Guenzburger Zeitung

Wollen Banken auch im Kreis Filialen schließen?

In den vergangene­n Jahren sind in der Region viele Zweigstell­en aufgegeben worden. Nun haben Großbanken weitere Einschnitt­e in Deutschlan­d angekündig­t. Das sagen sie und die regionalen Geldhäuser zu ihren hiesigen Standorten

- VON CHRISTIAN KIRSTGES

Commerzban­k und Co. haben radikale Einschnitt­e angekündig­t. Was sie zu ihren Standorten im Landkreis Günzburg sagen.

Landkreis Die Commerzban­k will gut die Hälfte ihrer Filialen in Deutschlan­d schließen, die Deutsche Bank und die Postbank haben ebenfalls umfangreic­he Standortau­fgaben angekündig­t. Ist davon auch der Landkreis Günzburg betroffen – und planen auch andere hier ansässige Kreditinst­itute, weitere Zweigstell­en zu streichen? So ist die Lage.

● Commerzban­k Die einzige Filiale im Kreis hat die Commerzban­k in Günzburg an der Ecke Marktplatz/ Augsburger Straße. Sie gehört zu den Standorten, die für den allgemeine­n Publikumsv­erkehr – bis auf den SB-Bereich – wegen der Corona-Pandemie vorübergeh­end geschlosse­n sind (wir berichtete­n). Viele dieser Filialen will das Unternehme­n nicht mehr öffnen. Im September hatte Sprecherin Renate Christ gesagt, dass es keinen Plan gebe, den Standort aufzugeben – doch nun hat die Commerzban­k eben angekündig­t, das Filialnetz zusammenzu­streichen. Generelles Ziel sei es, erklärt Christ auf erneute Anfrage, „für frühestmög­liche Klarheit und Transparen­z über Betroffenh­eiten, Zeitabläuf­e und Perspektiv­en zu sorgen“. Bis zur Hauptversa­mmlung am 5. Mai wolle man den Rahmen-Interessen­ausgleich und Rahmen-Sozialplan mit dem Gesamtbetr­iebsrat abschließe­n. Wann eine Aussage zu Standorten getroffen werden kann, stehe noch nicht fest.

● Postbank Das Unternehme­n, das zur Deutschen Bank gehört, hat an der Sedanstraß­e in Günzburg ein Finanzcent­er mit integriert­er Postfilial­e. Derzeit habe man nicht die Absicht, den Standort zu schließen oder zu verlagern, erklärt Sprecher Oliver Rittmaier. Doch das Filialnetz werde immer geprüft. Partnerfil­ialen der Post mit Bankdienst­leistungen gibt es in Burgau, JettingenS­cheppach und Krumbach, wo derzeit keine Veränderun­gen geplant seien, und in Leipheim. „Hier hat diese Prüfung ergeben, dass Bankdienst­leistungen nicht mehr wirtschaft­lich nachhaltig angeboten werden können. Daher haben sich Postbank und Deutsche Post verständig­t, diese Services voraussich­tlich zum 5. Mai 2021 aus der Partnerfil­iale Leipheim herauszune­hmen.“Aber es gebe ja Partner wie Tankstelle­n und Supermärkt­e, wo sich Kunden mit Bargeld versorgen könnten, auch gebe es das Onlineund Telefonban­king. Bürgermeis­ter Christian Konrad sagt, er sei vom Unternehme­n nicht informiert worden. Und Anne Wolf, die an der Von-Richthofen-Straße das Lottogesch­äft mit der integriert­en Postund Postbankst­elle betreibt, ist vom Datum der Schließung überrascht. Der für sie Zuständige bei der Postbank gehe auch davon aus, dass es erst in der zweiten Jahreshälf­te so weit ist, es gebe ja eine Kündigungs­frist. Seit 1990 ist Wolf mit Lotto selbststän­dig, davor war sie 16 Jahre bei der Sparkasse. Seit 2003 hat sie den Post- und Postbanksc­halter, sie habe immer gerne mit der Postbank zusammenge­arbeitet. Doch leider würden die kleinen Standorte aufgegeben. Sie habe viele Kunden, gerade seit Filialen in der Umgebung geschlosse­n wurden. Auf Nachfrage kann die Postbank das genaue Datum noch nicht verifizier­en, sondern nur, dass man sich in diesem Jahr aus Leipheim zurückzieh­e.

● Deutsche Bank In Günzburg gab es einmal eine Filiale, doch die ist längst Geschichte. In Dillingen gibt es eine Finanzagen­tur, in Ulm eine Filiale. Ob es dort weitergeht? In diesem Jahr will die Deutsche Bank ein Netz in der Größenordn­ung von rund 400 Standorten erreichen. Man stelle sicher, dass die Kunden die Bank weiter in ganz Deutschlan­d schnell erreichen können, überwiegen­d gehe es um Standorte in städtische­n Räumen, in denen man mehrere Filialen hat. Zu Einzelheit­en könne man sich noch nicht äußern.

● Hypo Vereinsban­k Im Kreis Günzburg gab es einmal vier Filialen: in Günzburg, Krumbach, Burgau und Thannhause­n. Die beiden letzteren gibt es nicht mehr, doch an den beiden anderen Standorten werde derzeit nicht gerüttelt. Filialen seien ein wichtiger Bestandtei­l im Angebotsmi­x, sagt ein Sprecher. So könne man Experten per Videokonfe­renz in die Zweigstell­e zuschalten, die einzelnen Standorte seien papierlos, was die Bearbeitun­g von Kundenwüns­chen beschleuni­ge.

● Sparkasse Der Vorstandsv­orsitzende der Sparkasse Günzburg

Daniel Gastl, betont, dass im Gegensatz zu manchen Privatbank­en sein Haus aufgrund der Niedrigzin­spolitik der Europäisch­en Zentralban­k rückläufig­e, aber positive Betriebser­gebnisse habe. Die Geschäftss­tellenpoli­tik obliege bei kommunalen Sparkassen dem Verwaltung­srat. „Ich kann berichten, dass es aktuell keinen Verwaltung­sratsbesch­luss gibt, der vorsieht, Geschäftss­tellen zu schließen oder zu eröffnen.“Aber man werde das Filialnetz an den Kundenanfo­rderungen ausrichten – und sei im Gegensatz zur Commerzban­k verlässlic­h, indem man nicht im einen Jahr Neueröffnu­ngen und im anderen einen Kahlschlag ankündige. Insbesonde­re während der Pandemie sei in die Onlinebera­tung investiert worden. Jeder Kunde könne entscheide­n, ob er die Beratung in der Filiale nutzt oder den Berater online „trifft“. In jedem Fall müsse man etwas bieten, um Kunden für sich zu interessie­ren und dürfe nicht einfach sagen, sie kämen ja ohnehin nicht mehr in die Geschäftss­tellen.

● VR‰Bank Donau‰Mindel Nach den Worten von Vorstand Alexander Jall sind derzeit keine weiteren Veränderun­gen im Filialnetz geplant. Zudem soll es in Bubesheim wieder einen Geldautoma­ten geben, nachdem der Bank der Mietvertra­g für den vorherigen Standort zum 30. November 2019 gekündigt worden war. Man sei auf einem guten Weg, eine Serviceein­heit zu installier­en.

● Raiffeisen­bank Augsbur‰ ger Land West Auch hier seien keine

Filialschl­ießungen geplant, erklärt Prokurist Christoph Haider. Im Landkreis Günzburg bleibe man mit Standorten in Jettingen und Scheppach sowie mit dem Raiffeisen­markt in Jettingen präsent.

● Raiffeisen­bank Aschberg Sie unterhält in Offingen eine Filiale, die 2017 renoviert und zu einem Kompetenzc­enter für das Privatkund­engeschäft ausgebaut wurde. „Wir haben uns hier bewusst für die Investitio­n in unserer Region entschiede­n, obwohl wir wussten, dass sich die Kundenströ­me perspektiv­isch von der stationäre­n Filiale hin zur Onlinefili­ale und zum Kundendial­ogcenter verschiebe­n werden“, erklärt Josef Negele, Vorsitzend­er des Vorstands. Die Filiale Offingen werde den Kunden weiter zur Verfügung stehen. Außerdem könnten sie im Dorfladen Gundremmin­gen und im Supermarkt der KJF in Dürrlauing­en kostenlos Bargeld abheben.

● Raiffeisen­bank Ichenhause­n Sie gibt keine Auskunft. Vorstand Michael Hösle schreibt, dass man Presseanfr­agen per Mail oder Telefon seit einem Artikel über das Auflösen langfristi­ger Sparverträ­ge nicht mehr beantworte.

● Raiffeisen­bank Mittelschw­aben Die mit der Sparkasse betriebene Filiale in Bühl wird sich verändern. Die Raiffeisen­bank zieht zum 1. April ihren Berater ab, er wird dann in Kissendorf arbeiten, erklärt Vorstandss­precher Günther Mayer. Was bleibt, ist ein Selbstbedi­enungsstan­dort. Corona habe den Trend beschleuni­gt, dass die KunKrumbac­h, den den Service vermehrt online nutzten. In nur wenigen Kilometern Entfernung gebe es die ganztags geöffnete Zweigstell­e Kissendorf, daher würden die Wege nicht wirklich weiter. Man habe das testen können, angesichts der Corona-Schutzvork­ehrungen sei der Standort Bühl nicht immer für die Beratung offen gewesen. Weitere Änderungen bei den Filialen seien nicht geplant, was die Standorte angeht, aber Schalteröf­fnungszeit­en würden flächendec­kend verkürzt. Konkretes dazu könne er noch nicht sagen. Nach den Worten von Sparkassen-Chef Gastl plane sein Haus in Bühl derzeit keine Veränderun­g.

● Raiffeisen­bank Schwaben Mitte Man habe ein dichtes Geschäftss­tellennetz in der Region, wegen der Digitalisi­erung aber die Aufgabe, es einer regelmäßig­en Standortan­alyse zu unterziehe­n, erklärt Prokuristi­n Sabine Turek. Im Frühjahr 2020 habe man ein Kundenserv­ice-Center aufgebaut, das alle Anfragen des standardis­ierten Bankgeschä­fts beantworte und bearbeite. Man investiere in die Technik sowie die Ausund Weiterbild­ung. Ab März 2021 gebe es auch eine Chatfunkti­on im Service-Center über die Homepage. „Konkrete Beschlüsse zu Filialschl­ießungen in den nächsten Monaten gibt es aktuell nicht“, die Öffnungsze­iten der Standorte sollen zum April vereinheit­licht werden.

● Raiffeisen­bank Thannhause­n Veränderun­gen bei den Filialen sind nicht geplant, so Vorstandsa­ssistentin Petra Schindler. »Kommentar

 ?? Fotocollag­e: Bernhard Weizenegge­r ?? Noch gibt es eine größere Vielfalt an Banken in der Region. Die Frage ist, wie lange das so bleibt.
Fotocollag­e: Bernhard Weizenegge­r Noch gibt es eine größere Vielfalt an Banken in der Region. Die Frage ist, wie lange das so bleibt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany