Abiturprüfungen unter besonderen Vorzeichen
Am heutigen Mittwoch beginnen im Landkreis Günzburg die Prüfungen. Wie Schüler und Schulleiter die Vorbereitungen unter etwas anderen Vorzeichen erlebt haben
Zum zweiten Mal bereits finden Abiturprüfungen in der CoronaPandemie statt. Wir haben Schüler und Schulleiter befragt.
Landkreis Günzburg Eine der wohl wichtigsten Fragen im Abitur lautet: Für welches Motto entscheidet sich der Jahrgang? Am Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasium fiel die Wahl auf: Abiwood. Zwölf Jahre im falschen Film. Wie im falschen Film muss man sich in der Schule sicher nicht immer fühlen, mit Blick auf das vergangene und dieses Schuljahr allerdings könnte das Motto kaum passender sein. Wechselunterricht, Abstände und Masken statt Jahrgangspartys, gemeinsames Pauken und Abifahrt.
Wenigstens sollten jetzt aber die Prüfungen reibungslos über die Bühne gehen, als erstes ist Deutsch an der Reihe. Zu Beginn der Woche sind die Abiturienten via Internet über die Abläufe belehrt worden, wie Schulleiter Peter Lang vom Dossenberger-Gymnasium erklärt.
Während die Schüler in der Vorbereitungszeit ihre Corona-Tests für den Unterricht meist montags, mittwochs und freitags absolviert haben, kam diese Woche noch der Dienstag als Testtag hinzu. Schließlich dürfen die Testergebnisse nicht älter als 24 Stunden sein.
Fakt ist aber auch: Eine Testpflicht besteht für die Teilnahme an den Prüfungen nicht. Sie sind laut Gesetz kein Unterricht und somit darf jeder Schüler selbst entscheiden, wie er es macht. Im Vorfeld war deswegen von mancher Stelle Kritik gekommen, weil so die An
erhöht würde. Die Schulen aber sind, soweit es geht, vorbereitet. „Wir teilen jeden Kurs in drei Räume auf“, beschreibt Schulleiter Lang: „Einen für die Getesteten, einen für die Nicht-Getesteten und noch mal einen für diejenigen mit einem erhöhten Risiko, krank zu werden.“
Wie viele sich letztendlich testen lassen werden, bleibt abzuwarten. Schülerin Janine Beinhauer erzählt, dass sie von ihrem Jahrgang in Krumbach noch von niemandem gehört habe, dass er dagegen sei.
Verständlich ist die Angst natürlich, weil positiv getestete Schüler auf einen neuen Termin ausweichen müssten. Benachteiligt würden sie deshalb aber nicht. „Bei diesem Thema war viel Hype dabei. Die Schüler sollen sich einfach treu bleiben, alles andere ist nur sinnlose Pa
beschwichtigt Norbert Rehfuß, Rektor des Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasiums.
Auch in diesem Jahr haben die Schulen die Möglichkeit, auf größere als die Klassenräume auszuweichen. In Krumbach etwa geht es ab in die Turnhalle und in den benachbarten Pavillon. „Wir haben einen Plan, einen Notfallplan und einen Notfallplan für den Notfallplan“, betont Rehfuß. Die Schüler könnten sich also ganz in Ruhe auf sich selbst und den Schulstoff konzentrieren, während die Schulleitung alles dafür gebe, dass das Abitur erfolgreich stattfinde.
Beinhauer, 19-jährige Schülerin aus Thannhausen, macht sich da gar keine Sorgen. Zwar sei die Vorbereitung etwas schwieriger gewesen als üblich. Durch die hohe Inzidenzzahl im Landkreis war die Absteckungsgefahr schlussklasse in den vergangenen Wochen aber diejenige gewesen, die deutlich mehr Präsenzunterricht hatte als alle anderen Schüler. In den Phasen, in denen mehr los war an der Schule und die Abiturienten in den Wechselunterricht mussten, war das Lernen allerdings tatsächlich etwas problematisch. „Den Schulstoff haben wir daheim nicht so gut mitgekriegt. Aber was will man machen?“Auch Christian Herbolzheimer, 17-jähriger Schüler aus Offingen, und seine Mitstreiter hatten kaum Schwierigkeiten: „Wir sind immer sicherer damit geworden, wie wir es machen“, sagt er über den Wechselunterricht.
Trotz schwieriger Umstände haben die Abiturienten sogar eine Mottowoche auf die Beine gestellt. Und auch die Gemeinschaft hat laut Beinhauer nicht allzu sehr gelitten. „Es ist schon schade, immer einen Platz Abstand zu haben, aber wir konnten ja trotzdem reden, auch in den Pausen“, erzählt die 19-Jährige.
126 Abiturienten gibt es dieses Jahr am Krumbacher Gymnasium, am Dossenberger-Gymnasium sind es 108, im Landkreis Günzburg etwa 460 und in ganz Schwaben rund 4800, wie das bayerische Kultusministerium mitteilt.
Im Vergleich zum sonst üblichen Lehrplan wurde wegen der Pandenikmache“, mie der Umfang des Stoffes etwas reduziert, berichtet Direktor Peter Lang. Janine Beinhauer sagt, dass dies in Mathe am meisten aufgefallen sei. In Deutsch gab es nach wie vor jede Menge Werke zu lesen und in Latein zum Beispiel, das sich Beinhauer als drittes schriftliches Prüfungsfach ausgewählt hat, gäbe es ohnehin keine festen Themenblöcke, die aufeinander aufbauten. In Latein übrigens war es trotz Corona sogar möglich, den Leistungskurs der elften und zwölften Klasse zusammenzunehmen, um auf eine vernünftige Kursgröße zu kommen.
Neben den drei schriftlichen Fächern, das letzte wird kurz vor den Pfingstferien geprüft, stehen für die Abiturienten noch zwei mündliche Prüfungen an. Dann haben sie es geschafft, und auch die Schulleitungen haben dann das schon zum zweiten Mal das ungewöhnliche Prozedere hinter sich. Trotz des Mehraufwands bleibt Peter Lang ganz optimistisch: „Wir sind guter Dinge, dass alles klappt.“
Ihre Abitur-Pullis haben die Schüler in Krumbach bereits geliefert bekommen, die Abizeitung ist in Arbeit. Ob es den im Juli geplanten Ball geben wird, ist noch nicht absehbar, die Hoffnung aber ist groß. Auch der Jahrgang am Dossenberger-Gymnasium hat eine offizielle Verabschiedung und Feste wenigstens geplant. Hier hat sich die Pandemie übrigens sogar im Motto durchgesetzt, es heißt: „Coronabier – die Schule war öfter dicht als wir.“
Sogar eine Mottowoche auf die Beine gestellt