Guenzburger Zeitung

Gersthofer Privatschu­le geht an die Börse

Die Internatio­nal School Augsburg verkauft als erste Schule in Europa Aktien. Der Schulleite­r erklärt, warum er diesen ungewöhnli­chen Schritt für notwendig hält

- VON OLIVER WOLFF

Augsburg Eltern kaufen Aktien der Schule ihrer Kinder – klingt seltsam, ist aber bald möglich. Die Internatio­nal School Augsburg (ISA) geht an der Münchner Börse an den Start und ist europaweit die erste Privatschu­le, die eine derartige Strategie zur Finanzieru­ng ihrer Projekte wagt. Das Unternehme­n unterricht­et in Gersthofen bei Augsburg 325 Schüler aus 40 Nationen, im Alter von drei bis 18 Jahren.

Das Bildungsan­gebot der ISA ist vor allem für ausländisc­he Eltern ausgericht­et, die zeitlich befristet im Großraum Augsburg arbeiten und ihre Kinder nach internatio­nalen Standards unterricht­en lassen wollen. Das hat seinen Preis: Bis zu 16 300 Euro kostet der Jahresbeit­rag an der ISA, die Aufnahmege­bühr bis zu 7500 Euro. Rechtlich gesehen hat die ISA in Bayern den Status einer Ersatz- beziehungs­weise Ergänzungs­schule.

Die Gersthofer Privatschu­le hat internatio­nal renommiert­e Akkreditie­rungen erlangt, so können Schüler zum Beispiel das Internatio­nal Baccalaure­ate Diploma, also die internatio­nal anerkannte Allgemeine Hochschulr­eife, absolviere­n.

In der ISA sprechen Lehrer und Schüler grundsätzl­ich englisch, im Kursangebo­t sind Fremdsprac­hen, die an staatliche­n oder öffentlich­en Schulen nicht oder nur selten angeboten werden.

Mit dem ersten Börsengang seiner Art sorgt die Schule in der deutschen Finanzwelt für Aufsehen. 12,50 Euro kostet eine ISA-Aktie zu Beginn, die Zeichnungs­frist läuft bis zum 9. März. Das Gesamtvolu­men des Unternehme­ns ist laut Münchner Börse auf knapp acht Millionen Euro taxiert.

Das aus dem Aktienverk­auf generierte Vermögen will die Schule in ihren Ausbau investiere­n, sagt

Schulleite­r und Vorstand Marcus Wagner. „Wir brauchen einen neuen Campus, der mehr Raum für unsere Zukunft bietet.“Die ISA sei ein wichtiger Bestandtei­l der Wirtschaft­sförderung in der Region. Man brauche gute internatio­nale Fachkräfte. „Die kommen nur, wenn sie ihre Familien mitnehmen können“, sagt Wagner.

Mit dem Börsengang will die ISA die Öffentlich­keit dafür sensibilis­ieren, dass in Deutschlan­d verstärkt privates Kapital für Bildung notwendig ist. Das Besondere am Modell der ISA sei, sagt Wagner, dass es sich um eine gemeinnütz­ige Aktiengese­llschaft handle, die steuerlich­e Vorteile und öffentlich­e Förderunge­n nutzen könne. So sei man gezwungen, in der Verwaltung schlank zu bleiben.

ISA-Aktionäre erhalten keine Dividende, aber sollen an der langfristi­gen Wertsteige­rung des Unternehme­ns partizipie­ren. Für den Börsengang

erhöht die Gesellscha­ft ihr bestehende­s Grundkapit­al von knapp 3,3 Millionen Euro durch die Ausgabe von Aktien auf bis zu über neun Millionen Euro.

Warum wählt die Privatschu­le den Börsengang, anstatt einen Bankkredit aufzunehme­n? Wagner sagt, für den Neubau sei Eigenkapit­al nötig. Wegen der staatliche­n Fördermitt­el gebe es faktisch keinen Zugang zu Darlehen. „Spenden sind in dieser Höhe kaum zu erzielen.“

Bisherige Anteilseig­ner der ISA sind mittelstän­dische Unternehme­n, Privatpers­onen und Absolvente­n. Wagner verspricht sich vom Börsengang, Investoren auch außerhalb der Region zu gewinnen. Wie bei vielen anderen gemeinnütz­igen Aktiengese­llschaften sei das Risiko für Anleger aufgrund vorhandene­r Sachwerte gering. Einfluss auf pädagogisc­he Fragen oder die Benotung seitens der Eltern als Anteilseig­ner schließt der Schulleite­r aus.

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Foto: Puchner, dpa Die ISA in Gersthofen hat Großes vor: Mit dem Aktienverk­auf an der Münchner Börse soll bis 2025 ein über 30 Millio‰ nen Euro teurer Neubau finanziert wer‰ den.

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