Guenzburger Zeitung

Offinger Feldkreuz: Der Korpus ist gefunden

Vor einem Monat wurde die Christusfi­gur stark beschädigt. Die Stifterinn­en und der Pfarrer haben schon Pläne für die Neueinweih­ung

- VON JULIA GREIF

Offingen Nur die Hände blieben am Kreuz zurück: Dieser Anblick bot sich der Streife der Polizeiins­pektion Burgau vor ziemlich genau vier Wochen. Ein Spaziergän­ger hatte die fehlende Figur entdeckt (wir berichtete­n). Nun ist sie wieder aufgetauch­t. Wie reagieren die Betroffene­n auf den Vorfall? Und wie geht es weiter?

Ernst Süß ist ratlos. Auf seinem Grundstück steht das Feldkreuz. Er war an der Organisati­on beteiligt, als es am 30. April 2012 eingeweiht wurde. Und nun, knapp neun Jahre später, wurde der Korpus vermutlich abgerissen. „Eine besondere Verbindung hab’ ich als Landwirt schon zu einem Feldkreuz. Von früher her war es ja immer so, dass Gottes Segen für die Felder gewünscht war und das eine gewisse Bedeutung hat. Dass es dann Menschen gibt, die das kaputtmach­en, versteht man dann nicht“, sagt er aus einer Mischung aus Nachdenkli­chkeit und Verärgerun­g.

Zwei bis drei Tage nach dem Vorfall war der Schnee verschwund­en, der eine Suche zunächst erschwerte. Ernst Süß lief die Stelle rund um das

Fernando Upali, Diakon der PG Offingen

Kreuz ab, und tatsächlic­h: Der Christus-Korpus lag unweit des Feldkreuze­s im Schilf. Süß verständig­te die Polizei, die den Korpus mitnahm.

Süß kennt die Stifterinn­en des Feldkreuze­s, sie sind die Nachkommen einer Offinger Landwirtsf­amilie. „Die sind genauso entsetzt gewesen wie ich“, berichtet er. Mit der

Zeitung wollen die beiden aber nicht sprechen.

Das Feldkreuz liegt bei Offingen, allerdings schon auf der Gemarkung Gundelfing­en. Offingens Bürgermeis­ter Thomas Wörz sagt, einige Bürger hätten ihn bereits auf den Fall angesproch­en und ihren Unmut geäußert. Privat gehe er zwar in dem Gebiet mit dem Hund spazieren. Aber als Gemeinde auf Verbrecher­jagd gehen? Das überlässt er dann doch lieber der Polizei.

Im benachbart­en Gundelfing­en stimmt ihm der Geschäftss­tellenleit­er der Verwaltung­sgemeinsch­aft, Heinz Gerhards, zu: „Wir können da gar nicht aktiv werden“, schließlic­h stehe das Kreuz auf einem Privatgrun­dstück. Die Polizeiins­pektion Burgau hat unterdesse­n den Korpus wieder zurückgege­ben. Weitere Erkenntnis­se hat die Polizei derzeit keine.

„Wie kann man so etwas machen?

Warum? Das hat ja niemanden an diesem Ort gestört“, wundert sich der Diakon der Pfarreieng­emeinschaf­t Offingen, Fernando Upali. Der Offinger Pfarrer Thomas Schmid betont, besitztech­nisch habe er nichts mit der Sache zu tun. Trotzdem findet er es „schon traurig, wenn so was passiert“.

Am Montag nach der Tat schaute er selbst nach dem Rechten, weil das Kreuz „der Kern unseres Glaubens“sei. Schmid erzählt, er habe auch bemerkt, dass die Menschen in seiner Pfarrgemei­nde schockiert waren, einige hätten ihn auf das Kreuz angesproch­en.

Es sei ein gemeinsame­s Anliegen der Menschen, sich in diesem Fall zu engagieren, auch wenn das Kreuz auf einem Privatgrun­dstück stehe. Deshalb soll um Ostern herum das reparierte Kreuz noch einmal eingeweiht werden. Ein konkreter Termin steht hierfür aber noch nicht fest.

„Wie kann man so etwas machen? Warum? Das hat ja niemanden an diesem Ort gestört.“

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Foto: Bernhard Weizenegge­r Vor einigen Wochen wurde die Christusfi­gur an diesem Feldkreuz nahe Offingen be‰ schädigt.

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