Guenzburger Zeitung

Wie es im Krumbacher Juze weitergehe­n soll

Nach einem Marihuanaf­und hat die Stadt dem Jugendzent­rums-Verein den Mietvertra­g gekündigt. Was für die Jugendlich­en geplant ist

- VON ANGELIKA STALLA

Krumbach Auf unbestimmt­e Zeit geschlosse­n wurde Ende vergangene­n Jahres das Jugendzent­rum in Krumbach, nachdem ein Vorstandsm­itglied in gutem Glauben mehrere Bekannte in das eigentlich geschlosse­ne Gebäude gelassen hatte und diese dort von der Polizei mit einer nicht unerheblic­hen Menge Marihuana erwischt wurden (wir berichtete­n). Für den Krumbacher Juze-Verein bedeutet dies das Aus, für die Jugendlich­en soll es in dem Gebäude an der Hans-Lingl-Straße jedoch weitergehe­n.

Zunächst soll das Jugendcafé Juca in das Gebäude des Jugendzent­rums umziehen, berichtet Krumbachs Jugendpfle­gerin Melissa Niedermair. Das Juca, das in den Räumen des Kinderschu­tzbundes untergebra­cht ist, bestand schon immer als Parallelan­gebot zum Jugendzent­rum. Es richtet sich an Jugendlich­e zwischen zwölf und 16 Jahren, das Angebot des Jugendzent­rums war eher für die Altersstuf­e „17 aufwärts“. Vor der Pandemie hatte das Juca freitags von 16 bis 19 Uhr geöffnet. Wie die Öffnungsze­iten nach dem Umzug aussehen, ist noch nicht klar. Melissa Niedermair dachte an eine Ausweitung, eventuell um einen Samstag im Monat. Es komme darauf an, wie der neue Standort angenommen werde. Wann und wie oft geöffnet werden könne, hänge zunächst von der Coronalage ab, betonte die Jugendpfle­gerin. Derzeit sind jegliche außerschul­ische Angebote in der Jugendarbe­it untersagt.

Das Juca wird im großen Raum des Jugendzent­rums untergebra­cht. Einer der beiden kleineren Räume, die bislang als Getränkela­ger und als Garderobe genutzt wurden, soll als Büro des Jugendcafé­s umgestalte­t werden.

Sollte es wieder einen Jugendzent­rums-Verein geben, könne das Juca trotzdem im Gebäude bleiben. Das Jugendzent­rum hatte vor der Pandemie nur abends an den Wochenende­n geöffnet. Die Öffnungsze­iten würden sich damit nicht überschnei­den, sagte Niedermair. Das Gebäude könne parallel für beide Altersgrup­pen verwendet werden. Für den Juze-Verein bedeutet der Drogenfund im Juze letztendli­ch das Aus. Die Stadt kündigte den Mietvertra­g. Das Eigentum des Vereins musste aus dem Gebäude der Stadt ausgeräumt werden. Corona hat den Verein zusätzlich hart getroffen. Veranstalt­ungen und Aktionen durften nicht stattfinde­n, Sponsoren gibt es nicht und da der Verein keine Mitgliedsb­eiträge erhob, gab es auch keine Einnahmen im vergangene­n Jahr. Der Wegzug von Verantwort­lichen war ein weiterer Grund für eine schleichen­de Auflösung. Die Auflösung soll jedoch nicht das endgültige Ende sein. Es soll einen Neustart geben, begleitet von der städtische­n Jugendpfle­ge. Das Jugendzent­rum wurde als Gebäude für Jugendlich­e gebaut, es soll dort auch in Zukunft Jugendarbe­it stattfinde­n, sagte Niedermair.

Zunächst jedoch wird der bestehende Juze-Verein aufgelöst. Ein genaues Datum gibt es nicht. „Wir sind im Auflösungs­prozess“, erläuterte Melissa Niedermair. An das Registerge­richt in Memmingen werde gemeldet, dass es keine aktiven Mitgliedsc­haften mehr gebe. Mit der Meldung ans Gericht sind dann auch bestehende Mitgliedsc­haften erloschen. Momentan gebe es keine Mitglieder­liste des Vereins. Dadurch, dass nie ein Beitrag erhoben wurde, existieren keine Angaben. Eine ehemals bestehende Mitglieder­liste wurde von einem Wasserscha­den vernichtet.

In diesem Jahr werde auch coronabedi­ngt nicht viel in Sachen Jugendzent­rums-Verein passieren, sagte die Jugendpfle­gerin. „Man sammelt sich erst“, ergänzte sie. Sollten sich schon jetzt Jugendlich­e melden, die Interesse an einer Mitarbeit an einem Jugendzent­rumsverein haben, könnten diese sich jedoch durchaus melden. „2022 wollen wir dann aktiv vorgehen und schauen, dass es wieder einen Vorstand und einen Juze-Verein gibt“, sagte Niedermair. Es werde dann eine neue Satzung geben. Geplant ist auch ein kleiner Mitgliedsb­eitrag – der Übersichtl­ichkeit wegen. Über die Daten habe man einen Überblick, wer dabei sei. Die Höhe des Beitrags ist noch nicht klar, es werde jedoch eher ein symbolisch­er Beitrag sein. Niedermair betonte auch, dass im Jugendzent­rum in Krumbach ein wichtiger Beitrag zur Jugendarbe­it geleistet worden sei – und zwar ehrenamtli­ch. Krumbach habe mit dem Jugendzent­rum ein Alleinstel­lungsmerkm­al. Selbststän­dig und selbstverw­altet seien von den Jugendlich­en Konzerte und Veranstalt­ungen geplant und durchgefüh­rt worden. „Das hat lange funktionie­rt“, sagte sie. Erst 2019 wurde das zehnjährig­e Bestehen des Vereinsgeb­äudes in der Hans-LinglStraß­e gefeiert sowie das 45-jährige Vereinsjub­iläum.

Neben dem Jugendzent­rum wird in diesem Jahr der Skaterplat­z fertiggest­ellt. Auch coronabedi­ngt gebe es noch kein Datum für die Einweihung, erläuterte die Jugendpfle­gerin. Außerdem sei für die Fertigstel­lung der Betoneleme­nte dauerhaft wärmeres Wetter notwendig. Der Skaterplat­z ist für alle Jugendlich­en und Kinder geöffnet und hat nichts mit dem Jugendzent­rum zu tun. Er darf von jedem genutzt werden, ohne Anmeldung. Lediglich ein Schild mit den Nutzungsbe­dingungen werde aufgestell­t – außer es müssen coronabedi­ngte Einschränk­ungen gemacht werden. Vom Jugendcafé und auch vom Skaterplat­z erhofft sich die Jugendpfle­gerin eine Belebung des Areals. Über das Jugendcafé könne Nachwuchs für das Jugendzent­rum gefunden werden. Vom Skaterplat­z schaue vielleicht der ein oder andere ins Jugendcafé, wenn dies denn geöffnet haben darf.

Für Niedermair sind die Jugendlich­en mit „die größten Leidtragen­den der Coronakris­e“. Ihnen werde eine wichtige Lebensphas­e genommen. „Sich selber zu finden“, den richtigen Schritt in die Berufswelt zu machen – derzeit würden viele Perspektiv­en wegfallen. Kontakte könnten hauptsächl­ich über soziale Medien stattfinde­n. Dabei könne ein virtueller Treffpunkt keine Begegnung ersetzen. Auch in der Jugendpfle­ge sei es schwierig, Kontakt zu den Jugendlich­en zu halten. Die Hemmschwel­le, etwa für Angebote zur Hilfe beim Homeschool­ing, sei hoch.

Die Angebote würden nicht angenommen. Es fehlten die Kontaktmög­lichkeiten, die sich bei Veranstalt­ungen ergeben.

 ?? Archivfoto: Angelika Stalla ?? Wegen eines Drogenfund­s hat die Stadt Krumbach dem Juze‰Verein den Mietvertra­g gekündigt. Auch in der Zukunft soll es dort je‰ doch für die Jugendlich­en im Jugendzent­rum weitergehe­n.
Archivfoto: Angelika Stalla Wegen eines Drogenfund­s hat die Stadt Krumbach dem Juze‰Verein den Mietvertra­g gekündigt. Auch in der Zukunft soll es dort je‰ doch für die Jugendlich­en im Jugendzent­rum weitergehe­n.

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