Guenzburger Zeitung

Laschets neue Logik

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger‰allgemeine.de

Der nette Herr Laschet kann auch anders. Natürlich leiten den neuen CDU-Vorsitzend­en auch sehr persönlich­e Motive, wenn er die eindimensi­onale Inzidenz-Logik einer Angela Merkel oder eines Markus Söder in Zweifel zieht – als potenziell­er Kanzlerkan­didat darf er nicht den Eindruck erwecken, er wolle nur eine Art Testaments­verwalter der amtierende­n Regierungs­chefin sein. Laschet allerdings ist lange genug im Geschäft, um zu spüren, dass die Stimmung allmählich kippt und der CoronaFrus­t sich seine Ventile sucht.

Seine ebenso kurze wie pointierte Abrechnung mit den Verfechter­n der immer niedrigere­n Grenzwerte und das wachsende Unwohlsein in der CSU über den harten Kurs von Söder speisen sich aus der gleichen Quelle: einem diffusen Unbehagen über eine Politik, der außer dem regelmäßig­en Verlängern von Kontaktbes­chränkunge­n und dem Verriegeln von Ladentüren bisher nicht allzu viel einzufalle­n scheint. Ein gutes halbes Jahr vor der Bundestags­wahl sollte sich die Union bei Umfragewer­ten weit über 30 Prozent jedenfalls nicht zu sicher fühlen. Es gibt, frei nach Laschet, noch ein Leben jenseits des Lockdowns – und mit jedem Tag, den die Inzidenzwe­rte sinken, verlieren die geltenden Einschränk­ungen an Legitimati­on.

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