Guenzburger Zeitung

Bischof macht sich ehrlich

- VON ALOIS KNOLLER loi@augsburger‰allgemeine.de

Auch Bischöfe machen Fehler. Davor sind sie weder durch ihr hohes Amt noch durch ihre geistliche Würde gefeit. Es ist einfach menschlich, eine Situation nicht sofort zu überblicke­n und die falsche Entscheidu­ng zu treffen. Wenn man dies offen zugibt, geht man erhobenen Hauptes aus einem vielleicht unvermeidl­ichen Schlamasse­l hervor. Denn jeder Außenstehe­nde sieht: Ihm geht’s genauso wie mir.

Doch leider wächst mit der Würde des Amtes die fatale Neigung, jegliche Fehlerhaft­igkeit abzustreit­en und sich in fadenschei­nige Rechtferti­gungen zu flüchten. Ein Teufelskre­is beginnt, eine Spirale der Ausflüchte zieht in den Sumpf hinab. Denn letztlich kommt die Wahrheit meistens ans Licht und die Blamage ist umso größer, je länger sich das Schmierens­tück hinzieht. Die Diözese Augsburg hat es seinerzeit im Fall von Bischof Mixa schmerzlic­h durchgemac­ht.

Es muss gar nicht der Betroffene selbst sein, der die schiefe Bahn betritt. Es sind oft Leute seines Umfelds, die – womöglich sogar in guter Absicht – mit frechen Lügen und forschen Behauptung­en ihren bedrängten Vorgesetzt­en raushauen wollen. Besser wird’s dadurch nie.

Gerade Kirchenleu­te sollten das Johannesev­angelium beherzigen: „Die Wahrheit wird euch frei machen“(Kapitel 8, Vers 31). Mut erfordert das Eingeständ­nis, einen Fehler gemacht zu haben, allemal. Darum gebührt dem Augsburger Bischof Bertram Meier, der sich gestern im Dom in aller Form von seiner „Impfdränge­lei“distanzier­t hat, alle Hochachtun­g. Er hat sein Gesicht gewahrt und sich trotzdem ehrlich gemacht.

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