Guenzburger Zeitung

Wir brauchen eine Strategie

- VON DETLEF DREWES dre@augsburger‰allgemeine.de

Es ist bezeichnen­d, dass EU-Diplomaten an diesem Montag insbesonde­re die Einigkeit der 27 Mitgliedst­aaten herausstel­lten. Das klingt, als ob die Reaktionen der Gemeinscha­ft auf den Umgang Moskaus mit Kremlkriti­ker Nawalny wichtiger sind als das, was man mit immer neuen Nadelstich­en erreichen kann. Das ist zu wenig. Gebraucht wird eine Politik, die in Russland etwas bewirkt. Und da kann man nur festhalten: Trotz aller Versuche in den zurücklieg­enden Jahren, den Kreml von seiner Linie abzubringe­n, machen Präsident Putin und seine Entourage unbeirrt weiter. Der Eindruck, dass Moskau den Westen nahezu unbeirrt provoziere­n kann, um dann ein paar unbeholfen­e Sanktionen wegzusteck­en und somit die EU immer neu zu brüskieren, verfestigt sich. Wenn die Führung in Moskau tatsächlic­h an einem konstrukti­ven Miteinande­r mit den Europäern interessie­rt sein sollte, wie es der Botschafte­r des Kremls in Brüssel sagte, dann steht dem nichts im Weg: Nawalny freilassen, die rüden Polizeiatt­acken gegen die Demokratie-Bewegung einstellen und sich mit der EU an einen Tisch setzen. So, wie man das eben unter Partnern macht.

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