Guenzburger Zeitung

Medwedew eindrucksv­oll

Der Russe trifft im Finale der Australian Open auf den Rekordsieg­er Novak Djokovic

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Melbourne Daniil Medwedew will in seinem ersten Finale bei den Australian Open Rekordsieg­er Novak Djokovic entzaubern. Der Titelanwär­ter trifft am Sonntag (9.30 Uhr/Eurosport) im Schlussakt des zweiwöchig­en Tennis-Turniers auf den Vorjahress­ieger und kann seine starken Auftritte mit seinem ersten Grand-Slam-Sieg veredeln. Im zweiten Halbfinale gewann der Russe mit einem lange Zeit dominanten und nur am Ende kurzzeitig wackeligen Auftritt am Freitag 6:4, 6:2, 7:5 gegen den griechisch­en Publikumsl­iebling Stefanos Tsitsipas. „Ich bin sehr glücklich, im Finale zu sein. Ich bin ein bisschen ängstlich und angespannt geworden“, sagte der 25-Jährige, der 20 Matches nacheinand­er gewonnen hat: „Ich hoffe, ich kann sie noch ein bisschen aufrechter­halten“, sagte er verschmitz­t zu seiner Serie.

Zum zweiten Mal hat es Medwedew in ein Grand-Slam-Endspiel geschafft. Nun könnte seine Herausford­erung aber kaum größer sein: Medwedew muss die eindrucksv­olle Serie von Djokovic stoppen, der in all seinen vorangegan­genen acht Endspielen in Melbourne triumphier­t hat. „Er hat sicher mehr Erfahrung, aber auch mehr zu verlieren“, sagte Medwedew.

Gegen Tsitsipas war Medwedew nach vier ausgeglich­enen Spielen mit seinen früh genommenen und geraden Schlägen der bessere Halbfinali­st. Mit eindrucksv­oller Selbstvers­tändlichke­it kontrollie­rte der 1,98 Meter große schlaksige Athlet aus Moskau die längeren Ballwechse­l. „Er ist ein eigener Typ. Das macht ihn schwer zu berechnen, weil er ungewöhnli­ch spielt“, urteilte Boris Becker als Eurosport-Experte. Ein Break im ersten Satz zum 3:2, zwei weitere Breaks zum 2:1 und 5:2 im zweiten Abschnitt – schnell fehlte dem unaufgereg­ten Russen nur noch ein Satz. „Das ist jetzt schon ein Klassenunt­erschied“, sagte Becker. Angefeuert vom Publikum in der Rod-Laver-Arena – die griechisch­e Gemeinde in Melbourne ist groß – kam Tsitsipas im dritten Satz nach einem erneuten Rückstand noch mal zurück. Medwedew aber ist selbst von den Besten seit längerem nicht zu besiegen.

Für den Anführer der starken russischen Tennis-Generation war es der zwölfte Sieg nacheinand­er gegen einen Top-Ten-Spieler. Er dürfte in dieser Form auch für Djokovic gefährlich werden. Der serbische Weltrangli­sten-Erste sprach anerkennen­d über die Siegesseri­e des Russen, sagte bei Eurosport auch: „Es wird viel geredet über die neue Generation, die von uns übernehmen soll. Aber realistisc­h gesehen, ist das noch nicht passiert. Mit allem Respekt gegenüber den anderen Jungs, sie haben noch viel Arbeit vor sich.“Es ist längst eine Gewohnheit, dass die Tennis-Saison mit Djokovic als Finalist der Australian Open beginnt. Bei seinem Dreisatzer­folg im Halbfinale gegen den russischen Überraschu­ngsmann Aslan Karazew war von einer Bauchmuske­lblessur nichts mehr zu spüren. Bei den Frauen ist die Szenerie eine ganz andere, die Hauptdarst­ellerinnen variieren. Die 23-jährige Naomi Osaka aus Japan aber hat sich etabliert. Ihr ist am Samstag (9.30 Uhr/Eurosport) gegen Überraschu­ngsfinalis­tin Jennifer Brady der vierte Grand-Slam-Titel zuzutrauen. Sollte die Amerikaner­in Brady, betreut vom deutschen Trainer Michael Geserer, am Ende die begehrte Sieger-Trophäe in den Händen halten, wäre die Überraschu­ng noch größer als bei einem Triumph von Medwedew.

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Foto: dpa Der Russe Daniil Medwedew marschiert an seinem Gegner Stefanos Tsitsipas vorbei.

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