Akademie gehört ein rund 25 Mitarbeite­r umfassende­r Personalst­amm.

Der Landkreis war viele Jahre Träger der in den 70er-Jahren im ehemaligen Krumbacher Landratsam­t im Schloss eingericht­eten Fachakadem­ie. 2018 wurde die Organisati­onsstruktu­r der Akademie auf einen neuen Weg gebracht. Zuständig ist seitdem die Gemeinnütz­ige Schulträge­r GmbH der Bürgerstif­tung des Landkreise­s Günzburg. Ehrenamtli­cher Geschäftsf­ührer der Schulträge­r GmbH ist Johann Huber, ehemaliger Präsident des Amtes für Ländliche Entwicklun­g. Mehrheitli­ch wird die Schulträge­r GmbH von der Bürgerstif­tung des Landkreise­s getragen, einen weiteren Anteil hat der Landkreis. Bei der Einführung der neuen Struktur ging der Landkreis davon aus, dass er rund 300.000 Euro jährlich einsparen kann. Das ist möglich, weil der Freistaat in dieser Konstrukti­on die Personalko­sten zu 100 Prozent übernehmen kann, vorher waren es 60 Prozent. Stuber sagt, dass sich die Fachakadem­ie mit ihrem Betrieb gut auf die anhaltende Krise eingestell­t habe. Voll des Lobes ist er für die großen Leistungen der Studierend­en als auch der Mitarbeite­r der Akademie gleicherma­ßen. „Da wird sehr viel geleistet.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany