Weitere Lücken in den Zentren
Es ist eine erschreckende Ankündigung: Allein die Commerzbank will knapp die Hälfte ihrer Filialen in Deutschland schließen. Ob auch der Standort in Günzburg dabei ist? Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch ungewiss. Falls dem so wäre, droht der Kreisstadt eine weitere Lücke im Zentrum – wie der Rückzug von Banken und Sparkassen aus so vielen Orten im Landkreis auch dort Narben im Ortsund Stadtbild hinterlassen hat. Ganz abgesehen davon, dass die Wege für die Kunden weiter wurden – wenngleich die Zahl derer steigt, die ihre Bankgeschäfte ohnehin online erledigen, häufig mit Karte zahlen und Bargeld an der Supermarktkasse mitnehmen, weil es einfach so schön bequem ist.
Angesichts dessen stellt sich die Frage, was zuerst da war: der schlechter werdende Service vor Ort oder das geänderte Verhalten der Kunden, die dazu gezwungen werden. Wie dem auch sei: Wenn sich Banken und Sparkassen aus Gemeinden zurückziehen, werden sie unsichtbarer für die Bürger – und auch in gewisser Weise unnötiger. „Dann kann ich auch gleich zu einer Direktbank wechseln“, mag sich mancher denken. Doch auch dort ist nicht alles Gold, was gülden schimmert: So hat die zur Commerzbank gehörende Comdirect angekündigt, dass auch sie Gebühren fürs Konto verlangt, wenn nicht gewisse Kriterien erfüllt sind.
Nicht zuletzt wegen Corona müssen sich die Verantwortlichen in den Städten und Gemeinden jedenfalls dringend Gedanken machen, wie die Zentren künftig aussehen sollen. Einzelhändler und Gastronomen kämpfen ums Überleben, weitere Lücken drohen. Eine rein aufs Wohnen fokussierte Mitte kann auch nicht die Lösung sein. Letztlich gilt aber auch hier wie in so vielen Bereichen: Die Menschen selbst entscheiden mit ihrem Verhalten, wie es einmal aussieht – und somit, ob anonyme Versandhändler und Direktbanken oder Angebote im Ort die Zukunft sind.