Ein Urlaub für Mitarbeiter der Kreisklinik
Wertschätzung Warum die Unternehmerfamilie Ehrmann den 410 Angestellten in Krumbach einen kostenlosen Aufenthalt am Tegernsee spendiert
Krumbach Feierstunden sind selten geworden, seit die Corona-Pandemie, die seit einem guten Jahr grassiert, Treffen vieler Menschen eher vereitelt und Leuten Abstand voneinander auferlegt. Eine solche kleine Feierstunde gab es nun in der Kreisklinik Krumbach im Speisesaal und der Anlass dafür war ein freudiger: Die Familie Ehrmann vom Molkereiunternehmen Ehrmann mit Stammsitz in Oberschönegg im Landkreis Unterallgäu wollte Anerkennung zeigen für Pflegekräfte und für andere in einer Klinik Arbeitende (wir berichteten).
Sie alle seien durch die Pandemie mehr belastet als sonst und hätten Anerkennung verdient – mehr Anerkennung als bloßes Klatschen von Balkonen oder aus offenen Fenstern, wie es vergangenes Jahr der Fall war. Ganz nah zum Firmenstammsitz befindet sich die Kreisklinik Krumbach. Das Krankenhaus in Babenhausen sei ja bereits vor Jahren geschlossen worden, erklärte Christian Ehrmann. So wurde das Krumbacher Krankenhaus von der Unternehmerfamilie ausgesucht, um den dort Beschäftigten etwas Gutes zu tun. Sie alle, von der Krankenschwester auf der Covid-19-Station bis hin zur Reinigungskraft erhalten je einen Gutschein für einen zweitägigen Aufenthalt im Parkhotel Egerner Höfe in Rottach-Egern am Tegernsee. Jeder darf eine Begleitperson mitnehmen. Das Hotel gehört der Familie Ehrmann, die auch zu 100 Prozent Anteilseigner der Ehrmann-Gruppe ist.
Christian Ehrmann sagte in seiner kleinen Ansprache in der Klinik: „Was Sie geleistet haben, ist Enormes und die Aussicht auf eine kleine Auszeit, wenn Tourismus wieder möglich ist, haben Sie sich verdient!“Ein Unternehmen zu führen bringe auch eine soziale Verantwortung mit sich, dazu wolle seine Familie ein „Stückchen Beitrag leisten“. Die Krumbacher Klinik liege etwa zwischen Oberschönegg und Thannhausen und mit den Fleischwerken Zimmermann, die zur Unternehmensgruppe Ehrmann gehören, sei man mit dem Landkreis verbunden.
„Ich glaube, das Geschenk ist hier gut aufgehoben“, so Ehrmann. Außerdem bestehe auch eine familiäre Verbindung zur Klinik. Seine Mutter und sein Vater seien vor Jahren hier behandelt worden und vor gut einem Jahr auch seine Schwester. Sie hätten sich in Krumbach gut versorgt gefühlt, bekräftigte er. Selbst sei er noch nicht hier verarztet worden, „glücklicherweise“, so scherzte er.
Die Augen von Klinikmanagement-Direktor Hermann Keller strahlten vor Freude über die 410 Gutscheine im Wert von je rund 350 Euro, die Dankesrede hielt Klinikvorstand Dr. Volker Rehbein. Er begrüßte es ausgesprochen, dass die Krumbacher Klinik in den Genuss des unerwarteten Geschenks kommt. Krumbach sei im Gegensatz zu Günzburg nicht als Covid-Krankenhaus eingestuft, obwohl das Krankenhaus gerade in der Zeit um Weihnachten bis Januar fast genau so viele Covid-19-Patienten betreut habe. Aufgrund dieser Einstufung hätten die Pflegekräfte auch nicht den Corona-Bonus der Bundesregierung bekommen können. Die zweite Corona-Welle habe die Kreiskliniken viel schlimmer getroffen als die erste im Frühjahr 2020.
Die Mitarbeiter seien alles Menschen mit Familie, die sich bei ihrer Arbeit tagtäglich in Ansteckungsgefahr begeben müssten. „Ihr Geschenk ist Licht am Ende des Tunnels“, sagte Rehbein zu Ehrmann. Er sei stolz auf das, was die Klinikmitarbeiter geleistet hätten in den zurückliegenden Wochen.
Ins gleiche Horn stieß der Personalratsvorsitzende Gerhard Schumertl. „Vor Weihnachten bis Mitte Januar waren wir an der Belastungsgrenze.“Die letzten Wochen seien hart gewesen, man habe zwar Schutzausrüstung, aber das Personal werde nicht mehr. Er freue sich, dass seines Wissens das erste Mal alle Klinikmitarbeiter vom Arzt bis zur Reinigungskraft eine Prämie bekämen.
Die Klinikmitarbeiter können den Gutschein per Unterschrift annehmen, der Urlaub ist dann vermutlich ab Herbst dieses Jahres bis ins Jahr 2022 möglich, erklärte Marketingdirektor Gunther Wanner im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Mitarbeiter könnten dann mit dem Hotel Wunschtermine direkt ausmachen. Wenn alle Mitarbeiter das Geschenk annehmen, dann summiert sich die unternehmerische Wohltat auf über 140.000 Euro.
Mit von der Partie bei der Feierstunde waren auch Vertreter der Politik. Landrat Hans Reichhart übernahm die Begrüßung der Gäste und lobte die Fleischwerke Zimmermann als Arbeitgeber, den man im Landkreis sehr schätze. Landtagsabgeordneter Alfred Sauter (CSU) lobte das Tegernseer Hotel, in dem er selber schon gewesen sei und Bundestagsabgeordneter Georg Nüßlein (CSU) plauderte ein wenig über Themen aus dem Gesundheitsressort und plädierte für die Impfungen gegen das Coronavirus. Man merkte, dass der Wahlkampf bereits begonnen hat für die Bundestagswahl im September.