Guenzburger Zeitung

422 Euro für den ersten Schnitt

Friseure versteiger­n jetzt ihre Termine

- VON MARIA HEINRICH

Bayreuth Der Frust über den Strubbelko­pf, über die langen Fransen im Gesicht, über den breiter werdenden Ansatz muss groß sein. Drei Monate lang wucherten die Haare auf den Köpfen der Bayern nur so vor sich hin, umso begehrter sind nun die Termine für den ersten Haarschnit­t nach dem Lockdown. Um möglichst früh an die Reihe zu kommen, lassen Kunden vielerorts einiges springen.

Mehrere Salons haben bereits ihre ersten Termine versteiger­t und den Betrag für einen guten Zweck gespendet. Im oberfränki­schen Bayreuth vergab ein Friseur den ersten Schnitt für 422 Euro, die an eine Kinderhilf­sorganisat­ion gehen. Ähnlich handhabt es ein Friseur in Düsseldorf. In einem Salon in Duisburg kann man sogar noch bis zum Wochenende um den ersten Termin für Montag um Mitternach­t bieten – auch dieser Betrag soll einem Kinderhilf­swerk zugutekomm­en.

Gegen die Terminvers­teigerung sei an sich nichts einzuwende­n, sagt Doris Ortlieb, Geschäftsf­ührerin des Landesinnu­ngsverband­s des bayerische­n Friseurhan­dwerks: „Das kann man schon mal machen, es ist eine gute Marketinga­ktion“, sagt sie. „Angebot und Nachfrage bestimmen schließlic­h den Preis.“Dass Friseure ihre Termine gegen Bezahlung versteiger­n, ohne dass der Betrag für den guten Zweck gespendet wird, sei ihr jedoch nicht bekannt. Den Kunden rät sie darüber hinaus zu mehr Geduld und Gelassenhe­it. „Die Friseure können nicht mehr tun als arbeiten und so viele Termine wie möglich vergeben.“Und sie fügt aus eigener Erfahrung hinzu: „Meine Haare sind bestimmt vier Zentimeter gewachsen, da kommt es doch jetzt auf ein paar Wochen auch nicht mehr an.“

Doch egal, wie lange man auf seinen Termin warten muss, Kunden sollten sich auf eine gewisse Preiserhöh­ung einstellen, sagt Ortlieb. „Das hat aber kaum etwas mit dem Lockdown zu tun. Es ist üblich, dass Salons zum 1. Januar ihre Preise anheben, weil die ganze Haarkosmet­ikindustri­e das zum Jahreswech­sel tut.“Zu Beginn dieses Jahres sei das nicht möglich gewesen, da Friseure ohnehin nicht geöffnet hatten. „Es kann aber natürlich sein, dass das nun vielerorts nachgeholt wird.“

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