Deutsche Frauen springen hinterher
Im Team-Wettbewerb von der kleinen Schanze sind die Titelverteidigerinnen von 2019 chancenlos und landen auf Platz fünf. Eine 37-jährige Österreicherin jubelt mit ihrer Mannschaft über die Goldmedaille
Oberstdorf Carina Vogt hat es in den Tagen von Oberstdorf auf den Punkt gebracht. „Dieser Sport ist so schön, aber auch so erbarmungslos“, hatte die 29-Jährige aus Schwäbisch Gmünd die Situation des deutschen Teams treffend umschrieben. Mit der Frauenmannschaft hatte Vogt 2019 in Seefeld den erstmals ausgetragenen Mannschaftswettbewerb gewonnen und war mit der Goldmedaille nach Hause gefahren. Gestern war die mit fünf Weltmeistertiteln erfolgreiche Skispringerin nicht dabei. Vogt hatte zuletzt mit mehreren Knieverletzungen zu kämpfen gehabt. Am Freitag unterstützte sie das Team als Zuschauerin an der Schanze und konnte verfolgen, wie sich die Kolleginnen des Deutschen Ski-Verbandes
auf der kleinen Anlage schlugen. Es war, wie erwartet, nicht der Tag der WM-Gastgeber. „Die drei Großen vorne sind in der Breite und in der Qualität sehr gut aufgestellt. Da schwächelt im Moment keiner“, sagte Bundestrainer Andreas Bauer.
Im roten Leiberl des amtierenden Weltmeisters angetreten konnten Anna Rupprecht, Katharina Althaus, Juliane Seyfarth und Luisa Görlich ihren Titel nicht verteidigen und landeten auf dem fünften Platz. Der Rückstand auf die Podestränge war enorm.
Gold holte Österreich vor Slowenien und Norwegen. Zum Saisonhöhepunkt reicht es nicht für das Podest. „Wir haben alle die Sprünge gezeigt, die in unserem Trainingszustand
möglich sind“, urteilte Seyfarth nach dem an der Spitze spannenden Wettbewerb. Die Oberstdorferin Althaus lieferte auf ihrer
Heim-Schanze zwar solide Sprünge auf 94 und 94,5 Meter. Um die TopAthletinnen um Marita Kramer aus Österreich oder die Slowenin Nika
Kriznar zu gefährden, reichte das nicht. Daniela Iraschko-Stolz, österreichische Skisprung-Legende und Fußball-Torhüterin, durfte sich mit 37 Jahren zusammen mit Sophie Sorschag, Chiara Hölzl sowie Marita Kramer über die Goldmedaille freuen.
Es bleibt die Hoffnung auf den nächsten Wettbewerb. „Es war der richtige Schritt in die richtige Richtung, aber das heißt auch, dass es etwas zu meckern gibt“, sagte Anna Rupprecht nach dem zweiten Satz.
Die nächste Chance für einen Schritt aus dem Wellental bietet sich für die deutschen Springerinnen am kommenden Mittwoch (17.15 Uhr). Erstmals werden die Frauen bei der WM wie die Männer von der Großchance fliegen. Milan Sako