Guenzburger Zeitung

Die DB drückt sich mal wieder

- VON CHRISTIAN KIRSTGES christian.kirstges@guenzburge­r‰zeitung.de

Die Bahn könnte das attraktivs­te Verkehrsmi­ttel überhaupt sein. Sie ist umweltfreu­ndlich, nicht von Staus betroffen und schnell. Man kann darin am Laptop arbeiten oder sich entspannen. Doch in Wirklichke­it ist damit viel Ärger verbunden. Züge sind zu oft unpünktlic­h, sie fahren je nach Strecke zu selten und beim Warten am Bahnhof wird man mitunter an Bilder aus dem Ostblock vor dem Mauerfall erinnert, wenn der Putz an den Stationen bröckelt und eingeschla­gene Scheiben nicht ersetzt werden. Das ist vor allem da der Fall, wo das Gebäude noch im Besitz des Staatskonz­erns ist und noch nicht an Privatleut­e oder Kommunen verkauft wurde. Doch mit das größte Problem: Service bietet die DB vielerorts keinen mehr.

In Günzburg gibt es immerhin noch ein Reisezentr­um, während an den Haltepunkt­en drumherum das Personal schon vor vielen Jahren für immer abgezogen wurde. Nun also kündigt die Bahn durch die Blume an, auch den Standort in der Kreisstadt aufzugeben, wenn der private Konkurrent Go-Ahead die Nahverkehr­sstrecke von Ulm über Augsburg nach München übernimmt – und tut zunächst noch so, als wäre das kein Problem, da der Mitbewerbe­r ja ein Kundencent­er eröffnen wird. Doch GoAhead hat von der bayerische­n Eisenbahng­esellschaf­t keinen Auftrag für den Verkauf von Fernverkeh­rtickets der DB und betont, die Bahn habe auch gar kein Interesse daran. Somit drückt sich der Konzern zum einen davor, am Fernverkeh­rshalt Günzburg weiter Personal vorzuhalte­n und zum anderen, den Kunden reinen Wein einzuschen­ken, dass sie künftig nur noch im Internet oder am Automaten „bedient“werden. Wie so oft, wenn eine Nachricht unschön ist.

Es ist wie bei der Post und anderen Einrichtun­gen: Über die Jahre wurde das Persönlich­e Stück für Stück abgeschaff­t und außer denen, die davon direkt betroffen sind, scheint das auch keiner schlimm zu finden. Zumindest fehlt der öffentlich­e Druck, auch seitens der „großen“Politik, etwas zu ändern. Wie schon beim Thema Post kann man nur wiederhole­n: Wer sich nicht damit abfinden mag, sollte seinen (künftigen) Abgeordnet­en in die Pflicht nehmen, sich für eine Umkehr einzusetze­n. In Wahljahren werden ja Wunder möglich.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany