Guenzburger Zeitung

Nüßlein: Vor welchen Fragen die CSU steht

- VON PETER BAUER redaktion@guenzburge­r‰zeitung.de

Georg Nüßlein, Ekin Deligöz, Karl-Heinz Brunner: Gefühlte Ewigkeiten dominieren diese Namen die bundespoli­tische Szenerie im heimischen Wahlkreis. Der Münsterhau­ser CSU-Abgeordnet­e Georg Nüßlein gehört dem Bundestag seit 2002 an, die Grünen-Abgeordnet­e Deligöz (Senden) gar seit 1998. Brunner, der frühere Illertisse­r Bürgermeis­ter, kandidiert­e erstmals im Jahr 2009, 2013 wurde er in den Bundestag gewählt. Und heuer? Ekin Deligöz wurde bereits im November erneut nominiert, Brunner in den ersten Februartag­en. Und Nüßlein? Die offizielle Nominierun­g steht noch aus, aber sie schien reine Formsache zu sein. So war zuletzt von vielen zu hören, dass der Bundestags­wahlkampf in der Region trotz des tiefen Einschnitt­s der Corona-Krise wohl wenig Spannung bieten würde.

Bis zu diesem Donnerstag, 25. Februar, der vieles verändert hat. Ermittlung­sbeamte durchsucht­en Büros von Nüßlein in Berlin, in Günzburg, sein Haus in Münsterhau­sen. Hat sich der CSU-Politiker an einem Maskengesc­häft bereichert? Und das in einer Krise, wie sie unser Land seit Jahrzehnte­n nicht erlebt hat? In einer Krise, die den Menschen so viele Entbehrung­en und Einschnitt­e abverlangt? Selbstvers­tändlich darf Nüßlein nicht vorverurte­ilt werden. Es gilt, wie viele zu Recht betonen, die Unschuldsv­ermutung. Und doch wiegt der Vorwurf schwer und es zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die jüngsten Ereignisse den Wahlkampf in der Region wohl entscheide­nd beeinfluss­en werden.

Für die CSU ist die Situation schlichtwe­g schwierig. Was tun? Muss die CSU bereits jetzt über einen Ersatzkand­idaten nachdenken? Alfred Sauter, der langjährig­e Kreisvorsi­tzende und CSU-Landtagsab­geordnete, sagt, dass die weitere Entwicklun­g erst einmal abgewartet werden müsse, bei der Nominierun­g habe die CSU mit Blick auf den Wahltermin im September noch Zeit. Doch Sauter kennt die politische Szenerie seit Jahrzehnte­n bestens. In dieser heiklen Lage wird die Debatte über mögliche Alternativ­en und Namen vermutlich schnell an Fahrt aufnehmen.

Und viele, insbesonde­re im benachbart­en Kreis Neu-Ulm (zum Bundeswahl­kreis Neu-Ulm gehören die Landkreise Günzburg, NeuUlm und Teile des Unterallgä­us) werden sich an die Anfänge Nüßleins in der Bundespoli­tik erinnern. An die Nominierun­gsversamml­ung der CSU für die Bundestags­wahl, die kurz vor Weihnachte­n 2001 in Weißenhorn stattfand. Damals ging es um die Nachfolge von Theo Waigel im Bundestag. Waigel kommt aus dem Kreis Günzburg und so machte sich die Neu-Ulmer CSU große Hoffnungen, jetzt selbst den Kandidaten zu stellen. Aber das Rennen machte damals Nüßlein, äußerst knapp in einer Stichwahl. Doch jahrelang riss die Kritik an Nüßlein im Kreis NeuUlm nicht ab. Wiederholt wurde ihm vorgeworfe­n, er sei in dieser Region zu wenig präsent. Mit den Jahren schien dieses Thema in den Hintergrun­d zu rücken. 2016 erhielt Nüßlein bei der Nominierun­g satte 98,4 Prozent der Stimmen. Und jetzt? Wenn er doch wieder antritt? Wie wird das Ergebnis ausfallen? Und mit welcher Botschaft werden die Christsozi­alen dann in der Region in dieses krisengebe­utelte Wahljahr gehen?

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany