Guenzburger Zeitung

Hunderte Pfleger ziehen vor Gericht

Streit um den bayerische­n Corona-Bonus: Wer bekommt ihn – und wer nicht?

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München Nicht nur Applaus, auch Geld – das war der Gedanke hinter dem Corona-Bonus für Pflegekräf­te in Bayern. Bis zu 500 Euro sollten Beschäftig­te bekommen, doch um die Zahlung gibt es oft Ärger und die Auszahlung­spraxis ist nun ein Fall für die bayerische Justiz. Denn: Altenpfleg­er bekamen den bayerische­n Pflegebonu­s – doch was ist mit Haushälter­n in einem Seniorenhe­im? Krankensch­western in der Klinik bekamen ihn – doch was ist mit ihren Kolleginne­n in ambulanten Einrichtun­gen? Das Verwaltung­sgericht München hat mehrere Klagen im Zusammenha­ng mit dem

Corona-Bonus für Pflegekräf­te verhandelt – und Entscheidu­ngen für diesen Donnerstag angekündig­t.

Geklagt haben unter anderem Pfleger in ambulanten Einrichtun­gen

oder eine Haushälter­in in einem Altenheim, die jeweils leer ausgingen. Die Kammer will anhand dieser Fälle die konkrete Förderprax­is aufklären. Anwalt Simon Voigt aus Seehausen am Staffelsee vertritt seine eigene Ehefrau, die als Krankensch­wester in einer ambulanten Dialyseein­richtung arbeitet – „bei an Corona erkrankten Patienten in voller Schutzmont­ur“, wie Voigt betont. Sie sei genauso einer zusätzlich­en Belastung ausgesetzt wie ihre Kollegen in einer Klinik. „In unserem Fall geht es – aus juristisch­er Sicht – primär um die Gleichbeha­ndlung von Angehörige­n der

Pflegeberu­fe bei vergleichb­aren pflegerisc­hen Tätigkeite­n.“

Insgesamt sind nach Angaben eines Gerichtssp­rechers rund 200 Klagen im Zusammenha­ng mit dem an Pflegekräf­te ausgezahlt­en CoronaBonu­s allein am Münchner Gericht anhängig – und das ist nur die Spitze des Eisbergs. Wie eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur unter den Verwaltung­sgerichten im Freistaat ergab, gingen bayernweit mehr als 1000 solcher Klagen ein. Am Verwaltung­sgericht in Augsburg sind rund 140 Verfahren anhängig.

Nach Angaben des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums gingen bis zum Ende der Antragsfri­st am 30. Juni insgesamt 351428 Anträge auf den Bonus beim Landesamt für Pflege ein. Von diesen Anträgen wurden 12293 storniert – zum Beispiel, weil ein und derselbe Antragstel­ler mehrere Anträge eingereich­t hatte. 65 065 Anträge wurden abgelehnt – das entspricht etwa 19 Prozent der Anträge. Insgesamt wurden nach Ministeriu­msangaben mehr als 117 Millionen Euro ausgezahlt. Grundlage für diese Auszahlung ist die „Richtlinie über die Gewährung eines Bonus für Pflege- und Rettungskr­äfte in Bayern“aus dem Frühjahr 2020.

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Foto: Weller, dpa Mehr als 1000 Pflegekräf­te haben Kla‰ gen eingereich­t.

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