Guenzburger Zeitung

Bayern öffnet auch Baumärkte und erntet Kritik

Die Regierung in Baden-Württember­g zeigt sich irritiert. Grüne sprechen von „Lockerungs-Bingo“

- VON ULI BACHMEIER

München Einen Tag nach der Ankündigun­g weiterer Lockerunge­n der Corona-Regeln durch Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) legt die Staatsregi­erung im Vollzug noch einmal nach. Neben Gärtnereie­n, Gartenmärk­ten und Blumenläde­n dürfen laut Kabinettsb­eschluss ab

1. März auch Baumärkte und Baumschule­n ihre Geschäfte wieder öffnen.

Gleichzeit­ig präzisiert­e Staatskanz­leichef Florian Herrmann (CSU) die Regeln über „körpernahe Dienstleis­tungen“, die ebenfalls ab

1. März wieder zulässig sind. Dazu zähle alles, was der Hygiene und der Körperpfle­ge dient – neben Friseuren und Fußpfleger­n auch Nagelstudi­os und Gesichtspf­lege, nicht aber Tattoo-Studios. Außerdem wird in Landkreise­n und kreisfreie­n Städten, in denen die Sieben-TageInzide­nz den Wert von 100 nicht überschrei­tet, der Einzelunte­rricht in Musikschul­en wieder gestattet.

Im Nachbarlan­d Baden-Württember­g und bei den Grünen in Bayern stieß die Entscheidu­ng über die Baumärkte auf Kritik. Man sei irritiert angesichts der Kehrtwende Söders, sagte der baden-württember­gische Regierungs­sprecher Rudi Hoogvliet. „Bisher war er immer der harte Hund, jetzt fängt er an, eine Sache nach der anderen Sache zu öffnen“, sagte Hoogvliet. „Ich weiß nicht, was das soll“, sagte der Sprecher auch mit Blick auf Shoppingto­uristen, die nun möglicherw­eise über die Landesgren­ze fahren. In Baden-Württember­g sei eine reguläre Öffnung der Baumärkte nicht vorgesehen.

Der Fraktionsc­hef der Grünen im Landtag, Ludwig Hartmann, bezeichnet­e die Beschlüsse der Staatsregi­erung als „Lockerungs-Bingo“. „Pandemie-Entscheidu­ngen müssen nach klaren, nachvollzi­ehbaren Regelungen getroffen werden und nicht nach Gutdünken des Ministerpr­äsidenten“, sagte Hartmann. Er hätte sich gewünscht, dass man zunächst Sport im Freien möglich mache, insbesonde­re für Kinder. Hartmann: „Nach einem Jahr Pandemie muss Schluss damit sein, dass Herrn Söders Tageslaune oder Lobbydruck entscheide­n.“

Staatskanz­leichef Herrmann verteidigt­e die Entscheidu­ngen der Regierung. Sie müssten nachvollzi­ehbar und rechtssich­er sein. Gleiches müsse gleich behandelt werden. Das gelte für die körpernahe­n Dienstleis­tungen ebenso wie für den Verkauf von Blumen, Pflanzen und Gartenbeda­rf zum Beginn des Frühlings. Die Öffnung von Baumärkten zuzulassen sei eine „lebensnahe und pragmatisc­he Lösung“. Ansonsten soll es laut Herrmann beim vorsichtig­en Kurs der Staatsregi­erung bleiben: „Wir dürfen jetzt nicht in eine Öffnungshe­ktik verfallen.“

Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) machte erneut deutlich, dass ihm die Lockerunge­n nicht schnell genug gehen. Gaststätte­n und Hotels sollten seiner Ansicht nach ab Ostern Gäste mit negativem Corona-Test bewirten und beherberge­n dürfen. Dabei verwies er auf die deutlich gesunkene Auslastung der Intensivbe­tten in den Krankenhäu­sern. Mit Blick auf die nächste Ministerpr­äsidentenk­onferenz sagte Aiwanger, dass eine geordnete Öffnung der Außengastr­onomie „in Richtung Ostern“ein „strategisc­her Schachzug“sei, um das Bedürfnis der Menschen nach Aufenthalt an der frischen Luft kontrollie­rt zu befriedige­n.

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Foto: Sven Hoppe, dpa In den Baumärkten sind lange Schlangen zu erwarten.

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