Klimawandel nicht aus den Augen verlieren
Neue Förderung für mehr Klimaschutz am Gebäude
Aktuell dominiert und beschränkt die Corona-Krise weltweit das gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Leben. Die Klimakrise ist dabei in den Hintergrund gerückt. Sie ist nicht mehr so im Fokus. Dabei ist der Klimawandel mit seinen Folgen weitaus gravierender für die Menschheit. Er kommt schleichend und ist sehr komplex. Es gibt nicht das eine Virus, sondern zahlreiche Auslöser. Der Klimawandel verlangt eine nachhaltige Verhaltensänderung von uns allen.
Die Pandemie werden wir hoffentlich bald unter Kontrolle haben. Aber haben wir den passenden Impfstoff der uns vor dem Klimawandel schützt? Starkregenereignisse, Stürme, Dürre und Hitzerekorde – das sind Auswirkungen, die wir schon längst spüren – auch bei uns vor der Haustür. Zwar emittieren wir derzeit durch die Corona-bedingte verringerte Wirtschaftsleistung weniger CO2, aber wir emittieren. Doch wenn die Wirtschaft wieder angekurbelt wird, müssen wir unbedingt den Klimaschutz berücksichtigen und die Auswirkungen unseres Handelns im Blick haben. Es gibt nur diesen Weg.
Bis zum Jahr 2050 will die Bundesregierung einen klimaneutralen Gebäudebestand realisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, werden energieeffizientere Gebäude und ein höherer Anteil erneuerbarer Energien am Wärmeverbrauch benötigt. Energieeffiziente Gebäude sind ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende – etwa 30 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs entfallen auf diesen Bereich. Gut wäre es also, wenn wir unsere Bestandsgebäude energetisch sanieren und die Energiewende in den eigenen vier Wänden umsetzen würden.
Die Zeit, seine eigene zukünftige Energieversorgung zu sichern und bezahlbar zu machen, ist günstig: Die Technik ist vorhanden, die Handwerksbetriebe, die ihre Pläne in die Tat umsetzen, sind gut vorbereitet und für Sanierungsmaßnahmen und energieeffiziente Neubauten gibt es attraktive Darlehen und Zuschüsse.
Immobilien „enkeltauglich“machen und sanieren
Ob Solarthermie, Photovoltaik oder Speicherung von Solarstrom: innovative und umweltfreundliche Energieversorgung schafft Unabhängigkeit. Wer im Vorfeld sein Haus dann noch gut dämmt und somit seine Heizkosten reduziert, kann der nächsten Strom- und Heizkostenabrechnung gelassen entgegensehen. Nicht zu vergessen: Durch eine Sanierung wird der Wert einer Immobilie gesteigert. Diese Wertsteigerung ist für nachfolgende Generationen und potenzielle Käufer wichtig. Das Gebäude wird sozusagen „enkeltauglich“gemacht.
Den meisten Besitzern von älteren Häusern ist klar, dass sie mit geeigneten Sanierungsmaßnahmen Energie und Heizkosten sparen können. Vielen erscheint der Weg jedoch sehr kompliziert. Womit soll begonnen und wann beispielsweise müssen welche Förderungen beantragt werden? Die gleichen Fragen stellen sich auch bei der Planung eines Neubaus: Welche Bauart ist für mich geeignet? Passivhaus, Plusenergiehaus? Holz oder Massiv?
Zum Jahresbeginn ist die neue Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) gestartet. Damit bündelt die Bundesregierung ihre bisherigen Programme zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien im Gebäudebereich in einem modernisierten, vereinfachten und optimierten Förderangebot. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi.de) hat zur neuen BEG eine Liste mit häufig gestellten Fragen veröffentlicht, welche fortlaufend aktualisiert wird.
Förderprogramme werden in der BEG gebündelt
Die BEG ersetzt die bestehenden Programme zur Förderung von Energieeffizienz und Erneuerbaren Energien im Gebäudebereich – darunter das CO2-Gebäudesanierungsprogramm (Programme Energieeffizient Bauen und Sanieren), das Programm zur Heizungsoptimierung (HZO), das Anreizprogramm Energieeffizienz (APEE) und das Marktanreizprogramm zur Nutzung Erneuerbarer Energien im Wärmemarkt (MAP). Die Zuschüsse können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragt werden. Die Kreditvariante wird durch Kreditanstalt für Wiederaufbau (KFW) in Zusammenarbeit mit den Hausbanken umgesetzt. Gefördert werden anteilig an den förderfähigen Kosten:
● Maßnahmen an der Gebäudehülle (zum Beispiel Außenwände, Dachflächen, der Austausch von Türen und Fenstern) mit 20 Prozent
● Anlagentechnik (zum Beispiel Einbau und Austausch oder Optimierung raumlufttechnischer Anlagen) mit 20 Prozent
● Erneuerbare Energien für Heizungen (zum Beispiel Wärmepumpen, Biomasseanlagen, Hybridheizungen oder Solarthermieanlagen) mit 20 bis 45 Prozent
● Anschluss an ein erneuerbares Gebäude- oder Wärmenetz mit 30 bis 45 Prozent
● Maßnahmen zur Heizungsoptimierung (zum Beispiel hydraulischer Abgleich inklusive Austausch von Heizungspumpen) mit 20 Prozent
● sowie zur Verbrauchsoptimierung (zum Beispiel Efficiency Smart Home)
● Fachplanung und Baubegleitung mit 50 Prozent bis zu einem Betrag von 20 000 Euro pro Antrag und Kalenderjahr
● Notwendige Umfeldmaßnahmen für die Umsetzung einer Maßnahme (zum Beispiel Ausbau und Entsorgung einer Altheizung)
Die Zeichen stehen also gut für den Klimaschutz und der Immobilienbesitzer kann sich über neue Förderungen und steuerliche Vergünstigungen freuen. Damit Hausbesitzer und Bauherren Handwerker und Energieberater in ihrer Nähe finden, gibt es online unter klimaschutz-hwk-schwaben.de eine Betriebsdatenbank mit vielen Fachhandwerkern aus Schwaben.
Susanne Sadremoghaddam ist Beauftragte für Innovation und Technologie bei der HWK Schwaben