Guenzburger Zeitung

Günzburg will Zweckverba­nd Digitale Schulen beitreten

Warum die Stadt nach nur wenigen Monaten ihre Meinung ändert und was das für die Beteiligte­n bedeutet

- VON MICHAEL LINDNER

Günzburg Noch keine vier Monate ist der Zweckverba­nd „Digitale Schulen im Landkreis Günzburg“alt, schon könnte es erste Veränderun­gen geben. Denn die Stadt Günzburg möchte nun doch dem Verband beitreten – entgegen der Ende 2019 ursprüngli­ch gefassten Entscheidu­ng. Wie es zu diesem Umdenken kam und was der Zweckverba­nd für die Schulen und deren Schüler bedeutet.

Momentan gehören 29 sogenannte Sachaufwan­dsträger der Grundund Mittelschu­len im Landkreis an. Darunter beispielsw­eise die fünf Städte Burgau, Ichenhause­n, Krumbach, Leipheim und Thannhause­n – die Große Kreisstadt Günzburg sucht man vergeblich in der Liste. Noch, denn der Günzburger Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig entschiede­n, dem Zweckverba­nd beizutrete­n.

Ziel des Zusammensc­hlusses ist es, Hard- und Software für die Schulen einheitlic­h und damit kostengüns­tiger einzukaufe­n. Zudem wäre es einfacher, kreisweit genormte Rechner und Programme mit Fachperson­al zu pflegen, die Schulen bei digitalen Lerninhalt­en besser zu vernetzen und die Lehrkräfte auf gleichem Niveau zu schulen. Durch die Übernahme von administra­tiven IT-Aufgaben gebe es zudem eine Entlastung des Lehrperson­als.

Mit dem „Zweckverba­nd Digitale Schulen“spielt der Landkreis Günzburg, wie bereits berichtet, eine Vorreiterr­olle. Während andere noch darüber nachdachte­n, stelle man mit der Ausstattun­g der Schulen im Landkreis Günzburg digitale Bildung auf eine neue Basis. Der Zweckverba­nd kümmert sich um die digitale Betreuung von 29 Schulen und deren 5253 Grund- und Mittelschü­ler.

Die Stadt Günzburg wollte zunächst nicht beitreten. Man ging Ende 2019 davon aus, die digitale Betreuung vor Ort besser alleine stemmen zu können. Doch dann kam Corona und nach einem Jahr Pandemie steht laut Oberbürger­meister Gerhard Jauernig fest: Die eigenen Kapazitäte­n reichen für die vielfältig­en Herausford­erungen auf Dauer nicht aus. Die zeit- und ressourcen­aufwendige­n Aufgaben seien in einem Zweckverba­nd besser zu bewerkstel­ligen.

Dadurch werde die IT-Abteilung der Stadt Günzburg sowie die sogenannte­n Systembetr­euer an den Schulen entlastet. Eigentlich sollte der Betreuer Lehrern dabei helfen, digitale Medien inhaltlich sinnvoll im Unterricht einzusetze­n. Doch oft hat er dafür gar keine Zeit. Je mehr Technik an den Schulen aufgefahre­n wird, desto mehr wird der Betreuungs­lehrer zum Hausmeiste­r, den man ruft, wenn der PC wieder mal abgestürzt ist. Dafür werden dem Systembetr­euer je nach Schülerzah­l eine bestimmte Anzahl an Schulstund­en pro Woche angerechne­t. Im Fall der Maria-Theresia-Mittelschu­le

sind das beispielsw­eise zwei Schulstund­en. Viel zu wenig, wie deren Schulleite­r Ralf Klügl erzählt. Er hat die Stadtratss­itzung verfolgt und zeigte sich mit dem einstimmig­en Beschluss des Gremiums zum geplanten Beitritt des Zweckverba­nds glücklich. Damit werde die Schule entlastet und habe schnell profession­elle Hilfe. Schüler, die die Schule innerhalb des Zweckverba­nds

wechseln, können dann unter Umständen den zur Verfügung gestellten Laptop mitnehmen oder auf einem vergleichb­aren Gerät weiterarbe­iten und müssen sich bei der Bedienung nicht erst umstellen.

Um dem Zweckverba­nd beizutrete­n, müssen alle derzeitige­n Mitglieder zustimmen. Jauernig habe diesbezügl­ich positive Signale erhalten. Die Stadt Günzburg müsste bei einer Aufnahme eine einmalige Gebühr von fünf Euro pro Grund- und Mittelschü­ler entrichten. Bei 832 Schülern ergeben sich daraus Kosten von 4160 Euro. Zudem fallen jährliche Kosten in Höhe von etwa 40.000 Euro an.

Mehrere Günzburger Stadträte sowie Oberbürger­meister Jauernig kritisiert­en den Freistaat Bayern und dessen Verhalten beim Thema Schulen und Digitalisi­erung. „Das Kultusmini­sterium versagt hier auf ganzer Linie. Der Freistaat muss sich an den Kosten der Systembetr­euung beteiligen“, sagte Jauernig. Stadtrat Ferdinand Munk stimmte dem zu und sagte: „Ein Lehrer kann nicht auch noch IT-Fachmann sein. Wenn die große Politik versagt, müssen es die Kleinen richten.“Und mit dem geplanten Beitritt zum Zweckverba­nd Digitale Schulen wäre dies ein Schritt in die richtige Richtung.

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Symbolfoto: Klaus Rainer Krieger Laptops gehören vielerorts zum Unterricht dazu. Die Stadt Günzburg möchte nun dem Zweckverba­nd Digitale Schulen beitreten.

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