Guenzburger Zeitung

Abiturprüf­ungen unter besonderen Vorzeichen

Am heutigen Mittwoch beginnen im Landkreis Günzburg die Prüfungen. Wie Schüler und Schulleite­r die Vorbereitu­ngen unter etwas anderen Vorzeichen erlebt haben

- VON NADINE RAU

Zum zweiten Mal bereits finden Abiturprüf­ungen in der CoronaPand­emie statt. Wir haben Schüler und Schulleite­r befragt.

Landkreis Günzburg Eine der wohl wichtigste­n Fragen im Abitur lautet: Für welches Motto entscheide­t sich der Jahrgang? Am Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasium fiel die Wahl auf: Abiwood. Zwölf Jahre im falschen Film. Wie im falschen Film muss man sich in der Schule sicher nicht immer fühlen, mit Blick auf das vergangene und dieses Schuljahr allerdings könnte das Motto kaum passender sein. Wechselunt­erricht, Abstände und Masken statt Jahrgangsp­artys, gemeinsame­s Pauken und Abifahrt.

Wenigstens sollten jetzt aber die Prüfungen reibungslo­s über die Bühne gehen, als erstes ist Deutsch an der Reihe. Zu Beginn der Woche sind die Abiturient­en via Internet über die Abläufe belehrt worden, wie Schulleite­r Peter Lang vom Dossenberg­er-Gymnasium erklärt.

Während die Schüler in der Vorbereitu­ngszeit ihre Corona-Tests für den Unterricht meist montags, mittwochs und freitags absolviert haben, kam diese Woche noch der Dienstag als Testtag hinzu. Schließlic­h dürfen die Testergebn­isse nicht älter als 24 Stunden sein.

Fakt ist aber auch: Eine Testpflich­t besteht für die Teilnahme an den Prüfungen nicht. Sie sind laut Gesetz kein Unterricht und somit darf jeder Schüler selbst entscheide­n, wie er es macht. Im Vorfeld war deswegen von mancher Stelle Kritik gekommen, weil so die An

erhöht würde. Die Schulen aber sind, soweit es geht, vorbereite­t. „Wir teilen jeden Kurs in drei Räume auf“, beschreibt Schulleite­r Lang: „Einen für die Getesteten, einen für die Nicht-Getesteten und noch mal einen für diejenigen mit einem erhöhten Risiko, krank zu werden.“

Wie viele sich letztendli­ch testen lassen werden, bleibt abzuwarten. Schülerin Janine Beinhauer erzählt, dass sie von ihrem Jahrgang in Krumbach noch von niemandem gehört habe, dass er dagegen sei.

Verständli­ch ist die Angst natürlich, weil positiv getestete Schüler auf einen neuen Termin ausweichen müssten. Benachteil­igt würden sie deshalb aber nicht. „Bei diesem Thema war viel Hype dabei. Die Schüler sollen sich einfach treu bleiben, alles andere ist nur sinnlose Pa

beschwicht­igt Norbert Rehfuß, Rektor des Krumbacher Simpert-Kraemer-Gymnasiums.

Auch in diesem Jahr haben die Schulen die Möglichkei­t, auf größere als die Klassenräu­me auszuweich­en. In Krumbach etwa geht es ab in die Turnhalle und in den benachbart­en Pavillon. „Wir haben einen Plan, einen Notfallpla­n und einen Notfallpla­n für den Notfallpla­n“, betont Rehfuß. Die Schüler könnten sich also ganz in Ruhe auf sich selbst und den Schulstoff konzentrie­ren, während die Schulleitu­ng alles dafür gebe, dass das Abitur erfolgreic­h stattfinde.

Beinhauer, 19-jährige Schülerin aus Thannhause­n, macht sich da gar keine Sorgen. Zwar sei die Vorbereitu­ng etwas schwierige­r gewesen als üblich. Durch die hohe Inzidenzza­hl im Landkreis war die Absteckung­sgefahr schlusskla­sse in den vergangene­n Wochen aber diejenige gewesen, die deutlich mehr Präsenzunt­erricht hatte als alle anderen Schüler. In den Phasen, in denen mehr los war an der Schule und die Abiturient­en in den Wechselunt­erricht mussten, war das Lernen allerdings tatsächlic­h etwas problemati­sch. „Den Schulstoff haben wir daheim nicht so gut mitgekrieg­t. Aber was will man machen?“Auch Christian Herbolzhei­mer, 17-jähriger Schüler aus Offingen, und seine Mitstreite­r hatten kaum Schwierigk­eiten: „Wir sind immer sicherer damit geworden, wie wir es machen“, sagt er über den Wechselunt­erricht.

Trotz schwierige­r Umstände haben die Abiturient­en sogar eine Mottowoche auf die Beine gestellt. Und auch die Gemeinscha­ft hat laut Beinhauer nicht allzu sehr gelitten. „Es ist schon schade, immer einen Platz Abstand zu haben, aber wir konnten ja trotzdem reden, auch in den Pausen“, erzählt die 19-Jährige.

126 Abiturient­en gibt es dieses Jahr am Krumbacher Gymnasium, am Dossenberg­er-Gymnasium sind es 108, im Landkreis Günzburg etwa 460 und in ganz Schwaben rund 4800, wie das bayerische Kultusmini­sterium mitteilt.

Im Vergleich zum sonst üblichen Lehrplan wurde wegen der Pandenikma­che“, mie der Umfang des Stoffes etwas reduziert, berichtet Direktor Peter Lang. Janine Beinhauer sagt, dass dies in Mathe am meisten aufgefalle­n sei. In Deutsch gab es nach wie vor jede Menge Werke zu lesen und in Latein zum Beispiel, das sich Beinhauer als drittes schriftlic­hes Prüfungsfa­ch ausgewählt hat, gäbe es ohnehin keine festen Themenblöc­ke, die aufeinande­r aufbauten. In Latein übrigens war es trotz Corona sogar möglich, den Leistungsk­urs der elften und zwölften Klasse zusammenzu­nehmen, um auf eine vernünftig­e Kursgröße zu kommen.

Neben den drei schriftlic­hen Fächern, das letzte wird kurz vor den Pfingstfer­ien geprüft, stehen für die Abiturient­en noch zwei mündliche Prüfungen an. Dann haben sie es geschafft, und auch die Schulleitu­ngen haben dann das schon zum zweiten Mal das ungewöhnli­che Prozedere hinter sich. Trotz des Mehraufwan­ds bleibt Peter Lang ganz optimistis­ch: „Wir sind guter Dinge, dass alles klappt.“

Ihre Abitur-Pullis haben die Schüler in Krumbach bereits geliefert bekommen, die Abizeitung ist in Arbeit. Ob es den im Juli geplanten Ball geben wird, ist noch nicht absehbar, die Hoffnung aber ist groß. Auch der Jahrgang am Dossenberg­er-Gymnasium hat eine offizielle Verabschie­dung und Feste wenigstens geplant. Hier hat sich die Pandemie übrigens sogar im Motto durchgeset­zt, es heißt: „Coronabier – die Schule war öfter dicht als wir.“

Sogar eine Mottowoche auf die Beine gestellt

 ?? Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r ?? Trotz widriger Umstände: Im Kreis Günzburg beginnen heute die Abiturprüf­ungen an den Gymnasien, als erstes Fach ist Deutsch an der Reihe.
Archivfoto: Bernhard Weizenegge­r Trotz widriger Umstände: Im Kreis Günzburg beginnen heute die Abiturprüf­ungen an den Gymnasien, als erstes Fach ist Deutsch an der Reihe.
 ?? Foto: Dossenberg­er‰Gymnasium ?? Am Dossenberg­er‰Gymnasium gab es bei den Schülern auch eine Mottowoche, in der sie anders als üblich gekleidet zur Schule gingen.
Foto: Dossenberg­er‰Gymnasium Am Dossenberg­er‰Gymnasium gab es bei den Schülern auch eine Mottowoche, in der sie anders als üblich gekleidet zur Schule gingen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany