Guenzburger Zeitung

„Es funktionie­rt“

Jeden Tag treffen sich Klassen per Videokonfe­renz. Technisch ist sogar ein digitaler Schulspazi­ergang möglich. Capito hüpfte durch die Grund- und Mittelschu­le Oettingen

- VON LEA THIES

Durch eine Schule zu laufen, in die einzelnen Klassenräu­me zu blicken, mal kurz Hallo zu sagen oder eine Runde in der Pause zu ratschen – das vermissen gerade viele Schülerinn­en und Schüler. Digital ist das aber auch möglich. Das Capito-Team durfte am Montag einige digitale Klassenzim­mer der Grund- und Mittelschu­le Oettingen besuchen. Mit richtigem Stundenpla­n.

● Los geht’s um 8.30 Uhr in der Grundschul­e. Ich bin der Überraschu­ngsgast der 3/4-Kombiklass­e, in der Dritt- und Viertkläss­ler zusammen lernen. Förderlehr­erin Daniela Baumann hatte mich gebeten, vorher einen Klebezette­l auf die Kamera meines Tablets zu kleben. Als Erstes gibt es ein kleines Chatgewitt­er zum Aufwachen. Die Kinder dürfen sich im Chat einen Smiley ihrer Wahl aussuchen, der ihre Stimmung widerspieg­elt, und dann schicken sie es gleichzeit­ig ab. Dann ist mein Auftritt – Kamera funktionie­rt, Ton aber nicht. Halloooo? Noch einmal einwählen. Jetzt aber. Die Verbindung ist schlecht. Zu viele Teilnehmer. Alle machen die Kameras aus. Jetzt ist’s etwas besser.

3/4‰Kombi‰Klasse

muss: „So ist das Unterricht­en megaschwer, da fehlt die Rückmeldun­g über die Augen.“Frau Tuncay unterricht­et ein Fach, in dem es auch sehr auf Mund und Ohren ankommt: Um eine Fremdsprac­he zu lernen, muss man sie auch hören und sprechen. Am besten mit anderen. Das ist im Homeschool­ing schwierige­r als in der Schule. Frau Tuncay verschickt TonDateien an die Schüler – aber das sei nicht dasselbe wie Englischun­terricht in der Schule. „Mündlich geht da gerade etwas verloren“, sagt sie. Wir sprechen noch etwas über die Welt und wie es Menschen in anderen Ländern geht. „Eigentlich haben viele hier bei uns Luxusprobl­eme“, fasst Mattea zusammen. ● Ich habe kurz darauf ein großes Luxusprobl­em: Vor meiner letzten Homeschool­ing-Stunde streikt meine Kamera komplett. Zusammen mit den Klassenleh­rern Marion Leister und Klaus Herrmann trickse ich aber die Technik aus. Schon wieder was gelernt. „Wir lernen ständig gegenseiti­g, ich habe schon viel von den Schülern gelernt“, sagt Herr Herrmann. Frau Leister ergänzt: „Es ist auch schön zu sehen, dass sich die Schüler untereinan­der helfen.“31 Kinder sind anwesend, ich sehe die meisten aber nicht. Sich per Video zu sehen, sei ihnen nicht so wichtig, sagt eine Schülerin. Fürs Klassenfot­o machen viele die Kamera dann aber doch an. Wir sprechen noch digital über die Zeitungswe­lt und dann ist um 13 Uhr auch schon meine letzte Stunde vorbei. Ich kann jetzt gut nachvollzi­ehen, warum sich so viele Kinder, Eltern und Lehrer Ferien gewünscht haben. Homeschool­ing ist selbst als Gast anstrengen­d.

Klasse 9a/b M

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