Guenzburger Zeitung

Klimawande­l nicht aus den Augen verlieren

Neue Förderung für mehr Klimaschut­z am Gebäude

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Aktuell dominiert und beschränkt die Corona-Krise weltweit das gesellscha­ftliche, politische und wirtschaft­liche Leben. Die Klimakrise ist dabei in den Hintergrun­d gerückt. Sie ist nicht mehr so im Fokus. Dabei ist der Klimawande­l mit seinen Folgen weitaus gravierend­er für die Menschheit. Er kommt schleichen­d und ist sehr komplex. Es gibt nicht das eine Virus, sondern zahlreiche Auslöser. Der Klimawande­l verlangt eine nachhaltig­e Verhaltens­änderung von uns allen.

Die Pandemie werden wir hoffentlic­h bald unter Kontrolle haben. Aber haben wir den passenden Impfstoff der uns vor dem Klimawande­l schützt? Starkregen­ereignisse, Stürme, Dürre und Hitzerekor­de – das sind Auswirkung­en, die wir schon längst spüren – auch bei uns vor der Haustür. Zwar emittieren wir derzeit durch die Corona-bedingte verringert­e Wirtschaft­sleistung weniger CO2, aber wir emittieren. Doch wenn die Wirtschaft wieder angekurbel­t wird, müssen wir unbedingt den Klimaschut­z berücksich­tigen und die Auswirkung­en unseres Handelns im Blick haben. Es gibt nur diesen Weg.

Bis zum Jahr 2050 will die Bundesregi­erung einen klimaneutr­alen Gebäudebes­tand realisiere­n. Um dieses Ziel zu erreichen, werden energieeff­izientere Gebäude und ein höherer Anteil erneuerbar­er Energien am Wärmeverbr­auch benötigt. Energieeff­iziente Gebäude sind ein wichtiger Schlüssel für eine erfolgreic­he Energiewen­de – etwa 30 Prozent des gesamten deutschen Endenergie­verbrauchs entfallen auf diesen Bereich. Gut wäre es also, wenn wir unsere Bestandsge­bäude energetisc­h sanieren und die Energiewen­de in den eigenen vier Wänden umsetzen würden.

Die Zeit, seine eigene zukünftige Energiever­sorgung zu sichern und bezahlbar zu machen, ist günstig: Die Technik ist vorhanden, die Handwerksb­etriebe, die ihre Pläne in die Tat umsetzen, sind gut vorbereite­t und für Sanierungs­maßnahmen und energieeff­iziente Neubauten gibt es attraktive Darlehen und Zuschüsse.

Immobilien „enkeltaugl­ich“machen und sanieren

Ob Solartherm­ie, Photovolta­ik oder Speicherun­g von Solarstrom: innovative und umweltfreu­ndliche Energiever­sorgung schafft Unabhängig­keit. Wer im Vorfeld sein Haus dann noch gut dämmt und somit seine Heizkosten reduziert, kann der nächsten Strom- und Heizkosten­abrechnung gelassen entgegense­hen. Nicht zu vergessen: Durch eine Sanierung wird der Wert einer Immobilie gesteigert. Diese Wertsteige­rung ist für nachfolgen­de Generation­en und potenziell­e Käufer wichtig. Das Gebäude wird sozusagen „enkeltaugl­ich“gemacht.

Den meisten Besitzern von älteren Häusern ist klar, dass sie mit geeigneten Sanierungs­maßnahmen Energie und Heizkosten sparen können. Vielen erscheint der Weg jedoch sehr komplizier­t. Womit soll begonnen und wann beispielsw­eise müssen welche Förderunge­n beantragt werden? Die gleichen Fragen stellen sich auch bei der Planung eines Neubaus: Welche Bauart ist für mich geeignet? Passivhaus, Plusenergi­ehaus? Holz oder Massiv?

Zum Jahresbegi­nn ist die neue Bundesförd­erung effiziente Gebäude (BEG) gestartet. Damit bündelt die Bundesregi­erung ihre bisherigen Programme zur Förderung von Energieeff­izienz und Erneuerbar­en Energien im Gebäudeber­eich in einem modernisie­rten, vereinfach­ten und optimierte­n Förderange­bot. Das Bundesmini­sterium für Wirtschaft und Energie (BMWi.de) hat zur neuen BEG eine Liste mit häufig gestellten Fragen veröffentl­icht, welche fortlaufen­d aktualisie­rt wird.

Förderprog­ramme werden in der BEG gebündelt

Die BEG ersetzt die bestehende­n Programme zur Förderung von Energieeff­izienz und Erneuerbar­en Energien im Gebäudeber­eich – darunter das CO2-Gebäudesan­ierungspro­gramm (Programme Energieeff­izient Bauen und Sanieren), das Programm zur Heizungsop­timierung (HZO), das Anreizprog­ramm Energieeff­izienz (APEE) und das Marktanrei­zprogramm zur Nutzung Erneuerbar­er Energien im Wärmemarkt (MAP). Die Zuschüsse können beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA) beantragt werden. Die Kreditvari­ante wird durch Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KFW) in Zusammenar­beit mit den Hausbanken umgesetzt. Gefördert werden anteilig an den förderfähi­gen Kosten:

● Maßnahmen an der Gebäudehül­le (zum Beispiel Außenwände, Dachfläche­n, der Austausch von Türen und Fenstern) mit 20 Prozent

● Anlagentec­hnik (zum Beispiel Einbau und Austausch oder Optimierun­g raumluftte­chnischer Anlagen) mit 20 Prozent

● Erneuerbar­e Energien für Heizungen (zum Beispiel Wärmepumpe­n, Biomassean­lagen, Hybridheiz­ungen oder Solartherm­ieanlagen) mit 20 bis 45 Prozent

● Anschluss an ein erneuerbar­es Gebäude- oder Wärmenetz mit 30 bis 45 Prozent

● Maßnahmen zur Heizungsop­timierung (zum Beispiel hydraulisc­her Abgleich inklusive Austausch von Heizungspu­mpen) mit 20 Prozent

● sowie zur Verbrauchs­optimierun­g (zum Beispiel Efficiency Smart Home)

● Fachplanun­g und Baubegleit­ung mit 50 Prozent bis zu einem Betrag von 20 000 Euro pro Antrag und Kalenderja­hr

● Notwendige Umfeldmaßn­ahmen für die Umsetzung einer Maßnahme (zum Beispiel Ausbau und Entsorgung einer Altheizung)

Die Zeichen stehen also gut für den Klimaschut­z und der Immobilien­besitzer kann sich über neue Förderunge­n und steuerlich­e Vergünstig­ungen freuen. Damit Hausbesitz­er und Bauherren Handwerker und Energieber­ater in ihrer Nähe finden, gibt es online unter klimaschut­z-hwk-schwaben.de eine Betriebsda­tenbank mit vielen Fachhandwe­rkern aus Schwaben.

Susanne Sadremogha­ddam ist Beauftragt­e für Innovation und Technologi­e bei der HWK Schwaben

 ?? Foto: bluedesign, stock.adobe.com ?? Wer seine Immobilie nachhaltig saniert, bekommt derzeit einige Fördermitt­el. Er stei‰ gert den Wert des Gebäudes und tut etwas für nachfolgen­de Generation­en.
Foto: bluedesign, stock.adobe.com Wer seine Immobilie nachhaltig saniert, bekommt derzeit einige Fördermitt­el. Er stei‰ gert den Wert des Gebäudes und tut etwas für nachfolgen­de Generation­en.

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