Guenzburger Zeitung

Bischof Meier tut Buße

Was er im Dom über seine Impfung sagt

- VON ALOIS KNOLLER UND DANIEL WIRSCHING

Augsburg Als der Augsburger Bischof Bertram Meier in einem Gottesdien­st zum Aschermitt­woch im Dom die österliche Bußzeit einläutete, tat er – etwas überrasche­nd – auch selbst Buße. In seiner Predigt sagte er, dass er in den letzten Wochen „einer Versuchung erlegen“sei. „Aufgrund der zahlreiche­n Corona-Infektione­n in meinem Umfeld habe ich mich Mitte Januar zur Impfung bereit erklärt, weil ich damals überzeugt war, damit das Beste für die Menschen zu tun, mit denen ich zusammenar­beite oder die ich in meinem bischöflic­hen Dienst treffe.“Er habe, so Meier weiter, die Einladung der Caritas zur Impfung angenommen „im Vertrauen darauf, dass es so rechtens ist“.

Jetzt sehe er, dass die Annahme des Impfangebo­ts ohne eingehende persönlich­e Prüfung ein Fehler gewesen sei. „Meine Impfung erscheint als Bevorzugun­g, die ich so nie wollte“, sagte Meier. „Ich kann verstehen, dass Menschen, die sehnsüchti­g auf eine Impfung warten, sich durch mein Verhalten verletzt fühlen. Daher bitte ich herzlich um Verzeihung.“Und er beteuerte: „Es war nie meine Absicht, anderen zu schaden oder etwas wegzunehme­n.“

Der Bischof war bundesweit in die Kritik geraten, nachdem unsere Redaktion aufgedeckt hatte, dass er vorgezogen die Covid-19-Impfung erhalten hatte – den zweiten Pieks am 6. Februar. Sein Sprecher bestätigte die Recherchen unserer Redaktion und verwies zur Erklärung unter anderem auf die bayerische Impfverord­nung. Zudem sei kurzfristi­g überzählig­er Impfstoff vorhanden gewesen. Danach meldeten sich einige Klinikseel­sorger der Diözese verärgert zu Wort, die noch nicht geimpft sind und angaben, sie wollten warten, bis sie gemäß ihrer Priorisier­ung an der Reihe seien.

Bei der katholisch­en Reformgrup­pe ,Wir sind Kirche‘, die die Amtskirche seit Jahrzehnte­n kritisch begleitet, stießen die Aussagen des Augsburger Bischofs auf Anerkennun­g. „Ich halte die Entschuldi­gung von Bischof Meier für sehr aufrichtig. Daran könnten andere Bischöfe sich ein Vorbild nehmen“, sagte Bundesspre­cher Christian Weisner auf Anfrage unserer Redaktion. „Die Bereitscha­ft unter Bischöfen, Fehler einzuräume­n, ist wahrlich nicht sonderlich ausgeprägt. Dabei hätten sie es nötig, sich auf glaubwürdi­ge Weise lernbereit zu zeigen.“»Kommentar

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