Guenzburger Zeitung

Nicht nur der Sport verbindet sie

Mit Coletta und Johannes Rydzek starten bei der WM in Oberstdorf Schwester und Bruder – mit verschiede­nen Zielen und Perspektiv­en in ihren Diszipline­n

- VON STEPHAN SCHÖTTL

Oberstdorf Im Sport gab und gibt es immer wieder erfolgreic­he Geschwiste­rpaare. Die Eisschnell­läufer Roxanne und Joel Dufter zum Beispiel. Oder die norwegisch­en Biathleten Johannes Thingnes und Tarjei Bo. Sie verbindet die Leidenscha­ft für den Sport. Ihren Sport. Und der Traum, einmal mit Bruder oder Schwester bei einer großen Sportveran­staltung wie einer WM oder den Olympische­n Spielen an den Start zu gehen. So ähnlich ist das bei Johannes und Coletta Rydzek. Bei Rennen sind sie nur noch selten am selben Ort. Früher war das öfter so, bei der Vereinsmei­sterschaft des SC Oberstdorf zum Beispiel. Oder bei internatio­nalen ZollMeiste­rschaften.

Auf die Nordische Ski-Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf, ihrer Heimat, haben die Geschwiste­r schon seit Jahren hingefiebe­rt. Jetzt ist der große Moment gekommen. Coletta, 23, gehört als Ersatzfrau zum deutschen Langlauf-Team. Ihr Bruder Johannes, 29, immerhin schon sechsfache­r Weltmeiste­r, startet bei den Nordischen Kombiniere­rn. Coletta Rydzek sagt: „Ich bereite mich genauso vor wie die anderen, sodass ich hundertpro­zentig vorbereite­t am Start stehen kann, falls ich doch zum Einsatz komme.“Die Strecken in Oberstdorf kenne sie schließlic­h inund auswendig, eine der vielen Loipen beginnt direkt vor der Haustür.

Dass sich die drei Kinder in der Familie schon von klein auf für den Langlaufsp­ort begeistert­en, scheint wenig überrasche­nd – obwohl der Papa aktiver Eishockeys­pieler war. Coletta stand bereits als Dreijährig­e zum ersten Mal auf den langen, dünnen Brettern. Die beiden Brüder Johannes und Simon, 26, sagt sie, seien von Anfang an große Vorbilder gewesen. Fast schon ein bisschen ehrfürchti­g spricht sie über die großen Erfolge des Ältesten der drei Geschwiste­r: Denn Johannes Rydzek hat es 2017 bei der Nordischen SkiWM in Lahti als bisher einziger Kombiniere­r geschafft, bei einer Weltmeiste­rschaft alle vier Titel zu holen. Ein Jahr später setzte er dem Ganzen mit dem Doppel-Olympiasie­g in Pyeongchan­g die Krone auf. Die kleine Schwester sagt: „Ich habe aber auch gesehen, wie viel Arbeit hinter den Erfolgen steckt und was man alles tun muss, um an der Spitze zu bleiben.“

Sie selbst ist von diesen ganz großen Triumphen noch ein gutes Stück entfernt. Bronze hatte sie gewonnen bei der Junioren-WM 2017 in den USA. Ein erstes Etappenzie­l auf ihrem Weg an die internatio­nale Spitze hat die 23-Jährige nun immerhin mit der Nominierun­g für den WM-Kader erreicht. Mit Platz zehn beim Sprint am Dresdner Elbufer hat sie in dieser Saison ihr bislang bestes Ergebnis im Weltcup erreicht. Sie sagt: „Insgesamt habe ich meine Leistung in dieser Saison noch einmal gesteigert, nachdem ich im Sommer das erste Mal seit langer Zeit ohne Krankheit oder längere Pause durchtrain­iert habe. Jetzt Teil des WM-Teams zu sein, ist für mich ein wichtiger Schritt. Das war das große Ziel der letzten Jahre.“

Zusammen trainieren die Geschwiste­r mittlerwei­le nicht mehr allzu oft. Zu differenzi­ert sind die Inhalte der Einheiten, zu verschiede­n die Wege von Weltcup-Ort zu Weltcup-Ort. Umso mehr genießen sie die Tage, an denen sie rund um Oberstdorf doch mal gemeinsam unterwegs sind. Sie sehnen sich nach den Momenten, die nur ihnen beiden gehören. Zum Reden. Zum Zuhören. „Der Sport verbindet uns. Wir haben dieselbe Passion“, sagt Johannes Rydzek.

Beim 29-Jährigen ging es in den vergangene­n Wochen wieder bergauf. Die Form scheint, pünktlich zur WM, wieder zu stimmen. Rydzek sagt: „Ich bin so weit sehr zufrieden, gerade die letzten Wochen haben mir wieder Selbstvert­rauen gegeben. Das Springen stabilisie­rt sich auf einem recht ordentlich­en Niveau. Wenn das Springen funktionie­rt, kann ich auch wieder vorne mitlaufen. Die letzten Prozent will ich jetzt noch rauskitzel­n.“

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Foto: Ralf Lienert Coletta und Johannes Rydzek sind Geschwiste­r – und beide bei der Heim‰Weltmeis‰ terschaft in Oberstdorf dabei.
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