Guenzburger Zeitung

Wachsen am Verzicht

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Zu „Viele lieben! Ist das mehr Liebe?“(Wochenend‰Journal) vom 13.2.:

Was ist das für ein Lebensentw­urf, der hier propagiert wird? Allein die eigenen Bedürfniss­e und Wünsche sind maßgeblich, das Ich steht im Zentrum des Handelns. Können so tragfähige Beziehunge­n entstehen und die eigene Persönlich­keit reifen? Ich stelle zwei Gegenthese­n auf: Ein Mensch bedarf dauerhafte­r, stabiler Bindungen, die auf Vertrauen basieren, welches gerade in einer Partnersch­aft auch auf Ausschließ­lichkeit beruht – biologisch­e Anlage hin oder her. Eine funktionie­rende Familie oder Gemeinscha­ft kann nur durch die Bereitscha­ft der Mitglieder gelingen, bestimmte eigene Bedürfniss­e zugunsten der anderen zurückzust­ellen. Verzicht auszuhalte­n ist eine Herausford­erung, an der man wachsen kann. Dazu scheinen die Anhänger jenes hedonistis­chen Modells nicht bereit zu sein. Ich finde deren Ansatz zu einseitig, sie richten den Fokus für ein zufriedene­s Leben viel zu stark auf die Sexualität. Sex ist doch nicht der Weg zum Glück, die Ungebunden­heit nicht dauerhaft erstrebens­wert.

Nina Cecchi,

Augsburg

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