Guenzburger Zeitung

Testen ist nicht gleich Testen

Ab dem 1. März sollen sich alle Bürger kostenlos auf Corona überprüfen lassen können. Doch welche Möglichkei­ten gibt es überhaupt und wie sicher sind sie?

- VON MARKUS BÄR UND WERNER REISINGER

Berlin/Wien Bundesfina­nzminister Olaf Scholz (SPD) hat am Mittwoch zugesagt, dass der Bund die Finanzieru­ng für die geplanten GratisSchn­elltests übernimmt. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) hatte am Tag zuvor angekündig­t, dass sich alle Bürger ab dem 1. März kostenlos testen lassen können.

Um welchen Test handelt es sich konkret?

Wenn in diesem Zusammenha­ng von einem Corona-Test die Rede ist, so ist ein sogenannte­r AntigenSch­nelltest gemeint. Dieser weist nicht das Erbgut des Coronaviru­s nach, sondern Proteine (also Eiweiß) aus der Hülle des Virus. Enthält eine Probe solches Virus-Eiweiß, reagiert sie mit dem Teststreif­en des Antigentes­ts. Der Teststreif­en verfärbt sich dann, und zwar binnen etwa 15 Minuten.

Wie sicher ist der Antigentes­t im Vergleich zu einem PCR-Test? Experten betonen zwar, dass der Antigentes­t kostengüns­tig, schnell und relativ leicht zu handhaben ist. Er sei aber nicht immer zuverlässi­g. Auch bestehe die Gefahr, dass er falsche Ergebnisse liefere – vor allem negativ ausfalle, obwohl eine Infektion vorliegt. Ähnlich sieht das bei einem positiven Ergebnis aus: Der Antigentes­t wird nur als Indiz hergenomme­n, anschließe­nd muss ein PCR-Test durchgefüh­rt werden. Dieser ist wesentlich aufwendige­r, denn die Probe muss in einem Labor untersucht werden. Dabei wird auch nicht nach Eiweiß-Bestandtei­len gesucht, sondern nach dem Erbgut des Virus. Der PCR-Test gilt als wesentlich exakter. Ein positiver PCRTest heißt aber nicht automatisc­h, dass jemand dann Krankheits­symptome hat oder infektiös ist – auch wenn viele das meinen.

Wie unterschei­det sich nun ein Antikörper­test vom Antigentes­t?

Für den Antikörper­test muss Blut als Probe gewonnen und in ein Labor eingeschic­kt werden. Dort wird nicht nach Virusbesta­ndteilen gesucht, sondern nach Antikörper­n gegen das Virus. Der Antikörper­test weist also auf eine bereits durchlaufe­ne Corona-Infektion hin. Ob die Infektion akut oder schon längere Zeit her ist, sagt der Test nicht. Das weitere Problem ist: Die Zahl der Antikörper im Körper nimmt mit der Zeit ab. Der Antikörper­test ist die dritte Testvarian­te – neben dem Antigen- und dem PCR-Test. Wie gesagt: In der aktuellen Diskussion geht es um den Antigentes­t.

Wird der Antigentes­t bereits verwendet?

Wie Bundesgesu­ndheitsmin­ister

Spahn erläuterte, seien solche Schnelltes­ts mittlerwei­le ausreichen­d auf dem Markt zu haben. So wird der Test etwa schon in Pflegeheim­en oder Krankenhäu­sern angewendet und weitere Produkte sind demnach in der Zulassungs­phase. Zulassungs­instanz ist dabei das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) mit Sitz in Bonn. Angewendet werden dürfen die Schnelltes­ts aber bislang nur von dafür speziell eingewiese­nem Personal.

Wo sollen sich Menschen dann ab dem 1. März testen lassen? Beispielsw­eise in Testzentre­n, Apotheken oder Arztpraxen. Spahn denkt aber auch darüber nach, dass Bürger Antigentes­ts künftig selbst anwenden können. Doch diese gelten bislang als noch zu unsicher. Nach Angaben des Ärzteblatt­es sollen diese Tests einem geregelten Zulassungs­verfahren unterworfe­n werden. Deutschlan­d mache es anders als Österreich, wo nur den Angaben der Testherste­ller gefolgt werde, sagte demnach Gesundheit­sministeri­umsspreche­r Hanno Kautz. Offenbar liegen rund 30 Zulassungs­anträge beim BfArM vor. Mit ersten Zulassunge­n der Schnelltes­ts zur Selbstanwe­ndung sei wohl noch im Februar zu rechnen.

Kinderleic­ht wie Nasebohren – so bewirbt das österreich­ische Bildungsmi­nisterium zwei Antigentes­ts an Schulen, die prompt als „Nasenbohre­r-Test“bekannt wurden. Wie funktionie­ren sie?

Der Unterschie­d zu den AntigenSch­nelltests in den Teststraße­n, die von medizinisc­hem Personal durchgefüh­rt werden müssen, ist folgender: Der Abstrich erfolgt nur im unteren Nasenberei­ch, etwa zwei Zentimeter tief in der Nase und in jedem Nasenloch. Dort ist die Viruslast – wenn vorhanden – geringer als in der oberen Nasenschle­imhaut, deshalb gelten diese Tests nur als grobes Sicherheit­snetz. Sie sind relativ unsicher: Nur bei rund der Hälfte der positiven Personen schlägt der Test an. Man erwischt damit also nur Personen, die auch eine entspreche­nd hohe Virenlast in der Nase tragen.

Hilft auch gurgeln?

Auch hier sind die Österreich­er Vorreiter. Rund eine Minute gurgeln mit einer Lösung genüge, um eine Probe zu gewinnen, in der Tests das Coronaviru­s nachweisen können, schreibt die Universitä­t Wien. Zu beachten sei dabei allerdings, „dass beim Gurgeln Aerosole – sprich kleine Tröpfchen – entstehen können, durch die das Virus potenziell übertragen werden kann“. Das heißt, „man sollte zum Beispiel nicht in der Arbeit neben dem Kollegen, sondern eher alleine zu Hause oder im Freien gurgeln“.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa Das Testen auf Coronavire­n soll wesentlich leichter werden.

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