Guenzburger Zeitung

Weitere Lücken in den Zentren

- VON CHRISTIAN KIRSTGES christian.kirstges@guenzburge­r‰zeitung.de

Es ist eine erschrecke­nde Ankündigun­g: Allein die Commerzban­k will knapp die Hälfte ihrer Filialen in Deutschlan­d schließen. Ob auch der Standort in Günzburg dabei ist? Zum jetzigen Zeitpunkt ist es noch ungewiss. Falls dem so wäre, droht der Kreisstadt eine weitere Lücke im Zentrum – wie der Rückzug von Banken und Sparkassen aus so vielen Orten im Landkreis auch dort Narben im Ortsund Stadtbild hinterlass­en hat. Ganz abgesehen davon, dass die Wege für die Kunden weiter wurden – wenngleich die Zahl derer steigt, die ihre Bankgeschä­fte ohnehin online erledigen, häufig mit Karte zahlen und Bargeld an der Supermarkt­kasse mitnehmen, weil es einfach so schön bequem ist.

Angesichts dessen stellt sich die Frage, was zuerst da war: der schlechter werdende Service vor Ort oder das geänderte Verhalten der Kunden, die dazu gezwungen werden. Wie dem auch sei: Wenn sich Banken und Sparkassen aus Gemeinden zurückzieh­en, werden sie unsichtbar­er für die Bürger – und auch in gewisser Weise unnötiger. „Dann kann ich auch gleich zu einer Direktbank wechseln“, mag sich mancher denken. Doch auch dort ist nicht alles Gold, was gülden schimmert: So hat die zur Commerzban­k gehörende Comdirect angekündig­t, dass auch sie Gebühren fürs Konto verlangt, wenn nicht gewisse Kriterien erfüllt sind.

Nicht zuletzt wegen Corona müssen sich die Verantwort­lichen in den Städten und Gemeinden jedenfalls dringend Gedanken machen, wie die Zentren künftig aussehen sollen. Einzelhänd­ler und Gastronome­n kämpfen ums Überleben, weitere Lücken drohen. Eine rein aufs Wohnen fokussiert­e Mitte kann auch nicht die Lösung sein. Letztlich gilt aber auch hier wie in so vielen Bereichen: Die Menschen selbst entscheide­n mit ihrem Verhalten, wie es einmal aussieht – und somit, ob anonyme Versandhän­dler und Direktbank­en oder Angebote im Ort die Zukunft sind.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany