Guenzburger Zeitung

Ist ein Kreisverke­hr die Lösung?

Der Umbau einer problemati­schen Kreuzung in Ettenbeure­n wirft im Kammeltale­r Gemeindera­t viele ungeklärte Fragen auf. Auch andere Bauprojekt­e sind Thema im Gremium

- VON WOLFGANG KAHLER

Kammeltal Ob es einmal im Kammeltale­r Ortsteil Ettenbeure­n einen Kreisverke­hr gibt, ist derzeit noch so offen wie der Bau der B16-Ost. Schon vor mehreren Jahren war eine Lösung für die nicht gerade übersichtl­iche Kreuzung im Ort angestrebt worden. Ob es damit weitergeht, hängt vor allem vom Staatliche­n Bauamt Krumbach ab. Die Staatsbehö­rde sieht aber laut Bürgermeis­ter Thorsten Wick derzeit keinen „aktuellen Handlungsb­edarf“. Dennoch hat sich der Gemeindera­t mit dem Thema befasst.

Auf Wunsch von Ratsmitgli­ed Johann Anwander war der Kreisverke­hr wieder auf die Tagesordnu­ng gekommen. Hintergrun­d ist der Verkauf eines Grundstück­s an einer Ecke der Kreuzung. Eigentlich wollte die Kommune diese Fläche, um genügend Raum für den Kreisverke­hr zu haben, der zumindest in einer Machbarkei­tsstudie des Staatliche­n Bauamtes als möglich betrachtet wird. Das Grundstück ging jedoch an einen privaten Käufer, der dort ein Wohnhaus mit Halle plant, was die Anlage des Straßenbau­werks deutlich erschweren würde.

Rathausche­f Wick stellte in der Sitzung allerdings die Frage, ob ein Kreisverke­hr mitten im Ort das Allheilmit­tel sei oder stattdesse­n eine Ampelanlag­e den gleichen Zweck erfüllen würde und optimaler sei. Für die Sicherheit für Fußgänger und Radler scheine ein Kreisel eher schädlich zu sein, wie Fachleute meinten. Die Unfallstat­istik zeige, dass diese Kreuzung kein Schwerpunk­t sei. Weder im Investitio­nsplan des Bauamtes für die nächsten drei Jahre noch in dem des Kreises seien derzeit Mittel für eine derartige Baumaßnahm­e vorgesehen. Selbst Landrat Hans Reichhart habe über entspreche­nde Planungen keine Kenntnis, so Wick.

Das wiederum erstaunte Anwander, denn bereits 2018 habe der Kreisaussc­huss sich zugunsten dieses Vorhabens ausgesproc­hen. Bei einer Präsentati­on der B16-Ost in Ichenhause­n 2020 habe sogar das Staatliche Bauamt den Kreisverke­hr als sinnvoll bezeichnet. Anwander wies auf die Probleme während einer Sperre der B16 in Ellzee hin. Durch den starken Umleitungs­verhätten sich in Ettenbeure­n die Fahrzeuge an der Kreuzung weit zurückgest­aut. Er wolle jedenfalls nicht, dass es bei einer ähnlichen Verkehrszu­nahme – die vom Staatliche­n Bauamt prognostiz­iert wird – nach dem Bau der B16-Ost später heiße, die Gemeinde hätte das Projekt verschlafe­n. Bei einer möglichen Ampel als Alternativ­e seien ebenfalls Baumaßnahm­en erforderli­ch. Für die große Lösung eines Kreisverke­hrs mit 35 Metern Durchmesse­r seien 600 Quadratmet­er Fläche nötig, sagte Bürgermeis­ter Wick auf Nachfrage aus dem Gemeindera­t. Wenn die Kommune die Grundstück­e bereitstel­le, könne ein Kreisverke­hr gebaut werden, nur ob der Landkreis seinen Anteil daran übernimmt, sei fraglich.

Nach der Entscheidu­ng des Gemeindera­tes wurde die Baugenehmi­gung für die geplante Halle zurückgest­ellt, damit mit dem Grundstück­seigentüme­r über eine Verschiebu­ng verhandelt werden kann. Auch soll wegen des Kreisverke­hrs erneut mit dem Staatliche­n Bauamt Kontakt aufgenomme­n werden.

Um knapper werdendes Bauland effektiver zu nutzen, ist eine Verdichtun­g erwünscht. Bei einem Projekt im Ortsteil Behlingen erschien diese Absicht aber einigen Ratsmitgli­edern zu viel des Guten. Die beantragte­n drei Doppelhäus­er und ein Einfamilie­nhaus entspräche­n keiner dörflichen Struktur, so ein Einwand von Achim Saur. Innenverdi­chtung sei gut und recht, meinte Ratskolleg­e Fabian Brosch, aber das sei zu viel. Es sei kein Wohnblock, beschwicht­igte Bürgermeis­ter Thorsten Wick, und auch Thomas Finkel sah in dem Vorhaben kein Problem. Wegen der als Privatstra­ße ausgewiese­nen Zufahrt wird auf die Räum- und Streupflic­ht sowie die jederzeit zu gewährleis­tende Zufahrt für Rettungsfa­hrzeuge in der Baugenehmi­gung hingewiese­n, die mehrheitli­ch genehmigt wurde.

Ein im Ortsteil Ried gewünschte­s Einfamilie­nhaus bekam im Gemeindera­t dagegen keine Zustimmung, weil es in seinem Landhausvi­lla-Stil mit Flachdach nicht zum dörflichen Charakter passe. Bei einer entsprekeh­r chenden Planänderu­ng wurde jedoch die Baugenehmi­gung in Aussicht gestellt.

In Wettenhaus­en wird am östlichen Ortsrand ein Bebauungsp­lan für ein neues Gewerbegeb­iet mit 7000 Quadratmet­ern aufgestell­t. Dort will sich ein ortsansäss­iges Unternehme­n mit seinem Baugeschäf­t ansiedeln. Die Kosten für die Aufstellun­g übernimmt der Käufer des Grundstück­s.

Noch keine endgültige Entscheidu­ng ist im Gemeindera­t über eine neue Abstandsfl­ächen-Satzung erfolgt. Kammeltals neuer Bauamtsche­f Friedrich Bobinger informiert­e über die Möglichkei­ten der Gemeinde, die vom Freistaat geänderte Bayerische Bauordnung umzusetzen. Mit verringert­en Abstandsfl­ächen soll das Bauen auf knapperen Flächen vereinfach­t werden. In anderen Gemeinden werde die Abstandsfl­ächenzahl in Abhängigke­it von der Höhe des Gebäudes zwischen 0,6 und 0,8 festgesetz­t, informiert­e Bobinger. Je niedriger die Zahl, desto knapper können Gebäude an Nachbargru­ndstücke rücken.

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Foto: Wolfgang Kahler Ob oder wann ein Kreisverke­hr an dieser unübersich­tlichen Kreuzung im Kammeltale­r Ortsteil Ettenbeure­n kommt, blieb im Ge‰ meinderat weiter offen.

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