20 Jahre Hilfe für Schwangere
Beratungsstellenleiterin Wolf sieht die gesellschaftliche Situation in den Fragen der Frauen gespiegelt
NeuUlm/Günzburg Die Gewissheit, schwanger zu sein, löst nicht immer Glücksgefühle aus. Eleonore Wolf und ihre Kolleginnen Karin Gröner und Cornelia Hoffmann wissen: Eine Schwangerschaft stellt Frauen oder Paare vor viele Fragen. Eine unerwartete oder ungewollte Schwangerschaft kann sie in große Not und Verzweiflung stürzen. Vor 20 Jahren hat der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in der Diözese Augsburg die neu ausgerichtete Schwangerenberatung übernommen.
Seitdem haben sich rund 11.250 Frauen und Männer an die Neu-Ulmer Beratungsstelle mit ihren Außenstellen Günzburg und Memmingen gewandt. Cornelia Hoffmann ist für die Beratungen in Günzburg zuständig. Die Beratungsstelle zeichnet sich aus durch Kompetenz und Kontinuität: Vom ersten Jahr bis heute hat sich das Team, dem auch die Verwaltungsangestellten Ursula Miller und Siglinde Hötzel angehören, nicht verändert. Aber immer wieder neu und anders sind die Fragen und Probleme der Ratsuchenden. Die Herausforderungen in der Schwangerschaftsberatung spiegeln stets die aktuelle gesellschaftliche Situation wider. Spürbar ist laut Eleonore Wolf derzeit die CoronaPandemie. „Kurzarbeit, Angst vor Arbeitslosigkeit oder Insolvenz bringen Familien in existenzielle Nöte“, sagt die Leiterin der NeuUlmer Beratungsstelle. Hinzu komme die Belastung von Eltern durch geschlossene Kitas und Homeschooling. Durch eine weitere Schwangerschaft fühlten sich manche erst recht überfordert. Bewährt haben sich in Corona-Zeiten die Einführung und der Ausbau der OnlineBeratung, die je nach Bedarf in eine Telefon-, Video- oder Präsenzberatung münden kann.
Trotz neuer Fragen und Beratungsformen sind Anspruch und Auftrag der Beratung gleich geblieben: Für ihre Entscheidung benötigen die Frauen umfassende Informationen, auch über mögliche Hilfen und Perspektiven. „Doch wir respektieren die Entscheidung der Ratsuchenden“, betont Eleonore Wolf. Vielen helfe die Zusage, nicht alleingelassen zu werden – auch nach der Geburt des Kindes: Insbesondere Alleinerziehende können bis zum dritten Lebensjahr des Kindes begleitet werden.
Auch materielle Hilfe wird gewährt: Insgesamt fast 3,5 Millionen Euro wurden in den zwei Jahrzehnten aus der „Landesstiftung Hilfe für Mutter und Kind“und aus dem „Bischöflichen Hilfsfonds Pro Vita“an Ratsuchende in Not vermittelt. Seit 35 Jahren ist der SkF in NeuUlm Träger des Secondhand-Ladens „Katze“, in dem es Kinderkleidung und mehr gibt. Unterstützung erhalten Mütter und Eltern von Babys auch bei Problemen und im Alltag mit dem Kind, in Form von Kursen und entwicklungspsychologischer Beratung. In Günzburg werden Eltern von Schreibabys beraten. Prävention gehört auch zum Programm: Gut 4300 Schülerinnen und Schüler haben an den vom SkF angebotenen sexualpädagogischen Workshops teilgenommen. Kontakt Die Beratungsstelle, zu der die Außenstelle Günzburg gehört, ist eine von sechs katholischen Beratungs stellen für Schwangerschaftsfragen in der Diözese Augsburg. Träger ist der Sozi aldienst katholischer Frauen. Die Bera tungsstellen wurden 2001 neu aufgestellt, nachdem Papst Johannes Paul II. unter sagt hatte, die für einen legalen Schwan gerschaftsabbruch nötigen Scheine auszustellen. Der SkF hatte in NeuUlm zuvor 25 Jahre Schwangere beraten.