Guenzburger Zeitung

Hausärzte kämpfen mit Corona‰Bürokratie

Wie sich die Lage in den Praxen entwickelt hat und welche Ergebnisse ein erster Impf-Probelauf erbrachte

- VON ANGELIKA STALLA

Wie sich die Lage in den Praxen entwickelt hat und welche Ergebnisse ein erster Impf-Probelauf im Landkreis erbrachte.

Landkreis Im Landkreis hat sich die Corona-Lage in den vergangene­n Wochen deutlich entspannt. „Es gibt viel weniger positive Befunde und auch die allgemeine Infektlage ist derzeit niedrig“, berichtet Dr. Maximilian Drexel von der Krumbacher Gemeinscha­ftspraxis Drs. Drexel, Posch und Sedlmeier, die seit Beginn der Pandemie ein gelistetes Testzentru­m ist. Drexel ist gleichzeit­ig stellvertr­etender koordinier­ender Arzt im Katastroph­enschutz und für den medizinisc­hen Bereich im südlichen Landkreis zuständig. Nun gab es einen ersten Impf-Probelauf durch die HausarztPr­axis.

Am Donnerstag wurden in einem Pilotproje­kt sechs Impfungen im südlichen Landkreis durch den Krumbacher Arzt vorgenomme­n. Es folgten weitere Impfungen am nächsten Tag im Raum Günzburg durch Dr. Wolfgang Stolle aus Kötz, koordinier­ender Arzt im Katastroph­enschutz für den medizinisc­hen Bereich im Landkreis.

Beim Impf-Probelauf durch die Hausarzt-Praxen wurden in Krumbach sechs Impfdosen im Testzen- trum abgeholt. Drexel machte sich dann auf den Weg zu den Impfwillig­en, die selbst nicht mehr mobil sind und vom Impfzentru­m entspreche­nd der Priorisier­ungsliste benannt wurden. Nach der Aufklärung und der Erhebung der Vorerkrank­ungen wurde dann geimpft. „Es lief problemlos“, berichtet Drexel. Was jedoch größere Sorgen bereitete, ist die „überborden­de Bürokratie und aufwendige Dokumentat­ion“, die mit den Impfungen – vorher und

– einhergehe. „Viele Seiten, viele Klicks“, fasst Drexel die zusätzlich­en Aufgaben zusammen. Länder wie Israel oder Großbritan­nien, in denen ohne großen Dokumentat­ionsaufwan­d geimpft werde, seien Deutschlan­d mittlerwei­le weit voraus, moniert er. Ohnehin sei der bürokratis­che Aufwand im Zusammenha­ng mit Corona immens. Das fange bereits beim Testen an.

Gut funktionie­re im Landkreis Günzburg jedoch die Zusammenar­beit mit den Kreisklini­ken beziehungs­weise Impfzentre­n. Die Leiter der beiden Impfzentre­n Günzburg und Krumbach, Hermann Keller und Dr. Volker Rehbein, hätten viel Zeit in das Projekt gesteckt und müssten mit permanente­n Änderungen und Impfstoffk­nappheit kämpfen, sagt Drexel. Auch die Mitarbeite­r in den Impfzentre­n hätten viel Aufwand mit der Bürokratie.

Altenheime, das Ringeisenw­erk in Ursberg, Pflegepers­onal, Ärzte, Klinikpers­onal und die Mitarbeite­r der Arztpraxen sind im Landkreis großteils durch die Impfzentre­n geimpft. Über 80-Jährige und Personen mit schwerwieg­enden chronische­n Erkrankung­en sind außerdem derzeit an der Reihe. „Bedauerlin­achher cherweise herrscht gerade eine starke Verunsiche­rung bei der Bevölkerun­g über die Qualität der verschiede­nen Impfstoffe“, sagt Drexel. Dafür gebe es keinen Grund. „Die Verträglic­hkeit ist bei allen Impfungen gleich“, berichtet er aus der Praxis. Auffallend sei, dass die Impfung von Älteren oft besser vertragen werde. Jüngere würden eher von leichtem Fieber, Müdigkeit und Gliedersch­merzen berichten. Als Ausweg aus der Pandemie sieht er jedoch „keine andere Möglichkei­t, als sich impfen zu lassen“.

Noch gibt es keinen genauen Zeitplan, wann die niedergela­ssenen Ärzte in das Impfgesche­hen einsteigen können. Etwa ab dem zweiten Quartal, wenn mehr Impfstoff zur Verfügung steht, werde dies jedoch notwendig werden, meint Drexel. Das sei auch deshalb sinnvoll, weil die behandelnd­en Ärzte über Allergien oder chronische Krankheite­n bereits informiert sind. Eine zügige Einbeziehu­ng der niedergela­ssenen Ärzte in das Impfgesche­hen fordert ebenso der Hausärztev­erband. Was die Ärzte jetzt tun? „Wir warten auf die Vorgaben der Politik“, sagt Drexel. Allen Impfwillig­en rät er, sich für die Impfung registrier­en zu lassen.

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Symbolfoto: Silvio Wyszengrad Noch gibt es keinen Zeitplan, wann die niedergela­ssenen Ärzte in das Impfgesche­hen einsteigen können. Einen Impf‰Probelauf durch zwei Praxen gab es jetzt im Landkreis. Kritisiert wird die aufwendige Dokumentat­ion.
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Dr. Max Drexel

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