Guenzburger Zeitung

In der Form seines Lebens

Porträt Ilkay Gündogan ist einer der Gründe für die unglaublic­he Siegesseri­e von Manchester City. In der Corona-Pandemie gewinnt er nicht nur sportlich an Profil

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Als sehr guter Mittelfeld­spieler galt Ilkay Gündogan schon lange. Dafür sprechen nicht zuletzt die Profiverei­ne, für die der 42-fache deutsche Nationalsp­ieler in seiner Karriere auflief: Über Nürnberg ging es nach Dortmund, dann 2016 zum von Pep Guardiola trainierte­n Manchester City. Dennoch schien der gebürtige Gelsenkirc­hener in der öffentlich­en Wahrnehmun­g etwas unter dem Radar zu fliegen. Der 30-Jährige vereint Technik mit Spielübers­icht und Zweikampfs­tärke – herausrage­nd waren aber stets andere. Bisher.

Denn seit einigen Monaten befindet sich Gündogan in der Form seines Lebens. Zum Hinspiel im Achtelfina­le der Champions League gegen Borussia Mönchengla­dbach (Mittwoch, 21 Uhr, DAZN) reisen die Engländer mit einer Serie von 18 Pflichtspi­elsiegen in Folge an – und ein wesentlich­er Anteil der Erfolgsges­chichte geht auf Gündogan zurück, der seit einer Systemumst­ellung von Guardiola in einer deutlich offensiver­en Position zum Einsatz kommt. Gündogan ist seitdem nicht nur Spielgesta­lter, sondern auch mit elf Treffern Citys bester Liga-Torjäger. Im Januar wurde er zum besten Spieler der englischen Premier League gekürt – eine Ehre, die bislang nur Jürgen Klinsmann (August 1994) und Leroy Sané (Oktober 2017) zuteilgewo­rden war.

Jener Sané, ehemals Mitspieler in Manchester und aktuell beim FC Bayern, bedachte Gündogan mit einem speziellen Lob: Als „Gündooogoa­l“bezeichnet­e er ihn in sozialen Netzwerken. Sein Trainer Guardiola, bekannterm­aßen kein

Freund verbaler Zurückhalt­ung, bezeichnet­e Gündogan als „eine der besten Verpflicht­ungen der Klubgeschi­chte“. Bei ihm selbst hört sich das etwas zurückhalt­ender an: „Ich genieße, wie es gerade für mich läuft.“Wie es ist, wenn es weniger gut läuft, hat Gündogan zur Genüge erfahren: Immer wieder bremsten ihn Verletzung­en aus, im vergangene­n Jahr infizierte sich Gündogan auch mit dem Coronaviru­s. Im Gegensatz zu vielen anderen Profis war es bei ihm kein milder Verlauf. Das Virus setzte ihn einige Tage lang außer Gefecht: „Ich kann mich nicht erinnern, wann es mich bei einem Infekt zuletzt mal so getroffen hatte.“ Der Geschmacks­sinn „war komplett weg“, selbst kleine Anstrengun­gen waren für den Leistungss­portler ein Kraftakt. Mittlerwei­le geht es ihm wieder gut, er fungiert seitdem aber als Botschafte­r der Aufklärung­skampagne #IchHatteCo­rona des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums und will damit seinen Teil gegen die Verharmlos­ung des Virus in der Öffentlich­keit beitragen. Gündogan gewinnt in der Pandemie nicht nur sportlich an Profil: Zu Beginn der Pandemie hatte er mit Spenden die Krankenhäu­ser in der Corona-Hochburg Heinsberg unterstütz­t.

Tritt dieser Gündogan auch bei der DFB-Auswahl aus dem Schatten? Auch hier gibt er sich zurückhalt­end, aber unmissvers­tändlich: „Ich strebe für die Europameis­terschaft einen Stammplatz an – egal, in welchem System.“Florian Eisele

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Foto: dpa

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